Rheinland-Pfalz

Kohl wusste, wann er als guter Freund gebraucht wurde

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Parteifreunde: Helmut Kohl und Johannes Gerster bei einer CDU-Vorstandssitzung in Bonn. Foto: dpa

Mag es auch heute einsam um Helmut Kohl geworden sein, war der Hüne aus der Pfalz zeitlebens ein kommunikativer Mensch. Jemand, der auch als Bundeskanzler noch häufig zum Telefonhörer griff und schon mal einen CDU-Kreisvorsitzenden mit einem Anruf überraschen konnte. Menschen, die ihn gut kennen, berichten von einem warmherzigen Helmut Kohl. Ein Bild, das im krassen Gegensatz zu Kohls Ruf steht, ein kalter Machtmensch zu sein.

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Rheinland-Pfalz – Mag es auch heute einsam um Helmut Kohl geworden sein, war der Hüne aus der Pfalz zeitlebens ein kommunikativer Mensch. Jemand, der auch als Bundeskanzler noch häufig zum Telefonhörer griff und schon mal einen CDU-Kreisvorsitzenden mit einem Anruf überraschen konnte. Menschen, die ihn gut kennen, berichten von einem warmherzigen Helmut Kohl. Ein Bild, das im krassen Gegensatz zu Kohls Ruf steht, ein kalter Machtmensch zu sein.

Hanns Schreiner (79), ehemaliger Regierungssprecher Kohls in Rheinland-Pfalz, erzählt heute, dass der Ministerpräsident und spätere Kanzler oft „unter der Eiseskälte der Distanz“ litt, die ihm seine hohen Ämter auferlegte. „Dabei war er durchaus ein Mensch, der wusste, wann er als Freund gebraucht wurde“, erzählt Schreiner, der noch lange Kontakt zu dem Altkanzler unterhalten hat. Besonders einprägsam war für den früheren Staatssekretär eine Szene, die sich 1979 zutrug. Damals war Schreiners Sohn tödlich verunglückt. „Wir kamen vom Friedhof, und plötzlich stand völlig überraschend Helmut Kohl bei uns in Ma inz vor der Tür. Er hat sich mehrere Stunden Zeit genommen, um mit uns zu reden und zu trauern. Das habe ich ihm nie vergessen.“

Kohl amtierte damals schon als Oppositionsführer im Deutschen Bundestag. Doch um der Familie Schreiner beizustehen, sagte er alle Termine in Bonn ab.

Johannes Gerster (69), früherer CDU-Landesvorsitzender, schildert Helmut Kohl in jungen Jahren als einen offenen, dynamischen Politiker. „Er hat starke und gute Leute wie Heiner Geißler und Richard von Weizsäcker nach Mainz gezogen und anschließend gefördert .“ Kohl möbelte die etwas verstaubte Nachkriegs-CDU auf. Erst als einige seiner Getreuen wie Geißler, Rita Süssmuth und Lothar Späth ihn 1989 stürzen wollten, „umgab er sich danach nur noch mit Menschen, denen er absolut vertraute“.

Brigitte Baumeister (63), frühere CDU-Schatzmeisterin, imponierte, wie professionell sich Kohl auf öffentliche Auftritte vorbereitete. „Seine Mitarbeiter gaben ihm Kärtchen mit allen wichtigen Informationen, und er fasste, meist im Flugzeug oder im Auto unterwegs, noch einmal alles auf einer Seite zusammen. Das prägte er sich dann ein.“ Anschließend konnte Kohl frei und sachkundig etwa über ein außenpolitisches Thema reden. Baumeister hat Kohl bei dienstlichen Treffen, zu denen er gelegentlich auch in sein Privathaus in Oggersheim einlud, äußerst gut präpariert erlebt.

Bernhard Braun (51), Ex-MdL und Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat Ludwigshafen, ist davon überzeugt, dass Kohl kein Grünen-Hasser ist. Die schwarz-grüne Koalition im Stadtrat Ludwigshafen sei 1999 garantiert mit der Zustimmung des Altkanzlers zustande gekommen. Braun grinst: „Wir haben im Ratssaal immer schön unter seinem Bild getagt.“

Dietmar Brück

Claudia Renner