Region

„Pflanzt Bäume für unsere Kinder und Enkel!“: Warum für den Wald gekämpft werden sollte

Der 21. März ist seit 1971 der „Internationale Tag des Waldes“ und von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ins Leben gerufen worden. In den vergangenen drei Jahren ist durch Hitze und Dürre auch viel Wald im Westerwald abgestorben.  Foto: Sascha Ditscher
Der 21. März ist seit 1971 der „Internationale Tag des Waldes“ und von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ins Leben gerufen worden. In den vergangenen drei Jahren ist durch Hitze und Dürre auch viel Wald im Westerwald abgestorben. Foto: Sascha Ditscher

Am 21. März begehen wir laut „Gedenktagkalender“ den Welt-Poesie-Tag. Sogar der Welt-Tattoo-Tag fällt auf den 21. März. Beides sicher interessant für Liebhaber besonderer Zeilen oder langlebiger Hautmalereien. Aber der kommende Sonntag ist als Gedenktag selten so wichtig gewesen – und zwar für unsere Grüne Lunge. Ja, es geht um unsere Bäume, am Tag des Waldes. Braucht es einen solchen Tag für den Wald wirklich? Wald, der vor uns da war und nach uns noch sein wird? Mehr denn je. Denn das Grün unserer Wälder scheint zu verblassen – seit drei Jahren sind sie im Dauerstress.

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Man muss keine Brille tragen, um zu erkennen, welche Spuren Stürme und drei Dürrejahre hinterlassen haben. Der Borkenkäfer hatte nicht nur ein leichtes Spiel, sondern hat auch ganze Arbeit geleistet und den Bäumen förmlich die Lebensadern gekappt. Blätter, die sich bereits im Sommer verfärbten, Nadelbäume ohne oder mit braunem, vertrocknetem Gewand. Abgestorbene Bäume, die zur Gefahr werden können und deshalb gefällt werden müssen. Kahle Flächen, wo einst Bäume standen, meterhoch gelagertes Holz. Vielerorts ein tristes Bild. In Deutschland müssen 277.000 Hektar wieder bewaldet werden, das sind 2,6 Prozent der Waldfläche. Bildlicher: 400.000 Fußballfelder! In Rheinland-Pfalz sind es knapp 15.000 Hektar.

Unsere jüngste Waldzustandserhebung ist ein deutlicher Weckruf: Jeder fünfte Baum hat keine voll belaubte Krone mehr; noch nie waren so viele Bäume abgestorben. Alarmstufe Rot! Denn der Wald ist unser bester Verbündeter gegen den Klimawandel. Hätten wir ihn nicht, wären unsere Treibhausgasemissionen um 14 Prozent höher.

Jeder Hektar Wald bindet jährlich rund zehn Tonnen CO2. Dazu kommen die Klimaleistungen von Holz als Naturrohstoff, den wir anstelle fossiler Rohstoffe verwenden. Jeder Baum, der heute nicht gepflanzt wird, fehlt unseren Enkeln. Nachhaltigkeit ist eine Generationenaufgabe. Heute pflanzen, um morgen den Ertrag zu haben. Eine saubere Luft zum Beispiel. Erholung für Mensch und Tier. Heimat großer Biodiversität.

Wirtschaftlich fühlbare Schäden, Vitalitätseinbußen, Zuwachsverluste, zufällige Nutzungen. Quelle: Landesforsten Rheinland-Pfalz

Der Borkenkäfer bedroht die Fichtenbestände.

Julia Klöckner, Bundeslandwirtschaftsministerin fordert: „Pflanzt Bäume für unsere Kinder und Enkel!“

picture alliance/dpa

Doch es ist nicht zu spät. Martin Luther soll einst poetisch gesagt haben: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Wir schauen nicht zu und belassen es auch nicht bei einem Obstbaum. Als Bundesregierung haben wir mit den Ländern das größte Wiederaufforstungsprogramm in der Geschichte des Landes gestartet. Wir nehmen Milliarden in die Hand, um den Aufbau standortangepasster, klimaresilienter Mischwälder zu fördern, gut investiertes Geld.

Erstmals haben wir eine Nachhaltigkeitsprämie entwickelt und zahlen sie aus, um privaten Waldbesitzern und Kommunen zu helfen. Wir fördern die, die ihre Wälder noch nachhaltiger bewirtschaften, zertifiziert. Denn wir müssen unsere Wälder fit machen für die Zukunft. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Holz, langfristig verwendet, speichert langfristig CO2. Deshalb ist unser nächstes Ziel, die Klimaschutzleistung von Wald und Forstwirtschaft zu belohnen.

Unser Engagement macht aber nicht an unseren Grenzen halt. Wollen wir verhindern, dass Wald weltweit vernichtet wird, um kurzfristig Flächen für Ackerbau zu schaffen, müssen wir helfen, Alternativen zu entwickeln, die für Arbeit, Einkommen und Perspektiven sorgen. Wir setzen uns deshalb international für entwaldungsfreie Erzeugung und Lieferketten ein.

Jeder Beitrag ist wichtig. Es geht um ein gewaltiges Projekt. Wald, das ist nicht nur der Ort für den Sonntagsspaziergang, sondern eine Ressource, für die wir gemeinsam kämpfen müssen.

Alle können wir dazu beitragen. Das fängt mit simpler Achtsamkeit an: Müll gehört nicht in den Wald. Vielleicht ist es uns gar nicht bewusst, wie lange es dauert, bis selbst ein verlorenes Papiertaschentuch verrottet ist: fünf Jahre! Bei einer im Wald entsorgten Windel dauert es unvorstellbare 450 Jahre. Auch organischer Abfall, also die Bananenschale oder der Grünschnitt, haben nichts im Wald verloren. Denn sie stören beim Verrotten das Mikroklima. Und es versteht sich eigentlich von selbst: Gartenabfälle, Hausmüll, Elektrogroßgeräte und andere Abfälle im Wald zu entsorgen, schadet und ist illegal, kein Kavaliersdelikt. Macht keiner? Leider doch. Jährlich werden mehr als 250.000 Kubikmeter Müll wild „entsorgt“. Das entspricht einem Güterzug mit 6250 Waggons und einer Gesamtlänge von rund 70 Kilometern.

Unser Wald ist eine Heilquelle – gehen wir also behutsam mit ihm um, achten beim Spaziergang auf Pflanzen und Sämlinge, lassen ihn heil und gehen nicht jenseits der Wege. Glimmende Zigaretten oder Feuerstellen sind oft Ursache von großflächigen Waldbränden. Achtsamkeit – der Tag des Waldes erinnert uns daran. Denn wie man in den Wald hineinruft, so schallt es aus ihm heraus. Am besten voller Hoffnung für eine nachhaltige Zukunft – für uns, unsere Kinder und Enkel.