Berlin

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Energietrend: Für wen lohnen sich Wärmepumpen?

Von Jan Drebes
Viele Immobilienbesitzer sind verunsichert, ob sie ihre Gas- und Ölheizung jetzt schnell austauschen sollen. Und wenn ja, welches System den besten Ersatz bieten würde, um auf erneuerbare Energien umzustellen. Lohnt sich immer die Wärmepumpe (Foto), die jetzt in aller Munde ist?  Foto: Silas Stein/dpa
Viele Immobilienbesitzer sind verunsichert, ob sie ihre Gas- und Ölheizung jetzt schnell austauschen sollen. Und wenn ja, welches System den besten Ersatz bieten würde, um auf erneuerbare Energien umzustellen. Lohnt sich immer die Wärmepumpe (Foto), die jetzt in aller Munde ist? Foto: Silas Stein/dpa

Die Bundesregierung plant eine Offensive zum Einbau einer umweltfreundlichen Alternative zur Öl- und Gasheizung – Eigentümer sollten sich allerdings genau informieren, denn eine Wärmepumpe ist teuer und Energieberater oft ausgebucht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu der Trend-Technologie.

Lesezeit: 3 Minuten
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Die Energie für warmes Wasser und Heizungen kommt in Deutschland in den allermeisten Fällen aus fossilen Quellen. Etwa die Hälfte der Wohnungen wird mit Erdgas beheizt, ein Viertel mit Öl. Angesichts des Einbauverbots neuer Ölheizungen ab 2026 und der aktuellen Gaskrise fragen sich viele Immobilienbesitzer, auf welche erneuerbare Energiequelle sie ihr Heizungssystem umrüsten sollten.

Wärmepumpen erfahren einen Hype, die Bundesregierung will ihren Einbau beschleunigen. 500.000 Stück sollen ab 2024 pro Jahr in Deutschland installiert werden. Bis 2030 sollen es sechs Millionen sein. Was steckt dahinter? Und für wen lohnt sich der Umbau? Wir beantworten wichtige Fragen.

1. Wie funktioniert eine Wärmepumpe und welche Alternativen gibt es?

Wärmepumpen arbeiten wie ein Kühlschrank, nur andersherum: Die Pumpen nehmen aus dem Erdreich oder der Luft Wärme auf. Die trifft in den Geräten auf ein Kältemittel, das verdampft. Der Dampf wird in einen Verdichter gepresst und weiter erhitzt. Dies wird genutzt, um den Heizkreislauf zu erwärmen. Danach wird der Dampf kondensiert, wobei er seine Wärme wieder abgibt. Das System benötigt Strom. Alternativen sind beispielsweise der Anschluss des Hauses an ein Fernwärmenetz, das mit regenerativer Energie betrieben wird – etwa mit Solarthermie. Auch Pelletheizungen sind regenerativ, sie sind jedoch wegen des Verbrennungsvorgangs und des CO2-Ausstoßes umstritten.

2. Was wird bei Wärmepumpen gefördert?

Der Einbau von Wärmepumpen in Bestandsbauten wird mit 35 Prozent der Investitionskosten gefördert, beim Ersatz von Ölheizungen sind es 45 Prozent. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) sagte nach einem Wärmepumpen-Gipfel in dieser Woche, über zwei Förderprogramme über die Staatsbank KfW sollten energetische Stadtsanierung und gebäudeübergreifende Quartierssanierung mitentwickelt werden. Die Wärmewende müsse außerdem bezahlbar sein. „Wärmepumpen müssen sich auch jene leisten können, die mit schmalem Geldbeutel haushalten müssen“, so Geywitz.

3. Wie teuer ist eine Wärmepumpe?

Energieexperten geben an, dass moderne und hochwertige Pumpen knapp 10.000 Euro kosten, zuzüglich Einbau. Die Werte schwanken jedoch stark und sind abhängig von der Größe und Leistungsfähigkeit der Wärmepumpen. Zu beachten ist: Bei Erdreichbohrungen kommen die Kosten dafür hinzu. Dies entfällt bei Pumpen, die die Wärme aus der Luft ziehen.

Einbau kann auch vor der energetischen Sanierung schon Sinn ergeben

4. Wie sollten Eigentümer am besten vorgehen?

Generell gilt, dass Hausbesitzer sich von Energieberatern einen Plan erstellen lassen sollten, welche Maßnahmen und welche Heizsysteme im jeweiligen Objekt Sinn ergeben. Der Deutschlandchef des Thinktanks Agora Energiewende, Simon Müller, rät hingegen zum Umdenken: „Bislang galt, dass man immer erst sein Haus energetisch sanieren sollte, bevor eine Öl- oder Gasheizung gegen eine Wärmepumpe getauscht wird.“ Davon müsse man sich verabschieden.

„Um kurzfristig von teuren fossilen Energieträgern wegzukommen, kann auch der Einbau einer Wärmepumpenanlage vor einer umfangreichen energetischen Sanierung Sinn ergeben.“ Zumal die heutigen Anlagen so gebaut seien, dass sie variable Vorlauftemperaturen je nach Außentemperatur ermöglichten und nicht immer die volle Leistung abrufen müssten. „So lässt sich der Verbrauch auch zu groß dimensionierter Wärmepumpen begrenzen“, sagt Müller. Sie könnten damit deutlich wirtschaftlicher als Gas- oder Ölheizungen sein, wenn die Preise für die fossilen Energieträger weiterhin so hoch blieben.

5. Wo findet man denn gute Energieberater?

Jürgen Leppig, Vorsitzender des Bundesverbandes der Energieberater, sagt: „Um an einen guten Energieberater zu kommen, sollte man sich im Freundes- und Bekanntenkreis umhören. Ansonsten gibt es über die Internetseite energie-effizienz-experten.de eine Liste mit geprüften Beratern.“ Auch über den Verband gih.de gebe es gute Berater. „Ein gutes Mittel für eine kostengünstige Beratung ist der staatlich geförderte individuelle Sanierungsfahrplan“, so Leppig.

Foto: dpa/Daniel Maurer

6. Was brauchen Wärmepumpen, um effizient arbeiten zu können?

Wärmepumpen erzeugen in der Regel nicht so eine hohe Vorlauftemperatur für die Erwärmung der Heizkörper, wie es Öl- oder Gasheizungen tun. Um den Raum dennoch warm zu bekommen, braucht es eher großflächige Heizkörper.

7. Welche Nachteile gibt es?

Wärmepumpen benötigen Platz und waren bislang mitunter laut. Das kann bei dichter Bebauung Nachbarn stören.

Ein gutes Mittel für eine kostengünstige Beratung ist der staatlich geförderte individuelle Sanierungsfahrplan.

Energieberater Jürgen Leppig

8. Wie könnten Wärmepumpen im Altbau eingesetzt werden?

Energieberater Leppig setzt auf ein ungewöhnliches Heizkörpersystem. „Ein Problem ist häufig der Altbau“, sagt er. „Da kann es Sinn ergeben, eine Wasser führende Deckenheizung einzubauen in Kombination mit einer Wärmepumpe im Keller oder Innenhof und einer Fotovoltaikanlage.“ Deckenheizungen haben nach seinen Angaben den Vorteil, dass sie sehr effizient sind, keinen Platz wegnehmen und im Sommer sogar kühlen können. Das geht, indem die Wärmepumpe quasi rückwärts läuft.

9. Berater sind oft ausgebucht, Lieferzeiten und Handwerkermangel bremsen den Umstieg. Was kann kurzfristig helfen ohne neues Heizungssystem?

„Einfach und kostengünstig machbar ist es, die Kellerdecke zu dämmen sowie die letzte Geschossdecke, also die Decke zum Dachboden“, sagt Energieberater Leppig. Außerdem sollte auf eine möglichst hohe Luftdichtheit der Fenster geachtet werden, kombiniert mit einer Lüftungsanlage. Er rät außerdem: „Lassen Sie die Heizung richtig einstellen, den hydraulischen Abgleich machen, und bauen Sie Hocheffizienzpumpen ein. So können Sie kurzfristig Energie einsparen.“