Rheinland-Pfalz

Spagat zwischen Arbeit und Kindern: Frauen werden von der Corona-Krise besonders hart getroffen

In der Corona-Krise arbeiten viele Frauen im Homeoffice. Gleichzeitig müssen sie sich oft auch um die Kinder zu Hause kümmern.
In der Corona-Krise arbeiten viele Frauen im Homeoffice. Gleichzeitig müssen sie sich oft auch um die Kinder zu Hause kümmern. Foto: Adobe Stock

Auch nach Angaben des Statistischen Bundesamtes führt die Corona-Pandemie besonders in solchen Berufen zu Problemen, die mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden.

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Hohe Infektionsrisiken und Dauerbelastung treffen etwa den Einzelhandel, die Altenpflege sowie den Bereich Erziehung und Sozialarbeit mit einem Frauenanteil von jeweils mehr als 80 Prozent. Unter den Krisenbranchen ragen das Gastgewerbe (64,6 Prozent) sowie die über Monate geschlossenen Friseur- und Kosmetiksalons (86,5 Prozent) beim Frauenanteil heraus.

Erwerbstätige Mütter müssen zudem den Spagat zwischen Arbeit und Kindererziehung bewältigen. Nach den Erhebungen aus dem Jahr 2019 sind rund 75 Prozent der Frauen mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren erwerbstätig. Bei den Vätern ist der Anteil mit 92,9 Prozent höher. Sie arbeiten allerdings wesentlich seltener in Teilzeit (6,4 Prozent) als die Mütter (66,2 Prozent) und tragen damit mutmaßlich weniger zur Kinderbetreuung bei.

Der großen Mehrheit der Frauen (68 Prozent) in Deutschland ist es allerdings egal, ob sie für einen männlichen Vorgesetzten oder eine Chefin arbeiten. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben nur 8 Prozent der Frauen an, dass sie eine Chefin vorziehen. 18 Prozent bevorzugen einen Mann.

Fast jeder zweite Bundesbürger ist laut einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsunternehmens Ipsos grundsätzlich der Meinung, dass die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen ein wichtiges Thema ist. Nur eine Minderheit (13 Prozent) glaubt, dass die Forderung nach gerechter Bezahlung ein Beispiel für übertriebene politische Korrektheit ist.

Skeptisch beurteilen die Befragten die Aussichten für die Zeit nach der Pandemie. Nur 6 Prozent vermuten, dass sich die Gleichstellung von Mann und Frau bessern wird. Etwa jeder Zweite prognostiziert keinerlei Veränderungen, fast jeder Fünfte vermutet, dass die Corona-Krise eher negative Auswirkungen auf die Geschlechtergerechtigkeit hat.

Dabei gibt es mittlerweile fast genauso viele erwerbstätige Frauen wie Männer. Dies zeigen die Ergebnisse der jährlichen Mikrozensus-Erhebung des Statistischen Landesamtes in Bad Ems. Demnach sind in Rheinland-Pfalz rund 47 Prozent aller Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 65 Jahren weiblich. Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 65-jährigen Frauen beträgt 72 Prozent. Bei den Männern sind es 81 Prozent. Frauen sind dabei aber weitaus häufiger teilzeitbeschäftigt: Mehr als jede zweite erwerbstätige Frau arbeitet in Teilzeit (52 Prozent), bei den Männern beträgt die Teilzeitquote hingegen nur 9,2 Prozent.

Frauen sind in Führungspositionen deutlich seltener vertreten als Männer, obwohl die Voraussetzungen für ein erfolgreiches weibliches Berufsleben eigentlich günstig sind: Denn Frauen erreichen im Durchschnitt höhere Bildungsabschlüsse als Männer. Fast 43 Prozent der jungen Frauen verlassen die allgemeinbildenden Schulen mit der allgemeinen Hochschulreife, bei den jungen Männern sind es nur 33 Prozent. Außerdem legen Frauen knapp 55 Prozent der an Hochschulen bestandenen Abschlussprüfungen ab.

Und auch bei den Betreuungsmöglichkeiten für Kinder haben sich die Bedingungen deutlich verbessert. Mittlerweile wird fast jedes dritte Kind unter drei Jahren außer Haus betreut. Vor zehn Jahren war es erst jedes fünfte. In der Corona-Krise sind die Betreuungsmöglichkeiten indes sehr eingeschränkt. Vor allem für die mehr als 100 000 alleinerziehenden Frauen im Land dürfte dies in Bezug auf die Erwerbstätigkeit eine große Herausforderung sein.