Kommentar: Hochglanz-Papier reicht nicht

Das Buhlen um die Gäste wird immer aufwendiger. Das spürt man auch auf der ITB in Berlin. Gerade die Regionen in Deutschland stehen in einem harten Konkurrenzkampf, zumal wenn sie die Meeresküste oder das Bergpanorama nicht als Alleinstellungsmerkmal vermarkten können.

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Deshalb ist es richtig, wenn Rheinland-Pfalz überlegt, wie man den für das Land (über-)lebenswichtigen Faktor Tourismus in eine zukunftssichere Formel packt. Doch die Rechnung kann nur aufgehen, wenn die Strategie möglichst nah an das heranreicht, was die Region zwischen Sieg und Glan auch ausmacht. Und wenn in einem zweiten Schritt auch vor Ort gelebt wird, worauf das Konzept abzielt.

Der erste Punkt scheint der einfachere. Denn die Herangehensweise, die Leitlinien auf breite Füße zu stellen, verringert die Gefahr, dass Schreibtischtäter ein realitätsfernes Konstrukt entwerfen. Wenn die regionalen Touristiker ebenso mit im Boot sitzen wie Hotellerie, Gastronomie und Kammervertreter, sollte genügend Pragmatismus an Bord sein, um potenziellen Gästen die richtige Route vorzugeben. Aber nur auf dem Papier – das wird auf Dauer zu wenig sein. Denn ein Konzept ist nur so gut wie seine praktische Umsetzung. Wenn am Ende der Kette, also in den Betrieben und auf der kommunalen Touristikebene nicht das gehalten wird, was in hochglanzgedruckte und online gestylte Marketingstrategien versprechen, dann wird der heiß umworbene Gast garantiert nicht zum Wiederholungstäter.

Und schlimmer noch. Er wird zum Negativbotschafter, dessen Urteil einer ganzen Region nachhaltig schaden kann. Auch wenn hier sicher noch manch dickes Brett zu bohren sein wird: Ohne diese Löcher, ohne ein attraktives Angebot, läuft Rheinland-Pfalz Gefahr, den Kampf um den Gast zu verlieren.

E-Mail: markus.kratzer@rhein-zeitung.net