Leipzig

Katholikentag: Ein Fest der Laien

Katholikentage gehen zurück auf die katholische Vereinsbewegung im 19. Jahrhundert: In Folge der 1848 gewährten Vereinsfreiheit – einem Ergebnis der deutschen März-Revolution für mehr Demokratie – bildeten deutsche Katholiken zunächst Vereine für religiöse Freiheit. Die neue Rechtsordnung verschaffte diesen Verbänden Freiheit gegenüber der kirchlichen Hierarchie.

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Grundlage war das liberale Vereinsrecht, nicht das kanonische Kirchenrecht. Freilich blieben die Vereinigungen an Rom ausgerichtet. Der erste Katholikentag fand als Delegiertenversammlung der katholischen Vereine Deutschlands 1848 in Mainz statt. Da nicht jedes Jahr ein solches Fest organisiert wurde, wird jetzt erst der 100. Katholikentag gefeiert.

In der Tradition der Vereine für religiöse Freiheit steht das heutige Zentralkomitee der deutschen Katholiken, dessen Vorgängerorganisationen sich ebenfalls im 19. Jahrhundert bildeten. Die Dachorganisation der katholischen Organisationen und Verbände veranstaltet die nach dem Zweiten Weltkrieg alle zwei Jahre stattfindenden Deutschen Katholikentage. „Idee, Gestalt und eine fast 170-jährige Geschichte der Deutschen Katholikentage sind singulär“, sagt Alois Glück, Präsident des ZdK von 2009 bis 2015: „In keinem anderen Land gab und gibt es Vergleichbares.“ Katholikentage sind vor allem ein Ausdruck des deutschen Laienkatholizismus. Laien hätten „mit oder ohne den ausdrücklichen Segen von Priestern und Bischöfen die Zeichen der Zeit erkannt und gedeutet“, so Glück.

In der NS-Zeit gab es keine Katholikentage. Der erste Katholikentag nach dem Krieg fand 1948 in Mainz statt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wandte sich das katholische Laientreffen allgemeinen Zeit- und Lebensfragen zu, die jeweils unter ein Leitwort gestellt wurden. Die Aufbruchstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sorgte auf den Versammlungen in Bamberg (1966), Essen (1968) und Trier (1970) für eine früher ungekannte Spannung. Immer mehr kirchenkritische Stimmen wurden hörbar. Sogar Kritik am Papst wurde laut. Rom selbst hatte auf dem Vatikanum das Stichwort für die neuen Reformbestrebungen gegeben: Das Konzil stärkte die Verantwortlichkeit der Laien in der Kirche – und die katholischen Laien machen damit zunehmend ernst.