Wen man kennen muss: Autoren aus den Gastländern der Buchmesse

Der gemeinsame Sprachraum Niederlande und Flandern ist dieses Jahr Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Von dort kommen Aussteller mit einer Rekordzahl von mehr als 450 Neuerscheinungen an den Main. In der Literaturlandschaft längst etabliert sind eine Reihe Autoren aus den Niederlanden und Flandern, die Kenner und Kritiker zu schätzen wissen.

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Zum Start der Buchmesse am Dienstag eine Auswahl in alphabetischer Reihenfolge:

Hugo Claus (1929-2008): Der große Romanautor und Dichter Flanderns der Nachkriegszeit. Sein Meisterwerk „Der Kummer Belgiens“ erzählt die Geschichte des Lümmels Louis im Zweiten Weltkrieg. Ein großer europäischer Roman und ein Muss für alle, die Flandern wirklich verstehen wollen.

Saskia De Coster (1976): Sonderbare Familien und skurrile Geschichten sind das Markenzeichen der eigensinnigen Belgierin. Mit zwölf Jahren gewann sie ihren ersten Preis, viele weitere folgten. Mit ihrem Roman „Wir und ich“ schrieb sie sich an die Spitze der niederländischsprachigen Literatur.

Adriaan van Dis (1946): Der Journalist und Autor schreibt scheinbar leicht über schwere Themen wie Krieg oder Rassismus. Er wird inspiriert von seinen Reisen und seiner Biografie – seine Eltern stammen aus Indonesien, einer früheren niederländischen Kolonie. Sehr persönlich schreibt er in seinem jüngsten Roman über „Das verborgene Leben“ seiner Mutter.

Arnon Grünberg (1971): Der Erfolgsautor der Niederlande lebt in New York. Er ist ein Vielschreiber mit einer täglichen Kolumne auf der Titelseite der Tageszeitung „Volkskrant“. Sein deutsch-jüdisches Elternhaus und das Trauma des Holocausts prägten ihn stark.

Hella S. Haasse (1918-2011): Die große Dame der niederländischen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie hinterließ ein großes Oeuvre von Romanen, Theaterstücken und Kabaretttexten. Immer wieder versuchte Haasse, die Geschichte zu erklären. Dabei schöpfte sie auch aus den Erfahrungen ihrer Kindheit in Indonesien, einer früheren niederländischen Kolonie.

A.F.Th. van der Heijden (1951): A.F.Th. nennt man ihn in seiner niederländischen Heimat kurz und respektvoll. Mit spannenden und raffinierten Romanen wurde er zum Chronisten der Nachkriegszeit. Sehr persönlich und ergreifend sind „Tonio“, ein Roman über seinen jung gestorbenen Sohn, und „Muttermale“.

Tom Lanoye (1958): Er ist ein literarischer Alleskönner und in seiner flämischen Heimat auch als Dramatiker und Kolumnist geschätzt. Seine „Monstertrilogie“ gilt als Meister- und Standardwerk der flämischen Literatur. Darin beschreibt Lanoye den Untergang einer Familie vor der Kulisse eines ebenfalls zerfallenden Belgiens.

Margriet de Moor (1941): Die ausgebildete Konzertpianistin und Autorin dringt in ihren Romanen und Erzählungen tief ein in die Psyche ihrer Personen. Sehr einfühlsam und behutsam zieht de Moor den Leser in eine packende Geschichte hinein.

Charlotte Mutsaers (1942): Sie malt und schreibt und das am liebsten gegen alle Konventionen. Gut oder böse, Täter oder Opfer, Liebe oder Hass? In Mutsaers aberwitzigen Geschichten wie dem Roman „Kutschers Herbst“ ist nichts so, wie es erscheint. Für ihr Lebenswerk erhielt sie die wichtigste niederländische Auszeichnung, den P.C.Hooft-Preis.

Griet Op De Beeck (1973): Die Journalistin und Dramaturgin debütierte erst 2013 mit „Viele Himmel über dem siebten“. Es wurde ein Bestseller, wie ein Jahr später der zweite „Komm her und lass dich küssen“. Die Flämin schreibt sehr persönlich über gebrochene Lebensläufe, Ängste und die Liebe.

Connie Palmen (1955): Viele ihrer Romane beruhen auf persönlichen Erlebnissen und vor allem ihren Beziehungen. Diese sogenannte Autobiofiktion ist Geschmacksache. Das neueste Beziehungsdrama „Du sagst es“ ist ein überraschender und faszinierender Blick auf das berühmteste Liebespaar der modernen Literatur.

Ilja Leonard Pfeijffer (1968): Er wurde zunächst als Lyriker und Kolumnist bekannt. Für seine treffenden, oft komischen Beobachtungen von skurrilen Begebenheiten und Personen in seiner Wahlheimat Italien wird Pfeijffer geschätzt. Nun gelang ihm mit „Das schönste Mädchen von Genua“ ein großer Erfolg.

Dimitri Verhulst (1972): Mit dem komischen und zugleich dunklen Rückblick auf seine schwere Jugend feierte er 2006 mit „Die Beschissenheit der Dinge“ einen Riesenerfolg. Der Flame schreibt kompromisslos mit großer Sprachgewalt, dass einem das Lachen oft im Halse stecken bleibt.

Tommy Wieringa (1967): Der komische Entwicklungsroman „Joe Speedboot“ war 2005 sein Durchbruch. Wieringa erzählt auch extreme Lebensgeschichten sanft und mit viel hintergründigem Humor. Einfühlsam geschrieben ist „Dies sind die Namen“, ein Roman zur aktuellen Migrationsfrage.