Berlin/Rom/Mainz

Resistente Erreger: Schweinereien machen krank

Vom Schweinestall ins Kinderzimmer: Die Politik sagt Antibiotika in der Tiermast den Kampf an.
Vom Schweinestall ins Kinderzimmer: Die Politik sagt Antibiotika in der Tiermast den Kampf an. Foto: Weber/Kranz

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) will den Einsatz von Antibiotika einschränken. Die Verordnung dieser Mittel auch bei leichten Krankheiten und in der Tierhaltung trage zur Züchtung resistenter Keime bei, warnte Schmidt am Rande der Welternährungskonferenz in Rom.

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Die Bekämpfung eines übermäßigen Einsatzes von Antibiotika sei eine „existenzielle Frage“. Damit reagierte der CSU-Politiker auf Recherchen von „Zeit“, „Zeit Online“ und „Correct!V“, die unsere Zeitung veröffentlicht hat. Danach sterben in Deutschland mehr als 30.000 Patienten nach einer Infektion durch multiresistente Keime.

Schmidt will das Thema zusammen mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zu einem wichtigen Anliegen der laufenden deutschen G 7-Präsidentschaft machen. Antibiotika drohten durch eine zu häufige Anwendung wirkungslos gegen Krankheiten zu werden, warnte Schmidt: „Wir dürfen nicht in die Zeit vor dem Penizillin zurückfallen.“ Zugleich äußerte er sich besorgt, dass andere Länder sich in diesem Bereich weniger engagieren.

Höfken:Gefahr durch Massentierhaltung

Auch die Mainzer Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken (Grüne) warnte: „Durch den eindeutig zu hohen Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung besteht eine massive Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier.“ Ähnlich sieht dies das Mainzer Gesundheitsministerium: Es sei belegt, dass diese Praxis in der „Massentierhaltung zu einer Verschärfung der Problematik resistenter Erreger beiträgt“. Und: „Dies hat bereits zu zahlreichen Maßnahmen geführt, durch die die Antibiotikagabe in der Tierhaltung kontrolliert und eingeschränkt wird.“

Generell sei jedoch im Land ein klarer Rückgang der offiziell gemeldeten MRSA-Fälle zu beobachten. Gab es 2010 noch 154 gemeldete Infektionen und 17 Tote durch MRSA-Keime, so waren es 2013 demnach nur noch 110 Infektionen sowie acht Tote. In diesem Jahr gab es bis Anfang November 80 gemeldete Fälle und sieben gestorbene MRSA-Patienten. Mit Besorgnis beobachtet das Ministerium die starke Zunahme bei VRE- und ESBL-Keiminfektionen. Dies war auch den Zahlen über Klinikdiagnosen zu entnehmen, die unsere Zeitung veröffentlicht hat.

wie/ck