Schavan: „Norden nicht dümmer“

Für Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) bedeutet die neue Studie zum Bildungsvergleich nicht, dass die Kinder im Norden dümmer sind als die im Süden. Vielmehr werde in erfolgreichen Ländern das Bildungssystem kontinuierlich weiterentwickelt, so Schavan im Interview.

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Schaut man sich die Ergebnisse an, dann könnte man meinen, die Länder haben zu wenig aus dem Pisa-Debakel gelernt. Wie ist Ihr Eindruck?

Die Bildungsforscher weisen deutlich darauf hin, dass seit der ersten Pisa-Studie 2003 die Qualität an den Schulen besser geworden ist. Das ist eine gute Nachricht. Zugleich zeigt der Ländervergleich große Unterschiede zwischen Nord und Süd. Die Spitzengruppe liegt über ein Schuljahr vor den Schlusslichtern. Da fragen sich Eltern in Bremen oder Brandenburg natürlich, warum sich das nicht geändert hat, denn ihre Kinder sind bestimmt nicht dümmer als die in anderen Teilen der Republik.

Wie erklären Sie sich denn, dass der Süden der Republik im Leistungsvergleich erneut vorn liegt?

Der Süden entwickelt sein Bildungssystem kontinuierlich weiter. Dort wird in die Unterrichtsqualität und Lehrerausbildung investiert. Schulstrukturdebatten, wie sie in manchen Ländern geführt werden, helfen nicht weiter. Sie bringen zwar Unruhe in die Schulen, nicht aber mehr Qualität.

Was erwarten Sie jetzt von den Ländern?

Ich erwarte von den Ländern die konsequente Einhaltung der vereinbarten Bildungsstandards. Der Wettbewerb der Länder wird dann dazu führen, dass sich die Unterrichtsergebnisse weiter verbessern. Begabten- und Benachteiligtenförderung gehören dabei zusammen. Eine gerechte Bildungspolitik muss also auch darauf abzielen, Schüler gezielt zu fördern, die sich schwertun.

Erneut belegt der Test auch die Abhängigkeit von der sozialen Herkunft. Warum kommt man da nicht weiter?

Um den Zusammenhang zwischen Herkunft und Leistung zu entkoppeln, bedarf es noch größerer Anstrengungen in der frühkindlichen Bildung – zum Beispiel durch die Weiterbildungsinitiative meines Ministeriums für frühpädagogische Fachkräfte. Auch der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule muss verbessert werden.

Nun muss überall gespart werden – fürchten Sie, dass die Länderfinanzminister auch bei der Bildung zulangen werden?

Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung ausgegeben werden sollen. Dieses Ziel verbietet den Zugriff der Landesminister auf die Bildungsbudgets. Der Bund steht zu diesem Ziel und wird im Laufe dieser Legislaturperiode zwölf Milliarden Euro mehr in Bildung und Forschung investieren. Und die Landtagswahlen der letzten Jahre zeigen, dass die Bürger genau darauf schauen, welchen Stellenwert die Bildungspolitik in ihrer Landesregierung hat.