Rheinland-Pfalz

(K)ein leichtes Spiel für Einbrecher: Polizei steht mit Rat und Tat zur Seite

Einbrecher hebeln meist Fenster und Türen auf. Das macht wenig Lärm und hinterlässt kaum Spuren.
Einbrecher hebeln meist Fenster und Türen auf. Das macht wenig Lärm und hinterlässt kaum Spuren. Foto: DPA

Im Zentrum Polizeiliche Prävention geben Experten Ratschläge, wie Bürger ihre Häuser und Wohnungen einbruchssicherer machen können.

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Mit geschultem Blick sucht der Mann die Scharniere und Schließmechanismen ab. Wo sind die Schwachstellen? Welches Fenster, welche Terrassentür ist so wenig gesichert, dass sie sich möglichst schnell und geräuschlos aufhebeln lässt? Gibt es einen toten Winkel, wo man sich nahezu unbeobachtet Zutritt zu dem Haus verschaffen kann? Oder kommt man gar bequem durch die Garage in die Wohnräume? Der Mann findet mehr Möglichkeiten, als dem Hauseigentümer lieb sein kann. Doch zum Glück ist der Experte für mangelhafte Sicherheit kein Einbrecher, sondern das genaue Gegenteil: Thomas Schäfer, Kriminaloberkommissar beim Zentrum Polizeiliche Prävention (ZPP) des Polizeipräsidiums Koblenz, erklärt Bürger, wie sie den Einbrechern das Leben schwerer machen.

„Wir sind die Stelle, bei der der Bürger Hilfe in der Information bekommt“, erklärt Schäfer. Im besten Falle passiert das, bevor die Einbrecher da gewesen sind. Doch viele Bürger suchen die Hilfe der Polizei erst, wenn das Kind im Brunnen liegt und der Einbruch bereits passiert ist. „Die Angst ist dann oft groß“, weiß Schäfer, „aber auch die Bereitschaft, etwas zu tun.“

Diese Bereitschaft wünscht sich der Sicherheitsfachmann des Präsidiums Koblenz deutlich früher. Architekten und Baufirmen müssten seiner Meinung nach häufiger und besser auf Sicherheitslücken aufmerksam machen und mehr einbruchshemmende Maßnahmen einplanen. Doch der Preisdruck ist enorm, und Sicherheit kostet eben auch Geld. So werden immer noch selbst bei neuen Häusern und Wohnungen oft grundlegende Fragen einbruchshemmenden Bauens nicht beachtet. „Das Nachrüsten ist meist deutlich teurer“, warnt Schäfer vor den falschen Prioritäten.

Wer einmal Opfer eines Einbruchs geworden ist, der weiß, wovon Schäfer spricht. Angst macht sich breit, weil man sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlt. Jedes nächtliche Geräusch kann dann den Pulsschlag erhöhen. Und: Oftmals sind Fenster oder Türen beschädigt und müssen rasch erneuert werden. Deswegen werden Einbruchsopfer von den Beratern bei der Terminvergabe bevorzugt behandelt. Ansonsten versucht das ZPP, die Hausbesuche zu bündeln. Schließlich ist Rheinland-Pfalz ein Land der weiten Wege.

Rund 300 bis 500 Objekte besuchen Schäfer und seine Mitstreiter jedes Jahr, checken Türen und Fenster, Garagentore und Dächer und geben Empfehlungen, wie man Einbrechern das Leben schwerer machen kann. „Die Beratung vor Ort ist die Königsklasse“, sagt der Kriminaloberkommissar. Für Bauherrn, die ein Häuschen planen, empfiehlt sich dagegen der direkte Weg zum ZPP nach Koblenz, das als Stabsstelle beim Präsidium untergebracht ist. Beratung an der Baugrube hilft wenig. Im Büro hingegen können Thomas Schäfer und seine Kollegen anhand der Baupläne und Unterlagen Tipps und technische Ratschläge geben. Einbruchshemmende Pilzkopf-Verschlüsse am Fenster, bruchsichere Folien fürs Glas, möglichst sichere Scharniere und Türschlösser: Vieles davon kann man sich in einer Ausstellung ansehen, die das Zentrum für Polizeiliche Prävention bereithält.

Man kann sich natürlich auch jede Menge Infomaterial auf der Internetseite polizei-beratung.de herunterladen oder sich die Broschüren zusenden lassen. Und das Beste: Diesen gesamten Service gibt es von der Polizei kostenlos!

Aus gutem Grund. Die Zahl der Einbrüche, die tagsüber und in den frühen Abendstunden passieren, steigt seit Jahren kontinuierlich an. Vor allem im bald beginnenden Winterhalbjahr machen sich Einbrecher auf ihren Beutezug. Sie wissen, dass sie dann in vielen Häusern ungestört zu Werke gehen können. Oftmals sind alle Bewohner bis abends zur Arbeit, gehen danach einkaufen, treiben Sport – und hinterlassen ein leichtes, lohnendes Ziel für Einbrecher.

Am meisten wird aufgehebelt. „Das macht am wenigsten Lärm und hinterlässt die wenigsten Spuren“, weiß Schäfer. Fenster und Terrassentüren – vor allem im ruhigen, rückwärtigen Bereich von Gebäuden. In schlecht einsehbaren Ecken können sich Einbrecher oft ungestört ans Werk machen.

Schäfer versichert: „Das Allerletzte, was wir wollen, ist den Menschen Angst zu machen.“ Trotzdem darf man nicht vergessen: Es geht um Kriminelle, die nach Möglichkeiten suchen, in fremde Häuser und Wohnungen einzudringen. Schäfer sagt: „Wir beraten die Bürger. Aber sie müssen auch bereit sein, gewisse Sachen umzusetzen.“ Sprich: Sie müssen Geld in die Hand nehmen. Sonst können sie sich den Besuch des Beraters eigentlich auch sparen.

Auch in diesem Falle gilt: Hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben. „Aber man kann es den Einbrechern schwerer machen“, weiß der Experte. Doch oftmals ist nicht alles, was sicherer macht, auch finanziell umsetzbar. Dann empfiehlt Schäfer, zunächst die wahrscheinlichsten Schwachstellen für einen Einbruch abzusichern. Doch was heißt da letztlich Priorität? Der Kriminaloberkommissar erinnert sich noch gut an die Beratung in einem betroffenen Haus, in dem die Sicherung von Fenstern und Terrassentür wohl als vorrangig eingestuft worden wäre. Doch die Einbrecher waren durch ein 40 mal 40 Zentimeter großes Klofenster geklettert ...

Von unserem Redakteur Manfred Ruch