Maori-Schriftsteller im Interview: „Den Vorfahren verpflichtet“

Maori-Schriftsteller Witi Ihimaera
Maori-Schriftsteller Witi Ihimaera Foto: DPA

Frankfurt -Der Maori-Schriftsteller Witi Ihimaera („Whale rider“) ist einer der wichtigsten Schriftsteller Neuseelands. Er sieht sich in seinem Arbeiten der Kultur seiner Vorfahren verpflichtet.

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Herr Ihimaera, was inspiriert Sie zum Schreiben?

Ich sehe meine Rolle darin, unsere Leute in ihrer Gegenwart zu beobachten und gleichzeitig das riesige Repertoire der Maori-Kultur und -Tradition, das uns unsere Vorväter übermittelt haben, in Ehren zu halten. Den Vorfahren bin ich Rechenschaft schuldig, und ich habe eine Art Vertrag mit ihnen.

Sie schreiben sowohl über traditionelle Maori-Themen als auch über moderne Probleme. Sind Sie ein Maori-Autor oder ein Autor, der zufällig Maori ist?

Ich bin ein Maori-Schriftsteller. Meine Bestimmung ist es, die Maori-Geschichte zu schreiben, sodass sie eigenständig innerhalb der neuseeländischen Tradition stehen kann. So ist sichergestellt, dass die Neuseeländer der Zukunft aus zwei Kulturen schöpfen, nicht nur aus einer. Ich bin stolz darauf, auch Pakeha-Leser zu haben. (Pakeha ist der Maori-Ausdruck für Nachfahren weißer Siedler.)

Was betrachten Sie als ihren größten Erfolg bislang?

Der Erfolg des Buches „Whale rider“ mit der Verfilmung war höchst aufregend. Meine Heldin Pai ist auf ihrem Wal bis auf den roten Teppich in Hollywood geritten – in Person der Schauspielerin Keisha Castle-Hughes, die für den Oscar nominiert war. Mehr als alles andere hat es mich stolz gemacht, dass eine Maori-Heldin es neben solchen Figuren wie Heidi und anderen Romanheldinnen so weit geschafft hat.

Die Maori-Kultur ist geprägt von der Tradition der mündlichen Überlieferung. Beeinflusst das Ihre Arbeit?

Europäer wissen nicht, dass es kaum anderswo auf der Welt einen so umfangreichen Bestand an lebhaften Geschichten gibt wie in der Maori-Tradition und dass Maoris bis heute wortgewaltig daraus schöpfen und die mündliche Überlieferung fortlebt. Ich habe Glück, dass ich mich von diesem Bestand inspirieren lassen kann, und nicht auf Shakespeare oder Charles Dickens zurückgreifen muss. Das größte Geschenk aus der Maori-Kultur für mich ist der erzählerische Rhythmus, den meine Sätze bekommen.

Hat der Erfolg Ihre Weiterentwicklung leichter oder schwerer gemacht?

Mein Leben ist so wie immer: ein ungebremster Zug, der über die Gleise knattert, die das Leben sind. Trotz Schwierigkeiten habe ich es immer geschafft, mit voller Kraft vorauszufahren.

Was erhoffen Sie sich von der Frankfurter Buchmesse?

So etwas wie die Buchmesse kann der Welt zeigen, wer wir sind. Eine Gelegenheit, ins Blickfeld der Welt zu springen. Ich hoffe, wir können die Leute überraschen. Ich bin sehr stolz, dass das Maori-Element bei unserem Auftritt genauso stark vertreten ist wie das Pakeha-Element.

Das Gespräch führte Christiane Oelrich