Mainz

Terrorexperte Theveßen: „Nicht zu handeln, fordert weitere Angriffe heraus.“

Ist die die Situation in der arabischen Welt noch kontrollierbar? Worauf kommt es jetzt an? Wir fragten Elmar Theveßen, den stellvertretenden Chefredakteur des ZDF, der als Experte für Terrorismus gilt.

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Wird die Situation in der islamischen Welt weiter eskalieren?

Es wird weitere und mehr Gewalt geben, aber das kann unter Kon-trolle gebracht werden, wenn die jeweiligen (Übergangs-)Regierungen zielgerichtet, aber auch hart vorgehen und keinen Zweifel daran lassen, dass sie so etwas nicht dulden. Tun sie das doch oder richtet sich die Repression gegen breite Teile der Bevölkerung, wird die Lage unkontrollierbar.

Erlebt das Terrornetzwerk El Kaida im Moment eine Renaissance?

El Kaida erlebt als Geisteshaltung eine Wiedergeburt, weil die Anhänger große Bewegungsfreiheit in den Ländern der arabischen Revolution genießen, dort junge Menschen rekrutieren können, denen der Umbruch nicht schnell genug wirtschaftliche Perspektiven gebracht hat, und sie problemlos Zugriff auf moderne Waffen haben.

Nehmen Sie mal kurz an, Sie wären ein Berater Barack Obamas. Zu welcher Reaktion auf den Mord an Botschafter Christopher Stevens würden Sie ihm jetzt raten? Und was sollte er nicht tun?

Obama sollte in enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Regierung in Libyen die Täter ermitteln und zur Rechenschaft ziehen lassen. Sollten sie nicht erreichbar sein, wird Obama nicht umhinkommen, die Täter mit Kommandoeinsätzen festnehmen oder sogar durch Drohnenangriffen töten zu lassen. Nicht zu handeln, würde sonst weitere Angriffe geradezu herausfordern.

Die rechtsextreme Organisation Pro Deutschland will den umstrittenen Film „Innocence of Muslims“, der als Auslöser für die Unruhen in der islamischen Welt gilt, in Berlin öffentlich zeigen. Darf oder muss man es ihnen vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse verbieten?

Zu solchen Aktionen hat der Chef des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, das Richtige gesagt: Sie sind ein unverantwortliches Spiel mit dem Feuer und höchstgefährlich. Nach den in Deutschland gültigen Kriterien müsste ein Gericht so etwas meiner Ansicht nach verbieten. Tut es das nicht, dann sollte die Gesellschaft den Islamfeinden friedlich zeigen, dass diese Art von rassistischer Hetze der breiten Mehrheit in der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft zuwider ist.

Die Fragen stellte Sandra Elgaß