Strandparadiese leiden unter den Unruhen

Mit Galgenhumor haben T-Shirt-Designer auf der thailändischen Ferieninsel Phuket lange versucht, Profit aus der Krisenserie zu schlagen, die immer mehr Feriengäste abschreckt. Von den Terroranschlägen 2001 in den USA über Krankheiten, Krieg und Katastrophen druckten sie alle internationalen Brennpunkte der vergangenen Jahre in dicken Lettern auf die Hemden: „9-11, SARS, Irak-krieg, Tsunami, Vogelgrippe – was kommt als nächstes?“

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Inzwischen müssten die Shirts bald knielang sein: Als nächstes kam die Finanzkrise, dann die Vulkanasche über Europa und jetzt die Rothemden, die Thailands Image als Land des Lächelns kräftig erschüttert haben.

Zwar ist Phuket von Bangkok fast 900 Kilometer entfernt. Aber die Fernsehbilder von brennenden Barrikaden und Soldaten mit Maschinengewehren werfen ihre Schatten auf ganz Thailand – zu Unrecht, lamentierte Tourismusminister Chumpol Silapa-Archa unlängst. „Die Unruhen sind auf ein ganz kleines Areal in Bangkok begrenzt. Aber wenn man die Fernsehberichte sieht, meint man, das ganze Land sei betroffen. Dabei ist der Rest Thailands, zum Beispiel Phuket und Samui, total unberührt.“

Phuket hatte aufgrund der weltweiten Finanzkrise im vorigen Jahr schon ein Drittel weniger ausländische Besucher als 2008. Eigentlich rechneten die Hotels in diesem Jahr mit einem Aufschwung. Doch liegen die Vorausbuchungen für Juni bei gerade einmal 15 Prozent. Die Zeit bis Oktober ist zwar Nebensaison, aber so niedrig ist das Interesse lange nicht mehr gewesen. Am Patong-Strand an der Westküste sind Bars und Restaurants leer. „Im letzten Jahr ging es gerade noch so“, sagt Barbesitzer Tik. „In diesem Jahr: nit noi“ – zu deutsch: so gut wie nichts.

Die meisten Touristen kommen aus Großbritannien, Deutschland und Australien. Alle drei Regierungen haben wegen der Unruhen in Bangkok Reisewarnungen herausgegeben. Nur das Auswärtige Amt betont dabei zusätzlich, dass die Touristenregionen im Süden des Landes nicht betroffen sind. Viele Ferienveranstalter blasen ihre Reisen ab, die Touristen weichen nach Malaysia oder Bali in Indonesien aus.

Auf Phuket gibt es aber ein paar Unverzagte, wie das Ehepaar Liane und Markus Dammann aus Frankfurt. Die beiden kommen jedes Jahr ein- oder zweimal nach Phuket, seit mehr als 20 Jahren. „Das ist einfach eine falsche Wahrnehmung“, sagt Liane Damman am ziemlich leeren Strand. „Wenn man das im Fernsehen anschaut, denkt man, das passiert im eigenen Wohnzimmer – dabei ist es weit weg. Wir haben keine Angst.“ Aaron Williams aus Melbourne ist das erste Mal in Phuket und sehr zufrieden. „Ich habe mich vorher erkundigt, und es war klar, dass man nicht nach Bangkok fährt. Aber hier ist alles in Ordnung.“

Alasdair Forbes