Riad

Schritt ins Unbekannte: Saudische Waffenbrüder lassen Trumps Sorgen verfliegen

Von Benno Schwinghammer
Ein Schwert als Willkommensgeschenk: US-Präsident Donald Trump und die saudische Führung sprechen die gleiche Sprache. Die Saudis kauften Waffen im Wert von 109 Milliarden Dollar.  Foto: dpa
Ein Schwert als Willkommensgeschenk: US-Präsident Donald Trump und die saudische Führung sprechen die gleiche Sprache. Die Saudis kauften Waffen im Wert von 109 Milliarden Dollar. Foto: dpa

Es ist ein Schritt ins Unbekannte, und das mag Donald Trump bekanntlich nicht. Hinaus aus der Air Force One, hinein in die drückende Hitze im 40 Grad heißen Riad. Saudi-Arabien ist der Auftakt zu seiner ersten Auslandsreise als US-Präsident. Doch so wichtig Riad für die Lösung der Probleme in Nahost auch sein mag, Trump wird während der nächsten Tage vor allem ein großes Stück Washington mitschleppen. Über Riad liegt der Schatten der Russland-Affäre.

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Vom immensen Druck lässt sich Trump aber nichts anmerken, als er kurz vor 10 Uhr Ortszeit neben seiner Frau Melania seinen Fuß auf den roten Teppich setzt. „Ich freue mich, Sie zu sehen“, begrüßt ihn der 81-jährige König Salman. Das Land kann und will nicht verbergen, wie stolz es ist, dass die neue US-Administration das Wüstenland als erste Station Trumps auserkoren hat. Überall in der Stadt strahlen die Konterfeis der beiden Staatsoberhäupter von riesigen Anzeigetafeln. Darunter das Motto „Together we prevail“, übersetzt „Zusammen werden wir siegen“.

Ein Spruch, der sich durchaus in Richtung des saudischen Erzfeindes Iran lesen lässt. Denn um den geht es bei den Gesprächen, die Trump mit dem König sowie dem Kronprinzen und dessen Stellvertreter führt, zuvorderst. Das absolutistisch regierte Saudi-Arabien hat eine Angst, so groß wie sein Schutzbedürfnis: Es fürchtet eine Vormachtstellung des Irans im Nahen Osten. Weite Teile der saudischen Politik – wie etwa die Unterstützung von Rebellen in Syrien oder die Bombardierung Aufständischer im Bürgerkrieg im Jemen – sind eine Reaktion darauf.

Und in Trump haben die Saudis einen geeigneten Abnehmer dieser Weltsicht gefunden. Auch er sieht den Iran als Bedrohung und sagte vor der Reise: „Viele dieser (muslimischen) Führer haben ihre Sorge über wachsenden Terrorismus, die Ausbreitung radikaler Ideen und die Rolle des Irans bei der Finanzierung von beidem ausgedrückt.“ Amerika könne nicht alle Probleme allein lösen, aber die Partner in Nahost unterstützen, um eine größere Rolle im Kampf gegen den Extremismus zu spielen.

Die Botschaft an Saudi-Arabien: Wir erwarten mehr Engagement, aber wir sind bereit, euch den Rücken freizuhalten. Zu dieser Strategie passt ein umfangreicher Waffendeal zwischen den USA und den Saudis, der bei dem Besuch verkündet wurde: Die Saudis kaufen sofort Waffen im Wert von 109 Milliarden Dollar. Über die nächsten zehn Jahre sollen weitere 350 Milliarden Dollar hinzukommen.

In die gleiche Kerbe schlägt die Absicht Washingtons, den arabischen Ländern ein Militärbündnis nach dem Vorbild der Nato vorzuschlagen. Die Idee: Je stärker die USA die Saudis machen, desto weniger müssen sie bei einer Front gegen den Iran selbst tun.

Was dabei auf der Strecke bleibt: vermutlich die Menschenrechte. Experten erwarten nicht, dass Trump die desaströse Situation in Saudi-Arabien prominent ansprechen wird. Auch die Forderung nach einem Ende der verheerenden saudischen Militärintervention im Jemen wird es wohl während des Besuchs in Riad nicht geben. Außer Acht lässt Trump ebenso das Problem, dass der Export der ultrakonservativen saudischen Lesart des Islams Nährboden für den islamistischen Terror ist. Oder die Vorwürfe, dass durch saudisches Geld Dschihadisten finanziert werden.

Derweil überschlagen sich die Nachrichten aus den USA: Die großen Zeitungen und TV-Sender überbieten sich mit neuen Enthüllungen zu Trumps angeblichen Russland-Verstrickungen. Außerdem erklärte sich der von Trump gefeuerte FBI-Chef James Comey zu einer Aussage im Geheimdienstausschuss des US-Senats bereit. Laut „New York Times“ sagte Trump dem russischen Außenminister Sergej Lawrow: „Er war verrückt, ein echter Spinner. Ich habe wegen Russland einen großen Druck verspürt. Der ist jetzt weg.“ Der Druck auf Trump dürfte nun stärker sein als jemals zuvor.

Von Benno Schwinghammer