Deutsche Piloten auf heikler Mission
Von André Klohn
Die Soldaten sind Teil der deutschen Beteiligung am Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Kurz nach dem Übungsflug des Tornados gibt der Bundestag dafür grünes Licht.
„Dieser Einsatz ist sicherlich gefährlich“, sagt Geschwader-Kommodore Michael Krah. „Sorgen muss man sich natürlich machen, aber keine übertriebenen.“ Der Einsatz in Syrien gilt als eine der heikelsten Missionen in der Geschichte der Bundeswehr. Bereits in der kommenden Woche sollen die ersten Maschinen von Schleswig-Holstein aus in Richtung Türkei aufbrechen. Zunächst werden rund 50 Soldaten in Incirlik stationiert. Wie viele weitere aus Jagel folgen werden, steht noch nicht fest. Nach derzeitigen Planungen nehmen auch zwei Tornados aus dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel an der Mission teil.
Aufklärerflieger können Daten noch aus der Luft übertragen
Sechs Maschinen sollen in der Türkei stationiert werden und von dort voraussichtlich erstmals im Januar zu Aufklärungsflügen nach Syrien starten. Mit den dabei gewonnenen Informationen will Deutschland jene Nationen unterstützen, die Luftangriffe gegen mutmaßliche IS-Stellungen fliegen, nicht zuletzt Frankreich. Der Einsatz ist eine Antwort Deutschlands auf die Terroranschläge von Paris. Ihre Daten können die Aufklärungsflieger direkt aus der Luft an die Bodenstationen übertragen. Ihre Reichweite beträgt nach Angaben der Bundeswehr mehrere Hundert Kilometer.
Zuletzt hatte es Zweifel am Zustand vieler Jets der Luftwaffe gegeben. Nach einem Ministeriumsbericht sind von den 66 insgesamt verfügbaren Tornados derzeit nur 29 einsatzbereit. Der 40-jährige Tornado-Pilot Alexander hat am Zustand seines Fliegers keinen Zweifel: „Auch wenn die Hülle schon 21 Jahre im Einsatz ist, das Innere der Maschinen ist absolut modern.“ Er saß bereits während des Afghanistan-Einsatzes mehrfach im Cockpit eines Tornados.
Sein Kommodore ist davon überzeugt, dass die Maschinen für den Einsatz gegen den IS einen Mehrwert bringen. „Aufklärung kann man nie genug haben“, sagt Krah. Die Jets sind wesentlich flexibler als eine Drohne. „Mit ihnen kann man große Flächen abdecken, mit detaillierten Bildern.“ Unter ihrem Rumpf befindet sich ein Behälter mit optischen Kameras und Infrarot-Scanner. Die Flieger kamen bereits während des Kosovokrieges und in Afghanistan zum Einsatz.
Und dennoch schwingt beim Gedanken an die Bilder des vom IS verbrannten jordanischen Piloten Sorge mit. Das spielt in den Köpfen natürlich eine Rolle, sagt Krah. Pilot Alexander meint: „Natürlich haben wir uns die Videos angeschaut, und natürlich ist das schrecklich.“ Er hat aber Vertrauen in die Rettungskette. „Das gibt uns die Zuversicht, dass man sehr schnell gerettet wird, wenn man irgendwo in diesem Land runterkommt.“ Ein gewisses Restrisiko bestehe aber immer.
Tornados sind zur Verteidigung mit Luft-Luft-Raketen ausgestattet
„Grundsätzlich gibt es in den Höhen, in denen wir fliegen, keine Bedrohungen“, sagt der Pilot. „Das wird kein Tiefflug“, sagt Waffensystem-Offizier Nils. Zu ihrer Verteidigung werden die Maschinen im Gegensatz zum Afghanistan-Einsatz auch mit Luft-Luft-Raketen ausgerüstet. Das Risiko eines Angriffs vom Boden hält Nils für überschaubar. Das Szenario gleiche dem in Afghanistan. „Es ist allerdings ein neuer Gegner, von dem wir nicht wissen, wie er reagiert.“