Rheinland-Pfalz

Lehren für den Weg in die Lehre

Das Ausbildungsjahr hat begonnen – und doch sind noch viele auf der Suche, Bewerber wie Betriebe. Es gibt einige Gründe, wieso Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen.

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Von unserem Redakteur Jörg Hilpert

Rheinland-Pfalz – Das Ausbildungsjahr hat begonnen – und doch sind noch viele auf der Suche, Bewerber wie Betriebe. Es gibt einige Gründe, wieso Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen.

Rein rechnerisch ist der Ausgleich am Lehrstellenmarkt gar nicht so weit entfernt: 3030 Ausbildungsplätze im Land waren bis zum August unbesetzt geblieben, berichtet die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz/Saarland der Bundesagentur für Arbeit – 4580 junge Menschen waren weiter als suchend gemeldet, erfahrungsgemäß sind manche von ihnen aber bereits fündig geworden. Doch viele werden trotzdem leer ausgehen – Schulabgänger, die keinen Ausbildungsplatz bekommen, genauso wie Betriebe, die ohne hoffnungsvollen Nachwuchs dastehen.

Denn oft passen Angebot und Nachfrage regional nicht zusammen. Ein Extrembeispiel: In Thüringen gibt es teilweise bereits Gratis-Laptops als Prämie für Auszubildende – doch welcher rheinland-pfälzische Jugendliche bricht deshalb in den Osten auf? Auch bei geringeren Distanzen scheitern manche an der Frage, wie sie die Fahrtkosten oder die eigene Wohnung in der Nähe der Ausbildungsstätte finanzieren sollen. Sie sollten nicht zu früh aufgeben: Die Arbeitsagenturen haben die Möglichkeit, diese Ausgaben zu bezuschussen – per Berufsausbildungsbeihilfe.

Verengter Blick auf Berufe

Oft passen Angebot und Nachfrage aber auch deshalb nicht zusammen, weil sich die Jugendlichen allzu sehr auf bestimmte Berufsbilder einengen. So ist in Rheinland-Pfalz die Situation in vielen kaufmännischen Berufen angespannt – sie gehören nun einmal zu den Top-Ten-Wünschen junger Leute. Ähnlich sieht es im Handwerk bei Friseur/-in, Tischler/-in oder Kfz-Mechatroniker/-in aus. Der Tipp der Experten: den Blick weiten. Oft existieren eng verwandte Berufe, die aber nur wenige kennen. In Rheinland-Pfalz gibt es beispielsweise noch Chancen als Elektroniker/-in für Betriebstechnik sowie für Energie- und Gebäudetechnik.

Und natürlich suchen auch Gastronomen, Bäcker und Fleischer noch Nachwuchs – weil viele junge Menschen ein falsches Bild von diesen Berufen haben. Ein generelles Problem, so scheint es. Manfred Kremer, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), betont: „Das Handwerk wird von Jugendlichen deutlich unterschätzt, was die Attraktivität und auch die Modernität der Berufe angeht.“

Abitur statt Ausbildung

Die Wirtschaftskammern fürchten, dass die rheinland-pfälzischen Betriebe künftig noch öfter leer ausgehen. Das Versprechen „Abitur für alle“ habe zur Folge, dass das Fundament der Dualen Ausbildung „zerbröselt“, warnt Karl Josef Wirges, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz und Präsident der HwK Rheinhessen. Hans-Jürgen Podzun, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Koblenz, sieht die Fachoberschulen kritisch, die 2011 an den Start gehen: „Potenzielle Schulabgänger der 10. Klasse von Realschulen plus werden zu einem längeren Schulbesuch animiert und fehlen erst mal den Betrieben.“

Klar ist: Die Unternehmen müssen mehr tun, um noch ausreichend junge Kräfte zu bekommen – und es werden wohl öfter solche sein, die ihnen auf den ersten Blick „nicht ausbildungsreif“ erscheinen. Viele Unternehmer bieten längst Nachhilfe im Betrieb an. Aus Sicht von HwK-Präsident Wirges muss auch in den Berufsschulen mehr passieren: Gebraucht würden gezielte Förderangebote, damit möglichst alle Auszubildenden ihren Abschluss schaffen. Ernüchternd wirkt allerdings eine aktuelle Studie: Jugendliche mit besonderem Förderbedarf wollen vier von zehn Industrie-Unternehmen nicht ausbilden. Noch nicht.

Haben auch Sie in Ihrem Unternehmen neue Auszubildende begrüßt? Schicken Sie uns ein Bild davon per E-Mail an ausbildungsstart@rhein-zeitung.net – wir veröffentlichen die Fotos unter rhein-zeitung.de