Rheinland-Pfalz

Steht uns der nächste Rekordwinter bevor?

Steht uns der nächste Rekordwinter bevor?
Der Rhein war das letzte Mal 1963 zugefroren, wie auf dem Leserfoto links zu sehen ist. Doch auch der vergangene Winter hatte es in sich – etwa in Kaisersesch in der Eifel. Foto: Kevin Rühle

Erste Schneefälle und Bodenfrost lassen keinen Zweifel: Der Winter steht vor der Tür. Wetterexperten aus Rheinland-Pfalz erklären, inwieweit es ratsam ist, jetzt schon Streusalz zu bunkern. Der vergangene Winter dürfte vielen Rheinland-Pfälzern nicht gut in Erinnerung geblieben sein: Klirrende Kälte, andauernder Schneefall und vereiste Straßen hielten die Menschen im Land in Atem...

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Rheinland-Pfalz – Erste Schneefälle und Bodenfrost lassen keinen Zweifel: Der Winter steht vor der Tür. Wetterexperten aus Rheinland-Pfalz erklären, inwieweit es ratsam ist, jetzt schon Streusalz zu bunkern.

Der vergangene Winter dürfte vielen Rheinland-Pfälzern nicht gut in Erinnerung geblieben sein: Klirrende Kälte, andauernder Schneefall und vereiste Straßen hielten die Menschen im Land in Atem. Wenn nun im Herbst die Temperaturen wieder unter den Gefrierpunkt sinken, beschäftigt daher viele die Frage: Steht uns wieder ein Rekordwinter mit wochenlangem Frost und Schneemassen bevor?

Jürgen Schmidt, Diplom-Meteorologe bei Wetterkontor in Ingelheim, will nicht ausschließen, dass auf die Streudienste erneut ein äußerst arbeitsreicher Winter wartet. Schuld sind ausbleibende nordwestliche Luftströmungen vom Atlantik, die dafür sorgen, dass weniger milde Luft nach Mitteleuropa gelangt. „Diese Strömungen waren im vergangenen Winter schon schwach, deswegen war es so kalt. Auch in diesem Winter wird sich daran voraussichtlich nichts ändern“, erklärt Schmidt. Stattdessen ziehen Luftmassen aus Kontinentaleuropa nach Rheinland-Pfalz, und diese bringen klirrende Kälte mit sich.

Theorien russischer Wissenschaftler, die Europa den härtesten Winter seit 1000 Jahren vorhersagen, weil sie damit rechnen, dass der milde Golfstrom im Atlantik versiegt, widerspricht Schmidt allerdings deutlich: „Das ist übertrieben! Für unser Klima sind die Temperaturen der uns umgebenden Meere wichtiger. Und diese sind in der Vergangenheit eher wärmer geworden.“ Dass ein Jahrtausendwinter kommt, hält Schmidt für ausgeschlossen. Aufs Schlittschuhlaufen auf dem Rhein, wie es 1962 das letzte Mal möglich war, werden die Rheinland-Pfälzer also weiterhin verzichten müssen. „Der Rhein fließt inzwischen schneller als in den 60er-Jahren und enthält auch mehr Salz. Dass er zufriert, ist so gut wie ausgeschlossen“, zerpflückt Schmidt die Hoffnungen auf eine außergewöhnliches Winteraktivität. Ansonsten lässt sich für die kommende Jahreszeit nur ein ungefährer Trend bestimmen: „Der Winter wird überdurchschnittlich kalt.“ Diese mittelfristige Wetterprognosen sei aber nur eingeschränkt gültig: „Das ist wie mit den sogenannten Bauernregeln. Die treffen auch nicht immer zu.“

Das sieht „Wetterbauer“ Hans Boes aus Bad Neuenahr-Ahrweiler ganz anders: Der aus Funk und Fernsehen bekannte Landwirt schwört auf seine Bauernregeln und die Erfahrungen, die die langen Berufsjahre in der Natur mit sich bringen: „Meteorologen verlassen sich zu sehr auf ihre Elektronik. Und die kann eben das Wetter nur für drei Tage vorhersagen.“ Dass die Bäume im Land auch Mitte Oktober noch voller Laub hängen, ist laut Boes ein Anzeichen dafür, dass dieser Winter ungemütlich wird. Außerdem setzte die kalte Jahreszeit früh ein: „Kraniche und Singvögel sind bereits im August gen Süden gezogen. Viele unserer Tiere haben bereits ihr Winterfell und drängen kaum noch nach draußen.“ In den kommenden Tagen will der „Wetterbauer“ die Winterreifen aufziehen: „Die wird man jetzt brauchen.“

Mit wochenlangen Frostperioden, die den vergangenen Winter prägten, ist nach Boes Beobachtungen allerdings nicht zu rechnen. Stattdessen wird es durchwachsen: „Frost hält sich höchstens drei bis vier Tage, das wird nichts Halbes und nichts Ganzes. Dafür dauert der Winter bis März.“ Eine Prognose, die den Landwirt nicht erfreut: „Das ist nicht der Winter, den wir brauchen. Frost schadet nicht, aber feuchte Böden führen zu Fäule und Pilzbefall.“ Auf Streusalz-Hamsterkäufe können die Rheinland-Pfälzer laut Boes getrost verzichten – Schippe und Besen sind geeignetere Anschaffungen. Der Wechsel zwischen kalten und milderen Abschnitten führt nämlich zu matschigen Straßen.

Doch Boes weiß ebenso Positives zu berichten: Auch wenn der goldene Oktober vorbei ist – im November können sich die Rheinland-Pfälzer auf einige sonnige Tage freuen. Und: Es gibt Hoffnung auf weiße Weihnachten. „Die werden allerdings mehr matschig-weiß als schnee-weiß“, wiegelt Boes ab. Immerhin: Wenn schon das Schlittschuhlaufen auf dem Rhein auf den St. Nimmerleinstag verschoben ist – die weihnachtliche Schlittenfahrt bleibt eine reale Alternative.

Von unserer Reporterin Martina Koch