Wehrmann: Ja

Interview mit Allergologe Wolfgang Wehrmann

Ist der Pollenflug in diesem Jahr nach dem langen und kalten Winter heftiger als gewöhnlich? Wehrmann: Ja. Aber der Winter spielt dabei nur eine Rolle. Normalerweise fliegen Hasel- und Erlenpollen schon zwischen Weihnachten und Neujahr. Jetzt, durch den ungewöhnlich kalten und langen Winter, sind sie erst seit circa zwei Wochen in der Luft. Dafür springen die Pollen aber in besonders hoher Konzentration heraus.

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Ist der Pollenflug in diesem Jahr nach dem langen und kalten Winter heftiger als gewöhnlich?

Wehrmann: Ja. Aber der Winter spielt dabei nur eine Rolle. Normalerweise fliegen Hasel- und Erlenpollen schon zwischen Weihnachten und Neujahr. Jetzt, durch den ungewöhnlich kalten und langen Winter, sind sie erst seit circa zwei Wochen in der Luft. Dafür springen die Pollen aber in besonders hoher Konzentration heraus. Die Bäume schütten jetzt das aus, was sie in einem warmen Winter schon im Dezember und Januar losgeworden wären. Hinzu kommt, dass viele Bäume ohnehin alle zwei Jahre besonders viele Pollen produzieren. Mastjahr nennen wir das. Dieses Jahr ist das vor allem bei der Birke der Fall.

Welche Pollen quälen die Allergiker derzeit?

Wehrmann: Im Moment blühen Erle und Hasel. Nach Ostern bekommen wir es dann mit den vielen Birkenpollen zu tun.

Woran merke ich, dass ich eine Pollenallergie habe?

Wehrmann: Die klassischen Symptome sind juckende, tränenden Augen, Niesreiz, eine laufende Nase und Atembeschwerden. Manchmal kommen auch noch Kopfschmerzen und Heiserkeit hinzu. Das ist anfangs alles sehr leicht mit einem Infekt zu verwechseln.

Was macht man gegen den Heuschnupfen? Es heißt immer man solle ans Meer fahren, da sei die Luft besser…

Wehrmann: Das war früher vielleicht der Fall. Heute ist das Quatsch. Wenn wir Satellitenbilder von Deutschland im Frühjahr aus betrachten, dann sehen wir über den ganzen Land einen grünlichen Schimmer – die Pollen. Und davon gibt es an den Küsten genauso viele wie im Rest des Landes.

Was hilft dann?

Wehrmann: Eine rechtzeitige symptomatische Behandlung. Wenn man weiß, dass der Schnupfen von einer Pollenallergie herrührt, dann sollte man sich in der Apotheke Antihistaminika als Nasenspray oder in Form von Tabletten besorgen. Die gibt es mittlerweile schon ohne Rezept. Wenn auch das nichts hilft sollte man zum Hausarzt oder Allergologen gehen und sich einer gezielten Therapie unterziehen.

Man könnte auch einfach zu Hause bleiben und den Pollen aus dem Weg gehen…

Wehrmann: Das ist theoretisch das Beste, was Allergiker tun können. Aber praktisch ist das unmöglich. Sie können sich ja nicht wochenlang in einen Glaskasten setzen. Natürlich kann man einiges tun, um nicht allzu sehr unter den pollen zu leiden: Nachts zum Beispiel lieber bei geschlossenem Fenster schlafen. Oder pollendichte Netze vor die Fenster spannen.

Kann man die Pollenallergie ganz loswerden?

Wehrmann: Der Arzt kann eine Hypersensibilisierung durchführen. Dabei wird zunächst getestet, auf welche Allergene der Patient sensibel reagiert, und der Körper dann nach und nach mit Spritzen oder Tropfen an den die Allergie auslösenden Stoff gewöhnt. Mit einer Hypersensibilisierung muss allerdings in der pollenfreien Zeit begonnen werden. In der Akutphase, wenn die Pollen fliegen, bringt sie nichts.