Komet „Tschuri“ rückt jetzt ganz nah: Mini-Labor sendet Daten

Botschaften aus dem Universum: Nach einer abenteuerlichen Landung auf einem Kometen hat das Mini-Labor „Philae“ wieder Daten geliefert. Experten waren begeistert von den Nahaufnahmen des Himmelskörpers 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Auch andere Untersuchungen der ehrgeizigen Mission gelangen.

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Allerdings hat eines der drei spinnenartigen Beine des Labors keinen Kontakt zur Oberfläche von Tschuri. Die Befestigung ist „nicht ideal, aber der Lander ist stabil“, sagte der Chef für den Flugbetrieb der Europäischen Weltraumorganisation Esa, Paolo Ferri, in Darmstadt. Das Labor funktioniert aber problemlos. „Es tut alles, was es tun soll. Philae ist happy da oben“, meinte Ferri. Der Esa-Kometenexperte Gerhard Schwehm verglich Philaes Neigung „mit einem Auto, das in einem Straßengraben liegt“.

Das Labor war nach einer mehr als zehnjährigen Reise – mit der Sonde „Rosetta“ als Taxi – auf dem Kometen gelandet. Experten sprechen von einem Meilenstein der Raumfahrt.

„Philae“ setzt mit zwei Hopsern auf dem Kometen auf

„Philae“-Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln berichtete, dass Philae nach dem Aufsetzen am Mittwoch nicht nur einen, sondern gleich zwei Hopser hinlegte. „Der erste Sprung dauerte etwa zwei Stunden, der zweite rund sieben Minuten. Wir sind immer noch dabei zu analysieren, wie wir nun auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko genau draufstehen.“

Den Experten gelang es am Donnerstag, erneut Kontakt zu dem kühlschrankgroßen Labor aufzunehmen, das etwas mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt ist. „Es wurden große Mengen an Daten geliefert“, sagte ein Esa-Sprecher. „Die Verbindung läuft gut.“. In der Nacht gab es wie erwartet eine Pause wegen eines Funklochs. Der Komet hat nur eine geringe Anziehungskraft. Beim Landen auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko waren zwei Harpunen zum Verankern von „Philae“ nicht ausgelöst worden, eine Düse zum Aufdrücken des Labors auf dem Kometen funktionierte nicht. Ob doch noch versucht werden soll, die Harpunen in den Boden zu rammen, war noch unklar.

Flugbetrieb-Chef Ferri ging davon aus, dass „Philae“ trotzdem auf dem Kometen bleiben wird. „Dass das Mini-Labor wieder abhebt, bezweifle ich sehr. Es ist zur Ruhe gekommen.“ In den ersten Stunden nach der Landung konnten bereits wichtige Daten gesammelt werden, sagte Ferri. Es sei auch gelungen, das Tomographie-Projekt „Consert“ zu starten. Dabei durchleuchten „Philae“ und „Rosetta“ den Kometen in Teamarbeit.

Die Suche nach Milliarden Jahren alter Materie beginnt

Wissenschaftler wollen mit der Mission einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems werfen, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Kometen sollen weitgehend unveränderte Materie aus dieser Zeit enthalten. Gesucht wird auch nach Hinweisen darauf, wie Leben auf der Erde entstand. „Rosetta“ und „Philae“ haben zusammen etwa 20 Instrumente an Bord, um Tschuri unter die Lupe zu nehmen.

Die Mission ist bis Ende 2015 geplant. „Philae“ arbeitet aber nicht so lange. Die Wissenschaftler hofften am Tag der Landung, dass das Labor etwa zweieinhalb Tage besonders fleißig sein könnte, vielleicht auch länger. Das hängt nach DLR-Angaben von der Kapazität der Batterien ab – aber auch davon, wie wild der Ritt auf Tschuri ist.