Hamburg

Porträt: Christoph Ahlhaus – Bürgermeister auf Abruf

Er wird zunehmend dünnhäutig. Zwar müht sich Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus im Wahlkampfendspurt um ein volksnahes und bürgerliches Auftreten, tingelt über Wochenmärkte und macht seinen Christdemokraten Mut. Doch längst scheint dem CDU-Politiker angesichts anhaltend desaströser Umfragewerte zu dämmern: Die Wahl ist gelaufen.

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Hamburg – Er wird zunehmend dünnhäutig. Zwar müht sich Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus im Wahlkampfendspurt um ein volksnahes und bürgerliches Auftreten, tingelt über Wochenmärkte und macht seinen Christdemokraten Mut. Doch längst scheint dem CDU-Politiker angesichts anhaltend desaströser Umfragewerte zu dämmern: Die Wahl ist gelaufen.

Entsprechend bricht es ab und an aus ihm heraus. So wirft er seinem SPD-Herausforderer Olaf Scholz ohne Not „Wahlbetrug“ vor oder beharrt in der Bürgerschaft nach Anwürfen aus der Opposition fast trotzig darauf, im Recht zu sein. Eigentlich hatte sich Ahlhaus die Sache ganz anders vorgestellt. Wäre es nach ihm gegangen, würde er nach wie vor mit den Grünen regieren.

Der CDU-Politiker würde die Öko-Partei weiter über den grünen Klee loben und ansonsten hoffen, als Nachfolger des bei den Bürgern beliebten Bürgermeisters Ole von Beust bis zur regulären Wahl 2012 Statur zu gewinnen. Doch seit Ende November 2010 ist alles anders: Seit ihm die Grünen nach nicht einmal 100 Tagen im Amt das Vertrauen entzogen und einseitig die Scheidung eingereicht haben, kämpft der 41-Jährige ums politische Überleben.

Dabei hätte es für ihn so glatt laufen können. Bescheiden hatte der gebürtige Heidelberger nie öffentlich Anspruch auf das höchste Regierungsamt im Stadtstaat erhoben. Als Innensenator stand der in der CDU gut vernetzte Vorsitzende des einflussreichen Kreisverbandes Nord seinem Chef Beust stets loyal gegenüber – obwohl beide Politiker kaum unterschiedlicher sein könnten. Beust hatte einen neuen Stil von CDU-Politiker verkörpert – liberal, großstädtisch und weltoffen. Ahlhaus dagegen steht für den bürgerlich-konservativen Flügel der Partei.

So wurde der Bankkaufmann mit juristischem Staatsexamen, seit 1985 in der CDU, bereits als Bürgerschafts-Innenpolitiker häufig als Hardliner wahrgenommen. Als Innensenator in Deutschlands erster schwarz-grüner Koalition auf Landesebene gab er sich dann deutlich zurückhaltender, um sich als Bürgermeister gar als Mann mit einem „grünen Herz“ zu outen. Genützt hat es ihm nichts.

Vor allem seine aus Sicht der Grünen einsamen Personalentscheidungen führten zum Ende des bundesweit beachteten Koalitionsexperiments. Aber auch das wachsende Misstrauen der Grünen tat sein Übriges. Denn Ahlhaus' Image war bei der Ökopartei noch nie das beste. So fand diese es überhaupt nicht lustig, dass er bei einer schlagenden Studentenverbindung als eine Art Gastmitglied geführt worden war. Die Gemüter beruhigten sich erst, als sich Ahlhaus von der Turnerschaft ausdrücklich distanzierte.

Für Aufsehen sorgte er auch mit hohen Ausgaben. So wurde bekannt, dass die Sicherungsmaßnahmen an seiner neuen Villa den Steuerzahler rund eine Million Euro kostet. Ahlhaus erklärte, er folge nur den Empfehlungen des Landeskriminalamts. So hatte er auch 2009 argumentiert, als ihm vorgeworfen wurde, in Paris Privatfahrten im Dienstwagen nicht gesondert abgerechnet zu haben. Eines bereut Ahlhaus nach eigenen Angaben aber doch: seine Hochglanzfotos in der Illustrierten „Bunte“. Er ließ sich – ganz unhanseatisch – samt Gattin Simone in Schlossherrenmanier in einem Hamburger Nobelhotel ablichten.

Geunkt wurde, er habe damit seinem Image als Mann, „der nach Delmenhorster Fußgängerzone aussieht“ („Hamburger Abendblatt“), etwas entgegensetzen wollen.

Von Markus Klemm