Kommentar: Christoph Bröder zu den Chancen der Prävention

Vier der sechs großen Parteien fordern in ihrem Programm zur kommenden Bundestagswahl mehr Personal für die Polizei. Lediglich zwei Parteien, SPD und Grüne, fordern zusätzlich eine Ausweitung der Präventionsarbeit.

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In Rheinland-Pfalz sieht es aktuell so aus: Im Haushalt 2017/18 sind 1,3 Milliarden Euro für die Polizei veranschlagt, lediglich rund 2,3 Millionen Euro hingegen für präventiv arbeitende Organisationen. Es werden also nur die Symptome bekämpft, nicht die Ursachen. Und es ist methodisch der schlechtere Weg.

Fahndung, mögliche Gewaltanwendung, Festnahme, Prozess, Gefängnis – das sind die Instrumente von Polizei und Justiz. Die Instrumente der Prävention hingegen sind Dialog, Vertrauen und Beratung. In der Regel kommt dabei niemand zu Schaden, wie die Beratungsstellen Violent Prevention Network und Salam bestätigen. Polizisten hingegen laufen Gefahr, im Einsatz verletzt oder getötet zu werden. Wie im September 2015, als ein islamistischer Extremist in Berlin eine Polizistin mit einem Messer schwer verletzt hat.

Prävention ist auch der für den Staat und damit für den Steuerzahler viel günstigere Weg. Fahndung, Gerichtsprozess oder langjährige Gefängnisverwahrung – all das kostet viel Geld. Ebenso ein Antiterroreinsatz der Bundeswehr. Stattdessen könnte man viele Sozialarbeiter oder Pädagogen ausbilden und beschäftigen, die potenzielle Gefährder betreuen. Das wäre gut angelegtes Geld. Denn die Abbrecherquote von Menschen, die beispielsweise von Violent Prevention Network betreut werden, ist gering. Das ist keine Garantie dafür, dass die Personen nicht doch straffällig werden. Aber es ist ein Ansatz, Straftaten zu verhindern, bevor Strafverfolgung nötig ist. Das muss die Politik erkennen. Es ist ja nicht per se falsch, sich mit Sicherheit zu beschäftigen. Nur geht die Diskussion aktuell in die falsche Richtung.

E-Mail an: christoph.broeder@rhein-zeitung.net