Neuss

Mehrfach Cyber-Attacken gegen Krankenhäuser

Hacker haben schon die Computer des Bundestags angegriffen. Auch Krankenhäuser sind ein Ziel von Cyber-Attacken. Jüngstes Opfer ist das Lukaskrankenhaus in Neuss.

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Von Ulrike Hofsähs (dpa)

Die IT-Systeme von Krankenhäusern sind vermehrt Hacker-Angriffen ausgesetzt. Nach einer Cyber-Attacke am Mittwoch hat das städtische Lukaskrankenhaus in Neuss seine gesamten IT-Systeme heruntergefahren. Am Freitag war die 540-Betten-Klinik noch offline, bestätigte Sprecherin Ulla Dahmen. Die Arbeit des Krankenhauses war stark eingeschränkt. Einen Erpressungsversuch gab es nicht.

Erpressung mittels Virenattacke

Dagegen kennt die Krankenhausgesellschaft (KGNW) den Fall einer Klinik aus dem Ruhrgebiet, die durch eine Virenattacke zur Zahlung von Geld gezwungen werden sollte. „Sie sind erpresst worden. Es erschien ein Hinweis, dass nach einer Geldzahlung der Virus wieder eliminiert wird“, sagte KGNW-Sprecher Lothar Kratz über den Fall von August 2015. Ein ähnlicher Erpressungsversuch sei aus einer Arztpraxis in Baden-Württemberg bekannt.

Im Fall der Attacke gegen das Lukaskrankenhaus ist das Landeskriminalamt (LKA) eingeschaltet. Vier Cybercrime-Experten begannen am Donnerstag, in der Klinik zu ermitteln. Dem LKA sei eine weitere Attacke auf ein Krankenhaussystem Ende 2015 bekannt, sagte eine Sprecherin ohne weitere Details zu nennen. Die aktuell betroffene Klinik weiß von weiteren Betroffenen.

Jede siebte Operation in Neusser Krankenhaus ausgefallen

In Neuss hatte der mehrtägige Ausfall gravierende Folgen. „Etwa 15 Prozent der Operationen haben nicht stattgefunden“, erklärte das Krankenhaus. Es werde, wie noch vor 15 Jahren, gedruckt und gefaxt. „Wir haben viele Boten, die hin- und herlaufen und Papier verteilten“, sagte Ulla Dahmen. Die Versorgung der Patienten sei nie gefährdet gewesen. Ihre Daten seien sicher.

Die schädliche Software ist offenbar schwer zu packen. „Stündlich verändert sich der Code“, berichtete die Sprecherin des Krankenhauses. Das erschwere die Installation eines Antivirenprogramms. Der Virus war offenbar im Anhang einer E-Mail mit dem Betreff „Rechnung“ versteckt. Das Krankenhaus hatte von sich aus die Öffentlichkeit informiert. Die Krankenhausgesellschaft hat ihre 365 Mitglieder angeschrieben und nach weiteren Fällen gefragt.