Kita-Plätze: Quote ist nicht überall sinnvoll

In weniger als drei Wochen haben Kleinkinder in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Das Bundesziel, 35 Prozent der unter Dreijährigen zu versorgen, hatte Rheinland-Pfalz laut Familienministerium in Mainz bereits zum 1. Februar erreicht.

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Von unserer Redakteurin Angela Kauer

Knirpse in der Kita: Von 1. August an haben unter Dreijährige einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Auch in Rheinland-Pfalz wurden deshalb viele Kitas ausgebaut – aber nicht überall.
Knirpse in der Kita: Von 1. August an haben unter Dreijährige einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Auch in Rheinland-Pfalz wurden deshalb viele Kitas ausgebaut – aber nicht überall.
Foto: dpa

„Wir liegen bei knapp 38 Prozent“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung mit. Hinzu kämen rund 2000 Plätze bei Tagesmüttern. Somit liege die Betreuungsquote insgesamt bereits bei etwa 40 Prozent. Das Land strebe eine Betreuungsquote von 41 Prozent an. Das dürfe „eher der tatsächlichen Nachfrage“ entsprechen.

Laut Bundesfamilienministerium meldete Rheinland-Pfalz zum 30. Juni 35 447 zur Verfügung stehende Plätze. Weitere 871 sind demnach bewilligt und sollen im Kindergartenjahr 2013/14 dazukommen. Landesweit gab es Ende März 92 820 Unter-Dreijährige. Wenn man nur den Durchschnittswert betrachtet, sieht es also eigentlich ganz gut aus zwischen Westerwald und Nahe.

Es gibt aber große regionale Unterschiede im Land: In den Städten wird die 35- Prozent-Quote zum Teil übererfüllt – und trotzdem rechnen die Verantwortlichen mit Engpässen. In manchen ländlichen Regionen haben die Kommunen dagegen auf den Ausbau verzichtet, weil es einfach keine Nachfrage gibt. Einige Schlaglichter:

Beispiel Mainz: In der Landeshauptstadt geht man davon aus, dass die vom Land geforderte Quote erreicht wird. Etliche Plätze für unter Dreijährige stehen aber erst im Laufe des zweiten Halbjahrs 2013 zur Verfügung. Dann eröffnen unter anderem vier provisorische Kitas auf dem Lerchenberg und in der Neustadt. Insgesamt wird es bis Ende des Jahres 1980 Plätze für unter Dreijährige geben.

Auf Dauer ausreichen wird das nicht, erläutert eine Sprecherin der Stadt: „Wir rechnen mit einer Bedarfsquote von 60 Prozent für Kinder von zwei bis drei Jahren.“ Bei Kindern von ein bis zwei Jahren wird mit einer Bedarfsquote von 40 Prozent und bei Kindern von unter einem Jahr ein Bedarf von 11 Prozent erwartet.

Beispiel Koblenz: Der Rechtsanspruch kommt – aber die Plätze in der Rhein-Mosel-Stadt stehen teils noch nicht bereit „Es fehlen noch Plätze für unter dreijährige Kinder“, bestätigt Heiko Breitbarth von der Pressestelle der Stadt Koblenz. Die genauen Zahlen will die Stadt nicht nennen, zumindest nicht vor der Pressekonferenz zur Veröffentlichung des Kita-Bedarfsplans, die für heute angekündigt ist. Dem Fehlbedarf wird gegengesteuert: „Konkret ist die Schaffung weiterer 89 Krippenplätze und 120 Kindergartenplätze für Zweijährige verbindlich beschlossen worden.

Hinzu kommen zwei Neubauten betrieblicher Kindertagesstätten“, sagt Breitbarth. Wenn die Arbeiten alle abgeschlossen sind, soll die Betreuungsquote für unter Dreijährige in Koblenz bei 41 Prozent und damit über dem Landesschnitt liegen.

Beispiel Wallmerod: Die Verbandsgemeinde Wallmerod im Westerwaldkreis gibt sich seit Jahren Mühe, junge Familien zu locken – zum Beispiel mit der Initiative „Leben im Dorf mitten drin“. In der Gemeinde stehen für das Kindergartenjahr 2013/2014 insgesamt 134 Plätze für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung. „Die Rückmeldungen der letzten Zeit machen deutlich, dass die Plätze von den Eltern angenommen werden“, sagte Wilfried Noll, Sprecher der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises.

Die Gemeinde erfüllt die Vorgaben vom Land, dass für 39 Prozent der Kleinkinder ein entsprechender Kita- Platz zur Verfügung steht. Ob jedoch der Bedarf das Angebot übersteigt, konnte Kreissprecher Noll nicht sagen.

Beispiel Bad Kreuznach: „Es wird sehr eng in unseren Kitas – trotz des enormen Ausbaus“, sagt dagegen Andreas Domann vom Kreisjugendamt in Bad Kreuznach. Insgesamt laufen dort zurzeit Aus- und Umbauprojekte im Rahmen von 3,6 Millionen Euro. Laut Dormann will der Kreis im Herbst eine Betreuungsquote für unter Dreijährige von 45 Prozent erreichen. Das ist viel – und doch zu wenig.

Beispiel Kreis Altenkirchen: Ganz anders stellt sich die Situation im Kreis Altenkirchen dar. Auch hier haben einige Gemeinden viel investiert. Die Verbandsgemeinde Wissen zum Beispiel, die fünf Kitas in eigener Trägerschaft betreut, ist dabei, ihr Angebot auszubauen. Spätestens Anfang 2014 will sie 35 Prozent der unter Dreijährigen einen Betreuungsplatz anbieten können und somit die vom Bund und nicht die vom Land ausgegebene Quote erfüllen.

In den Verbandsgemeinden Daaden, Flammersfeld und Hamm werden bisher allerdings weit weniger unter Dreijährige betreut, als es die Quote fordert. In Daaden sind es 21, in Flammersfeld 27 und in Hamm sogar nur 18 Prozent – und dabei soll es auch bleiben, erklärt Stephan Wegener vom Kreisjugendamt: „Die Familienstrukturen bei uns sind noch so, dass die Familien die Kinder länger zu Hause behalten“, sagt er. „Und wir wollten keine Leerstände produzieren.“