Netto-Verschwörung? – Discounter erstattet Anzeige wegen unverschämte Praktikumseinladung

Netto hat mehr als 60.000 Mitarbeiter. 
Netto hat mehr als 60.000 Mitarbeiter.  Foto: dpa

Hodenhagen/Maxdorf – Statt eines Minijobs eine Einladung zur „kostenneutralen Arbeitserprobung in Form eines dreimonatigen Praktikums“: Was seit Tagen große Wellen im Netz schlägt, ist laut Netto eine Fälschung.

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Verheerend fürs ohnehin nicht gerade hochglänzende Image: Discounter Netto steht am Pranger für einen Brief, der aber nach eigenen Angaben gar nicht vom Unternehmen kommt. Netto hat nun Strafanzeige gestellt wegen dieses Schreibens:

Der Brief verbreitet sich seit eienr Woche wie ein Lauffeuer, wird empört kommentiert und geteilt. Hundertfach ist zu lesen, ob man bei Netto denn nun auch zum dreimonatigen kostenneutralen Einkaufen gehen kann. Zweifel, dass das Schreiben gar nicht echt sein könnte: fast nicht vorhanden. Ein Verdi-Sprecher hatte auf Anfrage unserer Zeitung bereits erklärt, Verdi müsse da selbst nicht aktiv werden: Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken „seien wirksamer als jede gewerkschaftliche Mahnung“. Netto sorgte sich bereits, dass der Brief auch mögliche künftige Bewerber abhält.

Und das alles nur wegen einer Fälschung? Nachdem Netto am Freitag bereits Zweifel an der Echtheit angemeldet hatte, erklärt das Unternehmen am Montag nach weiteren Prüfungen: „Das derzeit im Internet kursierende Absageschreiben stammt definitiv nicht von Netto Marken-Discount. Wir haben bereits Anzeige gegen Unbekannt erstattet.“ Den genauen Straftatbestand konnte die Sprecherin zunächst nicht angeben.

In dem Brief ist der Name einer Mitarbeiterin angegeben, die es dort wirklich gibt. Aber sie hat einer Unternehmenssprecherin zufolge eidesstattlich versichert, dass der Brief nicht von ihr ist. „Nach Überprüfung aller Abläufe und Systemvorgaben lässt sich eindeutig nachvollziehen, dass das Anschreiben in keiner Weise von Netto Marken-Discount stammt und auch nicht von Netto Marken-Discount versandt wurde.“ Er wurde auch auf altem Briefpapier abgeschickt, das nicht mehr im Einsatz ist.

Das Unternehmen hatte sich bereits am Freitag vom Brief distanziert und auf Widersprüche hingewiesen: Absageschreiben werden in dem Unternehmen nach eigener Darstellung ausschließlich mit vorgegebenen Textbausteinen erstellt. „Die Textbausteine sowie die Betreffzeile wie auch die Textinhalte des gefälschten Absageschreibens sind in unseren Systemvorgaben nicht vorhanden.“ Außerdem sei es Fakt, dass „mehrmonatige Praktika – wie z.B. im Rahmen eines Studiums – selbstverständlich von uns grundsätzlich vergütet werden“, erklärt Netto.

Doch wer steckt hinter dem Brief? Die Sprecherin: „Wir spekulieren nicht.“

Autor:
Lars Wienand
(Mail, Google+)