Kampf ums Überleben: Bei der 17. Artenschutzkonferenz wird über die Zukunft bedrohter Arten entschieden

Afrikanischer Löwe: Der Löwenbestand in Afrika ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Zu den Gründen zählen immer kleiner werdende Lebensräume und damit einhergehende Zusammenstöße mit Menschen, aber auch die Trophäenjagd. Einzelne Länder im südlichen Afrika mit großem Jagdtourismus sind gegen die von vielen anderen Staaten angestrebten strengeren Bestimmungen zum Schutz der Tiere.
Afrikanischer Löwe: Der Löwenbestand in Afrika ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Zu den Gründen zählen immer kleiner werdende Lebensräume und damit einhergehende Zusammenstöße mit Menschen, aber auch die Trophäenjagd. Einzelne Länder im südlichen Afrika mit großem Jagdtourismus sind gegen die von vielen anderen Staaten angestrebten strengeren Bestimmungen zum Schutz der Tiere. Foto: dpa

Als Luggard etwa ein Jahr alt war, schossen ihm Wilderer ins rechte Hinterbein. Der kleine Elefant wollte seine Mutter verteidigen, die zuvor wegen ihrer Stoßzähne getötet worden war. Ein halbes Jahr später humpelt Luggard mit einer Infektion im Nairobi Nationalpark am Rande der kenianischen Hauptstadt herum.

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Nach dem jüngsten Elefanten-Zensus leben in 18 afrikanischen Staaten nur noch etwa 352 000 Elefanten. Bevor Europäer den afrikanischen Kontinent betraten, gab es dort Schätzungen zufolge bis zu 20 Millionen Elefanten. 1979 waren es noch etwa 1,3 Millionen. Trotz eines internationalen Handelsverbotes gibt es immer noch viel Wilderei, die schließlich auch Luggards Mutter zum Verhängnis wurde.

Afrikanischer Löwe: Der Löwenbestand in Afrika ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Zu den Gründen zählen immer kleiner werdende Lebensräume und damit einhergehende Zusammenstöße mit Menschen, aber auch die Trophäenjagd. Einzelne Länder im südlichen Afrika mit großem Jagdtourismus sind gegen die von vielen anderen Staaten angestrebten strengeren Bestimmungen zum Schutz der Tiere.

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Afrikanischer Elefant: Während Namibia und Simbabwe Elfenbein wieder verkaufen wollen, unterstützen 29 afrikanische Staaten ein komplettes Handelsverbot.

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Afrikanisches Nashorn: Mehr als 6000 Nashörner wurden laut Umweltstiftung WWF seit 2008 getötet. Ihren Hörnern werden in asiatischen Ländern heilende Kräfte zugeschrieben. Swasiland will eine Ausnahme vom Handelsverbot, um Lagerbestände zu verkaufen.

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Graupapagei: Der sprachbegabte Vogel gilt als beliebtes Haustier. Mangelnde Handelsbestimmungen führten zu einem starken Rückgang des Bestands. Die Sterberate für die Tiere beim Transport liegt bei etwa 40 bis 60 Prozent.

Langer – Fotolia

Schuppentiere: Diese skurril aussehenden Säugetiere mit Schuppenhaut und langen Krallen werden wegen ihres Fleischs gejagt. Ihren Schuppen werden in China zudem heilende Kräfte zugeschrieben. Trotz der bereits bestehenden Handelsverbote in Asien ging der Bestand dort im vergangenen Jahrzehnt um rund 80 Prozent zurück. Nun sind die Tiere auch in Afrika bedroht. Deshalb gibt es für die Konferenz mehrere Anträge für einen strengeren Schutz.

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Haie: Rund 100 Millionen Haie werden jährlich wegen ihrer Flossen getötet. Ein weiteres Problem: Fischern geraten sie oft als Beifang in die Netze.

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Binnenhandel mit Elfenbein bislang nicht verboten

Elfenbein ist vor allem in asiatischen Ländern beliebt – allen voran in China und Thailand. In den kommenden Tagen könnten strengere Richtlinien zum Binnenhandel beschlossen werden, was den illegalen internationalen Handel eindämmen soll. An diesem Samstag beginnt die 17. Welt-Artenschutzkonferenz (Cites), in diesem Jahr in der südafrikanischen Wirtschaftsmetropole Johannesburg.

Bis zum 5. Oktober entscheiden dort Vertreter aus 183 Ländern über Handelsregelungen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Auf der Agenda stehen unter anderem Anträge zu Elefanten, Nashörnern, Löwen, Schuppentieren und Haien.

Derzeit werden etwa 5600 Tier- und 30 000 Pflanzenarten in drei verschiedene Cites-Anhänge eingestuft, wobei Anhang eins den höchsten Schutz bietet. Der Graupapagei zählt zu jenen Arten die nun hochgestuft werden könnten. Der sprachbegabte Vogel ist als Haustier beliebt und wurde deshalb millionenfach aus der Wildnis gefangen genommen.

Daneben gibt es Anträge zu Schuppentieren und Hai-Arten, deren Fleisch oder Flossen in einigen Ländern als Delikatessen gelten und die deshalb gejagt werden. Nashörner und Löwen leiden darunter, dass ihren Körperteilen heilende Kräfte nachgesagt werden. „Bei allen Entscheidungen, die bei Cites gefällt werden, muss der Artenschutz im Mittelpunkt stehen – und nicht politische oder wirtschaftliche Interessen“, forderte der Vorsitzende des Internationalen Tierschutzfonds (IFAW), Azzedine Downes.

Die größte Bevölkerung von Afrikanischen Elefanten haben Botsuana (rund 130 000) und Simbabwe (rund 82 000). Namibia, das ebenfalls über größere Bestände verfügt, möchte zusammen mit Simbabwe Elfenbeinbestände verkaufen. Nicht nur zahlreiche andere afrikanische Staaten stellen sich dagegen, sondern auch Deutschland.

„Wir sind gegen die Anträge von Simbabwe und Namibia zur Aufnahme des Elfenbeinhandels oder von Südafrika zur Einführung eines Handelsmechanismus“, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die ebenfalls bei der Cites-Konferenz anwesend sein wird. Eine einmalige Verkaufserlaubnis von Elfenbein für vier südafrikanische Länder im Jahr 2008 hat nach Ansicht vieler Tierschützer im Windschatten den illegalen Handel und die Wilderei aufflammen lassen.

Kenia macht mit geschützten Elefanten Geld – durch Tourismus

Neben der Bekämpfung von Wilderei wollen sich die deutschen Vertreter für eine Eindämmung des zunehmenden Handels mit Amphibien und Reptilien sowie für eine nachhaltigere Holzwirtschaft einsetzen. „Die immense Nachfrage nach Tropenhölzern durch internationalen Handel beschleunigt die Abholzung tropischer Regenwälder“, sagte Hendricks.

Kenia zählt zu den Vorzeigeländern, was den Schutz von Elefanten angeht. Der Bestand von rund 26 000 Tieren in dem ostafrikanischen Land erholt sich langsam. Kenia setzt auf Elefantenschutz, auch weil er Geld im Tourismus bringt. Rund 2 Milliarden Euro verdiente Kenia im Vorjahr mit Touristen. Als Zeichen seines Engagements im Naturschutz verbrannte das Land Ende April 105 Tonnen Elfenbein von mehr als 8000 Elefanten vor den Augen der Weltöffentlichkeit.

Der David Sheldrick Wildlife Trust arbeitet eng mit der kenianischen Naturschutzbehörde zusammen. Diese informiert das Elefantenwaisenheim, wenn irgendwo im Land ein Kalb allein gesichtet wird. Wenn das Muttertier nicht ausfindig gemacht werden kann, fliegen die Wildhüter die Tiere nach Nairobi.

Ihr Auslauf dort ist im Nairobi Nationalpark, der nach Südosten hin nicht eingezäunt ist. Die Elefanten bewegen sich somit in wildem Terrain. In einem Waisenheim bleiben die jungen Elefanten, bis sie fünf Jahre alt sind und wieder in wilde Herden eingegliedert werden. Rund 24 Liter Milch aus Babynahrung für Menschen bekommen die kleinen Dickhäuter hier täglich. „Wir füttern sie alle drei Stunden – Tag und Nacht“, erklärt der leitende Wärter Edwin Lusichi. Die Pfleger hier schlafen auch bei den Elefanten im Stall. Ihre Betten sind deshalb so montiert, dass man sie mit den wachsenden Tieren höher stellen kann. Anna Kerber