Berlin

Seite an Seite: Promis, Profis und Bürger

Berlin. Die Schauspielerin Senta Berger steht nach der Ansprache des neuen Bundespräsidenten mit getönter Brille am Ausgang des Reichstags, einige Meter weiter geben Parteivorsitzende ihre ersten Erklärungen ab. Selten kommen so unterschiedliche Menschen wie bei einer Bundesversammlung in Deutschland zusammen.

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Berlin. Die Schauspielerin Senta Berger steht nach der Ansprache des neuen Bundespräsidenten mit getönter Brille am Ausgang des Reichstags, einige Meter weiter geben Parteivorsitzende ihre ersten Erklärungen ab. Selten kommen so unterschiedliche Menschen wie bei einer Bundesversammlung in Deutschland zusammen.

Da sitzt Moderator Frank Elstner neben Familienministerin Ursula von der Leyen. Promis, Profis und normale Bürger begegnen sich. „Bewegend, einfach, plastisch“, fand etwa Senta Berger die erste Rede des frisch zum Bundespräsidenten gewählten Joachim Gauck. Umringt von Autogrammjägerinnen aus allen Fraktionen war auch der Schauspieler Jan Josef Liefers. Mit Gauck werde ein Stück von ihm gewählt, hatte der ostdeutsche Schauspieler noch vor der Wahl gesagt.

Für viele bedeutet die Mitgliedschaft in der Bundesversammlung, die sich eigens für diese eine Wahl konstituiert, auch die Anerkennung ihrer eigenen Person. Die Mutter der beim Amoklauf von Winnenden getöteten Referendarin Nina Mayer, Gisela Mayer etwa, sieht sich wertgeschätzt in ihrer Arbeit gegen Gewalt und Waffenmissbrauch. Auch der rheinland-pfälzische Spitzenleichtathlet Christian Reif bezeichnet es als „große Ehre“, der Bundesversammlung anzugehören.

Roland Jahn, der heute wie einst Gauck die Stasiunterlagenbehörde leitet und die Wahl als Gast verfolgte, sagte: „Ich hoffe, dass man den Streit durch ihn wieder als produktives Element entdecken kann.“ Gaucks Thema Freiheit sei die Grundlage für alle Themen. „Wir werden viele Differenzen mit ihm haben“, stellte die Mainzer Grünen-Abgeordnete Tabea Rößner fest. Aber es sei nicht schlimm, mit dem Bundespräsidenten nicht immer einer Meinung zu sein. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles betonte: „Joachim Gauck hat den Menschen wirklich etwas zu sagen.“ Der Koblenzer CDU-Abgeordnete Michael Fuchs sprach indes auch aus, was vielen an diesem Wochenende auch durch den Kopf ging: „Das Amt des Bundespräsidenten braucht wieder etwas Normalität.“

Rena Lehmann