Koblenz/Gießen

Interview: Streng nach dem Reinheitsgebot

Wäsche waschen, bügeln, schrubben: Saubermachen ist ein Knochenjob. Manchmal sind Putzfrauen auch Lebenshelfer.
Wäsche waschen, bügeln, schrubben: Saubermachen ist ein Knochenjob. Manchmal sind Putzfrauen auch Lebenshelfer. Foto: Fotolia

Sie sind all dies: Saubermacher, Trostspender, Strukturhelfer, Babysitter, Köche, Sozialarbeiter, Gesprächspartner und Ratgeber. Putzfrauen sind wie gute Geister, die das Heim mit ihren wachen Augen noch ein bisschen heimeliger machen.

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Das Gespräch führte Stefan Hantzschmann

Der Internationale Tag der Putzfrau soll diesen Beruf würdigen, der in letzter Zeit mit Imageproblemen zu kämpfen hat (Mindestlohn, moderne Ausbeutung). Ursel Asboe schmeißt seit mehr als zehn Jahren die Haushalte fremder Menschen. Im Interview verrät uns die 57-Jährige, warum sie ihren Job liebt.

Hallo, Frau Asboe! Darf ich Sie Putzfrau nennen?

Nein, eigentlich nicht. [lacht] Bei uns in der Firma haben alle Mitarbeiter eine Ausbildung absolviert oder die Fachschule besucht. Außerdem putzen wir ja nicht nur.

Wie muss man sich die Arbeit einer modernen Hauswirtschafterin vorstellen?

Wir machen im Prinzip alles. Das ist wirklich so. Natürlich gehört das Reinigen dazu. Dafür braucht man auch Fachwissen – zum Beispiel wie man einen teuren, unversiegelten Holzboden behandelt. Ich habe aber auch schon auf ein dreijähriges Kind aufgepasst – von der Familie bekomme ich heute noch Fotos. Und für einige Familien koche ich auch, manchmal für zwei bis drei Tage im Voraus. Die frieren sich das Essen dann ein.

In welchen Wohnungen putzen Sie üblicherweise?

Ich bin oft in Haushalten, die soziale Hilfe vom Staat oder von einer Krankenkasse bekommen. Ich war schon bei überforderten Müttern, einsamen Rentnern, Behinderten, Kranken – aber auch bei Menschen, die beruflich stark gefordert sind und deshalb wenig Zeit haben. Manchmal werde ich auch nur vorübergehend bei Familien eingesetzt und gebe Tipps, damit sie den Haushalt dann allein in den Griff bekommen.

Das hört sich gut an. Haben Sie einen Tipp?

Wer seine Wäsche ordentlich aufhängt, braucht weniger Zeit beim Bügeln. Und Zeitungspapier eignet sich am besten zum Fensterputzen. Das kostet wenig, und es bleiben keine Streifen. Es darf aber kein Hochglanzpapier sein!

Haben Sie Vorlieben bei Ihrer Ausrüstung?

Ich brauche einen Wischmopp. Einen Wischlappen immer wieder vom Schrubber abzuwickeln und auszuwringen, finde ich anstrengend. Außerdem bevorzuge ich biologisch abbaubare Putzmittel. Um üble Gerüche aus mancher Wohnung zu vertreiben, ist allerdings auch Chlorreiniger nicht verkehrt. Und ich benutze meistens Mikrofasertücher. Die gab es früher leider noch nicht.

Wie sind Sie zu dem Beruf gekommen?

Ich wollte schon immer mit Menschen arbeiten. Bevor ich in diesem Job gearbeitet habe, war ich leitende Arzthelferin. Aber ich hatte irgendwann keine Lust mehr auf das Gesundheitswesen. Jetzt habe ich weniger Stress – ich gehe nicht Vollzeit arbeiten –, und der Job ist sehr abwechslungsreich.

Apropos abwechslungsreich: Hatten Sie in Ihrem Job skurrile Erlebnisse?

Ich hatte einmal einen Auftrag bei einer Frau, die in einem Bauwagen wohnte [lacht]. Sie hatte allerlei um ihren Wagen herum angebaut, wusste aber nicht, was sie damit anstellen soll. Wir haben dann zusammen Bohnen geschnippelt und den Mangold geerntet. Sie sehen: Wir machen wirklich alles.