Mainz

Magenza blühte als Hochburg jüdischer Gelehrsamkeit

Die Geschichte der Juden in Mainz ist mindestens 1000 Jahre alt. Zumindest stammt der älteste Grabstein, der im Gebiet des Mainzer „Judensands“ gefunden wurde, aus dem Jahr 1046, weiß Professor Andreas Lehnard, Judaistik-Professor an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität. 1093 ist erstmals eine Synagoge in der Mainzer Unterstadt erwähnt. Seitdem erlebte das Judentum auch in Mainz eine sehr wechselvolle Geschichte.

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Mainz – Die Geschichte der Juden in Mainz ist mindestens 1000 Jahre alt. Zumindest stammt der älteste Grabstein, der im Gebiet des Mainzer „Judensands“ gefunden wurde, aus dem Jahr 1046, weiß Professor Andreas Lehnard, Judaistik-Professor an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität. 1093 ist erstmals eine Synagoge in der Mainzer Unterstadt erwähnt. Seitdem erlebte das Judentum auch in Mainz eine sehr wechselvolle Geschichte.

Vom jüdischen Leben in Mainz im Mittelalter ist nur sehr wenig bekannt, berichtet Lehnardt. Das Gemeindeleben wird zu dieser Zeit dominiert von einigen wenigen Familienstämmen. Doch bis ins 20. Jahrhundert hinein zählt „Magenza“, so der jüdische Namen für das mittelalterliche Mainz, europaweit zu den herausragenden Orten jüdischer Gelehrsamkeit.

Auch das Gemeindeleben blüht. 1912 wird mit einem zweitätigen Volksfest in der Hindenburgstraße 44 die neue Synagoge eröffnet – ein drittes Mainzer Wahrzeichen der Stadt neben Christuskirche und Dom. 1918 kommt der bedeutende Rabbiner Sali Levi nach Mainz und richtet in der Synagoge ein Museum für jüdische Altertümer ein.

Im Jahr 1930 hat die jüdische Gemeinde in Mainz 2700 Mitglieder – fünfzehn Jahre später sollen es nur noch rund 60 sein, weiß Lehnardt, der die Geschichte der Mainzer Juden zu seinem Spezialgebiet gemacht hat. 1420 Mainzer Juden können im dritten Reich fliehen, 1092 Personen jedoch werden in Konzentrationslager deportiert. Wie Friedrich Schütz, der mittlerweile verstorbene frühere Direktor des Mainzer Stadtarchivs herausfand, sollen nur 28 von dort zurückkehren. Die Synagoge in der Hindenburgstraße wird in der Nacht vom 9. auf den 10. November von den Nationalsozialisten niedergebrannt, die Ruine muss die jüdische Gemeinde kurz darauf wegen Einsturzgefahr sprengen lassen.

Dennoch gründen im Jahr 1945 20 Personen eine Jüdische Gemeinde. Zwei Jahre später finden in der Turnhalle der Feldbergschule in der Mainzer Neustadt wieder Gottesdienste statt. 1952 schließlich richtet sich die Jüdische Gemeinde im Wohnhaus Forsterstraße 2 ebenfalls in der Mainzer Neustadt ein Gemeindehaus mit Betsaal ein. Als seit den 1990er-Jahren Tausende von Kontingentflüchtlingen nach Deutschland kommen, wächst auch in Mainz die jüdische Gemeinde wieder an. Laut Lehnardt hat diese heute an die 1200 Mitglieder.

(bs)