Berlin/Koblenz

Warum die Butter zurzeit so teuer ist

Der Preis für Butter ist geradezu explodiert. Verlangten die Discounter vor knapp eineinhalb Jahren noch 75 Cent für eine 250-Gramm-Packung, so sind es seit Anfang September 1,99 Euro – das ist nach Angaben des Milchindustrieverbandes der höchste Stand beim Einstiegspreis seit mindestens 50 Jahren. Was steckt dahinter? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

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Warum ist der Butterpreis zuletzt so stark gestiegen?

Eigentlich ist es ganz einfach: „Die Nachfrage ist zurzeit einfach höher als das Angebot“, erklärt Norbert Wirtz von der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. Zuletzt war weniger Milch verfügbar, dadurch auch weniger Fett. Zudem war der Fettgehalt teils unterdurchschnittlich. „Weniger Milch plus weniger Milchfett ist der eine Baustein“, sagt Björn Börgermann vom Milchindustrieverband. Und: „Es gibt in der EU keine Butterberge mehr.“ Mit dem Wegfall der EU-Milchproduktionsquoten 2015 stieg das Angebot schnell – die Preise rauschten in den Keller, es wurde weniger produziert. Nun ist die Nachfrage wieder gestiegen. Aber: Die Milchbauern können nicht von heute auf morgen ihre Produktion steigern: Kühe zu züchten, dauert seine Zeit, erklärt Wirtz.

Warum ist Milchfett so beliebt?

„Keiner kann sich wirklich erklären, warum die Nachfrage so exorbitant hoch ist“, sagt Wirtz. Ein wichtiger Grund ist aber sicherlich das veränderte Konsumverhalten: „Viele Verbraucher kehren zurück zu mehr Genuss, da ist Fett ein wichtiger Faktor“, meint AMI-Milchmarktexperte Andreas Gorn. Das zeigt sich auch daran, dass etwa die Käseproduktion, für die viel Fett notwendig ist, zuletzt ebenfalls gestiegen ist.

Warum gibt es weniger Milch?

Die Zahl der Milchbauern in Rheinland-Pfalz geht angesichts niedriger Erzeugerpreise immer weiter zurück. Im vergangenen Jahr gab es im Land noch 2000 Milchviehhalter, heißt es im Agrarbericht des zuständigen Ministeriums. 2015 gab es hingegen noch 2100 Milchbauern, 2007 sogar noch rund 2700. Zudem schrumpft auch die Zahl der Kühe: Die Milchviehbestände sanken von 2015 auf 2016 um rund 4 Prozent von rund 118.000 auf unter 114.000.

Wie setzt sich der Milchpreis genau zusammen?

Beim Milchpreis unterscheidet man zwischen dem Auszahlungspreis – auch Erzeugerpreis genannt, – den Molkereien an die Landwirte für ein Kilogramm Milch entrichten, und dem Verbraucherpreis, den Konsumenten für die Ware im Handel bezahlen. In den Molkereien fallen Produktions-, Verpackungs- und Lagerkosten an. Im Lebensmitteleinzelhandel kommen noch weitere Kosten für Kühlung, Lagerung, Logistik, Entsorgungsgebühren für den Grünen Punkt, die Mehrwertsteuer und der Gewinnzuschlag hinzu. So ergibt sich der Verbraucherpreis, den Kunden letztendlich im Supermarkt für einen Liter Milch bezahlen.

Wie hat sich der Milchpreis in den vergangenen Jahren entwickelt?

Die Milchbauern bekamen in den vergangenen Jahren von den Molkereien immer weniger Geld. Zwei Molkereien, beides Genossenschaften, gibt es hierzulande: die MUH Arla eG in der Eifel und die Hochwald Food GmbH im Hunsrück. Beide zahlen schlecht, doch ein wenig mehr als viele andere deutsche Molkereien, sagt Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau. Der Milcherzeugerpreis lag hierzulande im vergangenen Jahr zwischen 21 und 26,2 Cent pro Kilo nach 30,1 Cent pro Kilo im Jahr davor. Momentan zahlt Hochwald seinen Bauern 31,5 Cent pro Kilo.

Wer profitiert denn konkret von den Preiserhöhungen?

Der Handel behält eine Spanne ein. „Aber natürlich zahlt der Handel derzeit höhere Preise an die Molkereien“, meint Gorn. Auch Börgermann sagt, Molkereien könnten mit stabilen Erlösen rechnen. Vor allem aber wirbt er mit Vorteilen für die Erzeuger: „Die höheren Preise für die Produkte ermöglichen nun höhere Milchauszahlungspreise.“ Der Milchpreis sollte mindestens bei 40 Cent liegen, um gewinnbringend Milch produzieren zu können, meint Wirtz. Manche Bauern halten aber auch rund 50 Cent für notwendig. Wirtz schätzt, dass ein rheinland-pfälzischer Milchbauer derzeit zwischen 34 und 36 Cent pro Kilo bekommt – höhere Preise für den Verbraucher bedeuten also auch mehr Geld für die Milchbauern. Allerdings, mahnt Wirtz, müssten die Bauern jetzt erst mal ihre Sparschweine auffüllen. „In den vergangenen Jahren lief das Geschäft für viele Bauern schlecht, einige mussten Überbrückungskredite aufnehmen.“ Deshalb wünscht sich Wirtz, dass der Milchpreis noch mindestens ein Jahr auf derzeitigem Stand bleibt.

Wird das Plätzchenbacken zur Adventszeit also teurer?

Eine Trendwende ist nicht in Sicht. „Dass es bei der Butter bis zum Jahresende deutlich günstiger wird, sehe ich nicht“, sagt Wirtz. Denn insbesondere in der Adventszeit wird viel gebacken – deshalb wird die Nachfrage erst mal hoch bleiben. Allerdings, erklärt Wirtz, ist es durchaus möglich, dass die Industrie mittelfristig auf pflanzliche Fette zurückgreift, beispielsweise bei der Eisproduktion. „Auch hier gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot.“ Der Butterpreis könnte dann wieder fallen.