Berlin

Kehrt Guttenberg jemals zurück?

Der Vorwurf lautet „vorsätzliche Täuschung“. Die Universität Bayreuth kommt in ihrem Abschlussbericht zur Doktorarbeit des Ex-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zu einem vernichtenden Ergebnis. Eine Rückkehr des einst beliebtesten Politikers Deutschlands auf die politische Bühne halten viele jetzt für unwahrscheinlicher denn je.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Berlin. Der Vorwurf lautet „vorsätzliche Täuschung“. Die Universität Bayreuth kommt in ihrem Abschlussbericht zur Doktorarbeit des Ex-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zu einem vernichtenden Ergebnis. Eine Rückkehr des einst beliebtesten Politikers Deutschlands auf die politische Bühne halten viele jetzt für unwahrscheinlicher denn je.

Aus Sicht des Vorsitzenden der Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“, Stephan Rixen, der die Untersuchung leitete, hat Guttenberg „die Sorgfaltswidrigkeit zum bewussten Arbeitsstil erhoben“. Fälschungen durchziehen die Arbeit demnach als „werkprägendes Arbeitsmuster“. „Angesichts der Fülle der Einzelplagiate kann man nicht mehr von bloßen Bagatellverstößen sprechen“, heißt es in dem Bericht.

Die Kommission erhebt allerdings auch Vorwürfe gegen die Universität. Die Hochschule habe ihre Aufsichtspflicht „grob vernachlässigt“. Auch der ehemalige bayerische Wissenschaftsminister und CSU-Generalsekretär Thomas Goppel kritisiert: „Dass die Universität sich selbst reinwäscht, halte ich nicht für gut.“ Guttenbergs Doktorvater Peter Häberle trägt aus seiner Sicht Mitverantwortung. In seinem Gutachten zu Guttenbergs Arbeit hatte Häberle unter anderem gelobt, wie „gekonnt“ Guttenberg mit der Forschungsliteratur umgehe. „Ein Doktorvater, der summa cum laude vergibt und die eigenen Textstellen nicht einmal sieht, die da angeblich auch dabei sind, ist jemand, der im Betreuen des Doktoranden nicht genau genug und konkret genug gewesen ist“, sagte Goppel. Die Vizepräsidentin des Deutschen Hochschulverbandes, Johanna Hey, hält das Ergebnis der Untersuchung für „das einzig Plausible“. „So etwas geschieht nicht fahrlässig.“ Sie erhoffe sich, dass deutlich werde, dass der Diebstahl geistigen Eigentums kein Kavaliersdelikt ist. Der Verband fordert außerdem, dass Universitäten von ihren Doktoranden künftig eidesstattliche Erklärungen verlangen. „Die schriftliche Lüge ist nicht strafbar. Ohne eine solche Erklärung gibt es keine strafrechtliche Handhabe.“

Guttenberg hat die Öffentlichkeit seit seinem Rücktritt gemieden. Offen fordern nur noch wenige seine Rückkehr in die Politik. CSU-Mann Goppel sagte: „Das ist im Prinzip vorbei. Ich glaube allen Ernstes, dass man in einer solchen Geschichte mit einem solchen Ergebnis mit solchen Vorgaben nicht davon reden kann, dass man morgen in die Politik zurückkehrt.“ Einer der wenigen, die offen für ihn eintreten, ist der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis: „Wenn Guttenberg nicht mehr zurückkommen darf, dann hätten viele namhafte Politiker der Geschichte auch nicht zurückkehren dürfen“, sagte Geis. Der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Swen Schulz, sagte: „In der SPD hätte jemand mit einer solchen Vorgeschichte keine Chance mehr.“ Die Plagiatsaffäre würde jedoch nach wie vor von vielen Bürgern als Kavaliersdelikt angesehen. „Wenn er dabei gefilmt worden wäre, wie er ein Buch stiehlt, wäre er sofort weg gewesen“, so Schulz. Er kann sich jedoch vorstellen, dass Guttenberg in der Union eine zweite Chance erhält. Sie verfüge über „wenig Personal“.

Für den hochschulpolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion, Kai Gehring, belegt der Bericht der Kommission, dass Guttenberg „mit der Arbeit vorsätzlich getäuscht sowie den Bundestag und die Öffentlichkeit dreist belogen hat“. Die fast 900 Plagiate zeigen, dass es sich um „wissenschaftliches Fehlverhalten par excellence handelte“. Eine Rückkehr Guttenbergs in politische Ämter hält Gehring für sehr unwahrscheinlich: „Er hat seine Glaubwürdigkeit und Autorität nachhaltig verspielt.“

Von unserer Berliner Korrespondentin Rena Lehmann