RZ-INTERVIEW: Realist Scholz bleibt hanseatisch bescheiden

SPD Herausforderer reagiert zurückhaltend auf hohe Umfragewerte

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Hamburg. Der SPD-Bürgermeisterkandidat für Hamburg, Olaf Scholz, steht ganz in der Tradition kühler und bescheidener Hanseaten.

Obwohl die Demoskopen ihm und seiner Partei Traumwerte bei der Bürgerschaftswahl vorhersagen, präsentiert er sich im Interview mit unserer Zeitung als gesunder Realist.

Was kann die Bundes-SPD angesichts Ihrer traumhaften Umfragewerte von Hamburg lernen?

Ich konzentriere mich im Augenblick auf die Hamburger Bürgerschaftswahl. Die möchte ich gewinnen. Die Wahl ist auch noch nicht entschieden. Sie findet am 20. Februar statt.

Wie kommt es, dass Sie in Umfragen gegen den Bundestrend bis zu 46 Prozent Zustimmung haben?

Wir haben uns in Hamburg als eine Partei profiliert, die sehr pragmatisch ist und ein großes Verständnis für die Belange der wirtschaftlichen Entwicklung hat. Das passt auch zur SPD insgesamt.

Was bedeutet das: Pragmatismus und Verständnis für die Wirtschaft?

Es geht darum, Vorschläge zu entwickeln, die auch funktionieren. Die Bürger in Hamburg vermissen zurzeit am meisten ordentliches politisches Handwerk. Wir müssen uns zum Beispiel stärker um die Entwicklung der Infrastruktur kümmern. Wir müssen die Entwicklung des Hafens und die Elbvertiefung voranbringen. Und vor allem muss der Haushalt konsolidiert werden.

Welches Signal wird denn von der Hamburg-Wahl auf die anderen Landtagswahlen ausgehen?

Jetzt geht es darum, dass wir eine gute Regierung in Hamburg bekommen. Ein gutes Wahlergebnis für die SPD in Hamburg kann natürlich auch eine große Ermutigung für die kommenden Landtagswahlen sein. Sozialdemokraten müssen wirtschaftliche Entwicklung und sozialen Zusammenhalt gleichermaßen im Blick haben. Das haben wir hier in Hamburg immer gemacht.

Ist es möglich, dass Sie eine absolute Mehrheit bekommen?

Ich bin Realist. Es ist selten, dass Parteien allein regieren können in Deutschland. Dass uns diese Frage gestellt wird, freut uns, wir bleiben trotzdem auf dem Boden.

Zu viel Siegesgewissheit könnten die Wähler am Ende bestrafen ...

Dass uns dies unterstellt werden könnte, ist klar. Wir machen bis zum Schluss einen intensiven Wahlkampf. Wir machen viele Gesprächsangebote an die Bürger, die auch angenommen werden.

Wenn Sie 40 Prozent und mehr holen, gehören Sie dann zu den möglichen Kanzlerkandidaten der SPD?

Ich bewerbe mich darum, Erster Bürgermeister in Hamburg zu werden und kämpfe dafür, dass viele, die bei der letzten Wahl die CDU oder die FDP gewählt haben, dieses Mal der SPD die Stimme geben. Wenn ich diesen Auftrag bekomme, dann will ich das so gut machen, dass ich in vier Jahren wiedergewählt werde.

Das Gespräch führte Eva Quadbeck