Rheinland-Pfalz

Ring-Fans bangen um Formel 1

Die Formel 1 am Nürburgring: Rennsportexperten bezweifeln, dass sie sich halten lässt, wenn die rot-grüne Landesregierung nicht wirklich dahinter steht.
Die Formel 1 am Nürburgring: Rennsportexperten bezweifeln, dass sie sich halten lässt, wenn die rot-grüne Landesregierung nicht wirklich dahinter steht. Foto: DPA

Hat die Formel 1 noch Zukunft am Nürburgring? Diese bange Frage stellt sich die weltweite Fangemeinde der Eifel-Rennstrecke. Man muss nur mal in die Motorsportszene reinhören, schon werden die Zweifel an der Zukunft des Spektakels in der Eifel laut.

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Rheinland-Pfalz – Hat die Formel 1 noch Zukunft am Nürburgring? Diese bange Frage stellt sich die weltweite Fangemeinde der Eifel-Rennstrecke. Man muss nur mal in die Motorsportszene reinhören, schon werden die Zweifel an der Zukunft des Spektakels in der Eifel laut.

Die rot-grüne Sparpolitik verstört – und weckt Zweifel, ob Spitzenmotorsport am Nürburgring überhaupt noch erwünscht ist. Dabei hat Chefvermarkter Bernie Ecclestone durchaus eine emotionale Beziehung zu den Giganten der Rennsporttradition wie dem Nürburgring. In der Mainzer Regierungskoalition sucht man hingegen ausgewiesene Formel-1-Fans vergeblich.

Am deutlichsten bekennt sich noch Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) zum Großen Preis von Deutschland, der abwechselnd in Hockenheim und in der Eifel Millionen Fans fasziniert. Aber selbst Beck erklärte jüngst im Gespräch mit unserer Zeitung auf die Frage, wie wichtig die Formel 1 für den Ring ist: „Sehr wünschenswert, aber nicht absolut entscheidend.“ Die Grünen indes haben gar keinen Sinn für Motorenlärm und Benzingeruch in der Eifel. Sie wollen keinen Cent Landeszuschuss locker machen.

Zweifel, ob die Formel 1 in diesem Geist zu halten ist

Und auch die CDU zieht mit fünf Millionen Zuschuss eine forsche Obergrenze. Rennsportexperten zweifeln, ob die Formel 1 in diesem Geist zu halten ist.

Das Salär von Bernie Ecclestone für jedes Rennen ist eines der Geheimnisse der Branche. Beobachter gehen davon aus, dass der Formel-1-Boss 20 Millionen Dollar (15,1 Millionen Euro) für jeden Grand Prix erhält. Für das erste Rennen der Saison fließen sogar 30 Millionen Dollar, für das letzte 50 Millionen. Umgerechnet sind das 22,6 und und 37,7 Millionen Euro.

Sollte Ecclestone dem Land Rheinland-Pfalz und dem Ring tatsächlich fünf Rennen für jeweils 9,8 Millionen Euro angeboten haben, lautet der einhellige Rat der Rennsportfachleute: „Zugreifen!“ In der Szene wird bezweifelt, dass Hockenheim das Rennen zum Nulltarif bekommt, zumal die Strecke keine herausragende internationale Bedeutung hat. „Da wird es Nebenabreden geben, damit Ecclestone auf seinen Schnitt kommt“, so ein Formel-1-Kenner.

Alle Experten sind sich einig, dass der Nürburgring Bernie Ecclestone wichtig ist. „Er ist ein echter Racer. Er mag die alten Traditionsstrecken wie Monaco, Monza, Spa und den Nürburgring“, erklärt der Österreicher Heinz Prüller, der seit 1965 bis heute über 650 Formel-1-Rennen kommentiert hat.

Andere Kurse sind beliebt

Renn-Boss Ecclestone liebt Monaco, so sieht es Prüller, wegen des Glanzes, Spa-Francorchamps wegen des legendären Regens und den Nürburgring wegen der Silberpfeil-Tradition. Der Kurs Monza hat sich aufgrund der vielen spektakulären Unfälle ins kollektive Rennsport-Gedächtnis eingebrannt.

Prüller, selbst eine journalistische Formel-1-Legende, ist aber sicher, dass der alternde Formel-1-Fürst die Mischung zwischen Tradition und Kommerz will. Er braucht die alten europäischen Strecken, aber auch die reichen und pulsierenden asiatischen und arabischen Märkte. Dort spielt Geld keine Rolle. Diese Länder reißen sich darum, mit Ecclestone ins Geschäft zu kommen.

„Dennoch kann er nicht nur dorthin gehen“, analysiert Prüller telefonisch aus Wien, „sonst bekommt die Formel 1 immer mehr den Charakter eines künstlichen Videospiels“.

RTL-Formel-1-Reporter Peter Reichert ist gewiss, dass der Nürburgring unter den Rennfahrern ein hohes Ansehen genießt.

Trotzdem ist er skeptisch, dass der Boliden-Zirkus am Ring bleibt, wenn von der Regierung kein Signal ausgeht, dass man den Grand-Prix-Zirkus wirklich will. „Bernie Ecclestone ist sehr marktorientiert“, meint der Rennexperte gegenüber unserer Zeitung. Reichert: „Auch in Frankreich gibt es keinen Grand Prix mehr, obwohl von dort viele große Fahrer und wichtige Sponsoren kommen.“

Insgesamt sind es nur wenige Stimmen, die glauben, dass der Nürburgring für Ecclestone unverzichtbar ist. Dennoch ist es erstaunlich, wie viele Fans die Eifel-Rennstrecke in der weltweiten Rennsportszene hat. Das wird auch dem großen Matador bewusst sein. Wie viel ihm das letztlich wert ist, weiß nur er allein.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück