Rasante Karriere: Als Junglehrer in den Bundestag

Bad Dürkheim/Berlin – Die SMS kommt um 4 Uhr am Montagmorgen: „Herzlichen Glückwunsch zum Einzug in den Bundestag“. Johannes Steiniger, nach einer langen Wahlnacht längst im Bett, ist mit einem Schlag wieder hellwach.

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Der Bundestag wird ordentlich durchgemischt: Insgesamt 229 der 630 Abgeordneten ziehen zum ersten Mal ins Parlament ein. Johannes Steiniger aus Bad Dürkheim ist einer der Frischlinge – noch dazu einer der jüngsten. Foto: dpa
Der Bundestag wird ordentlich durchgemischt: Insgesamt 229 der 630 Abgeordneten ziehen zum ersten Mal ins Parlament ein. Johannes Steiniger aus Bad Dürkheim ist einer der Frischlinge – noch dazu einer der jüngsten.
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Von unserer Redakteurin Angela Kauer

Klar hatten er und seine Kumpels „schon mal hin und her gerechnet“. Klar hatte es danach ausgesehen, dass es für den Vorsitzenden der Jungen Union (JU) Rheinland-Pfalz reichen könnte. In diesem Moment wird aus der Möglichkeit Gewissheit: Der 26-Jährige aus dem Wahlkreis Neustadt-Speyer hat es geschafft: von Platz 16 der Landesliste in den Bundestag.

Dass er dort nicht nur ein Frischling, sondern auch einer der jüngsten Abgeordneten überhaupt ist, stört ihn nicht. Der Jüngste ist er schließlich auch im Bad Dürkheimer Stadtrat, dem er seit 2009 angehört. Trotzdem: „Das alles ist schon sehr aufregend“, sagt Steiniger, der zwar mit 16 in die Nachwuchsorganisation der CDU eintrat, aber eigentlich nie Berufspolitiker, sondern Lehrer werden wollte. Politikwissenschaft und Mathematik hat er in Mannheim studiert und nach den Sommerferien gerade ein Referendariat an einem Gymnasium in Worms begonnen.

Aber statt über den Schulhof schlendert er jetzt durch die Gänge des Bundestags in Berlin. Dort muss er sich erst einmal zurechtfinden. „Es ist ein bisschen wie bei den ersten Tagen an der Uni“, sagt Steiniger. Eine Tüte voller Infobroschüren hat man ihm in die Hand gedrückt. Irgendwo muss er noch seinen Laptop abholen. Ob er ein eigenes Büro bekommt, ist noch zu klären. Und eine Wohnung hat er auch noch nicht. Aber immerhin einen Mentor: Norbert Schindler. Der 63-Jährige hat im Wahlkreis Neustadt-Speyer das Direktmandat geholt, seit 1994 sitzt er im Bundestag. „Sein Büro unterstützt mich wirklich sehr“, sagt Steiniger, wirkt zugleich aber gar nicht wie jemand, den man allzu sehr an die Hand nehmen müsste. Ohne Zögern nennt er jedenfalls seine politischen Interessengebiete: Bildung, Technologie und Wirtschaft.

Für diese will er sich in den Arbeitsgruppen des Bundestages einsetzen – und gleichzeitig sein Referendariat beenden. Die Gespräche mit der Schulbehörde ADD, ob das denn möglich ist, laufen bereits. So ganz hat „Herr Steiniger“ der Schule auch noch nicht den Rücken gekehrt: Schon heute will er wieder in Worms unterrichten. „Ob das auf Dauer parallel geht, wird sich zeigen“, sagt er.

Johannes Steiniger ist am 18. Juni 1987 geboren – und damit fast der Jüngste im neuen Bundestag. Fünf Tage jünger ist nur Mahmud Özdemir. Der SPD-Abgeordnete aus Duisburg hat am 23. Juni 1987 Geburtstag.