Warschau

Lech Walesa: Ein Werftarbeiter wird Präsident

Am 30. August 1980 tragen Arbeiter den Streikführer Lech Walesa auf ihren Schultern zur Lenin-Werft in Danzig. Einen Tag später – nach insgesamt 17 Streiktagen – wurde ein Abkommen unterzeichnet, das Polen grundlegend veränderte.
Am 30. August 1980 tragen Arbeiter den Streikführer Lech Walesa auf ihren Schultern zur Lenin-Werft in Danzig. Einen Tag später – nach insgesamt 17 Streiktagen – wurde ein Abkommen unterzeichnet, das Polen grundlegend veränderte. Foto: DPA

Vom Werftarbeiter zum Staatspräsidenten: Lech Walesa (66) kann auf eine imposante Karriere zurückblicken. Begonnen hat sie mit den polnischen Arbeiterprotesten 1980.

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Warschau – Vom Werftarbeiter zum Staatspräsidenten: Lech Walesa (66) kann auf eine imposante Karriere zurückblicken. Begonnen hat sie mit den polnischen Arbeiterprotesten 1980.

Der bis dahin völlig unbekannte Werftarbeiter wurde für die Streikbewegung zur bestimmenden Persönlichkeit. Der gelernte Elektromonteur arbeitete seit 1967 in Danzig auf der Lenin-Werft. Schnell wurde er in den Betriebsrat gewählt, übergab 1976 als Belegschaftsvertreter der Werftleitung eine Beschwerdeliste. Er verlor daraufhin seinen Job. Weil er seinen Kampf für unabhängige Gewerkschaften dennoch weiterführte, wurde er mehrfach verhaftet und verhört.
Der tief gläubige Katholik war von eher schmächtiger Statur, am beeindruckendsten war sein mächtiger Schnurrbart. Er schaffte es, die Massen mit klaren und einfachen Worten zu fesseln.
Walesa galt auch über Danzig hinaus als Leitfigur der Protestbewegung. Er führte nicht nur die entscheidenden Verhandlungen mit der Regierung, er lenkte den Streik auch in disziplinierte Bahnen und verhinderte so blutige Ausschreitungen. Nach der Verhängung des Kriegsrechts im Dezember 1981 wurde er inhaftiert. 1983 erhielt Walesa den Friedensnobelpreis.
1990 wurde er zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten Polens. Ein Amt, mit dem der Schiffselektriker überfordert war. Fünf Jahre später wurde er nicht wiedergewählt.