Koblenz

Infrastruktur: Versorgung muss besser vernetzt werden

Sozialministerin Malu Dreyer (SPD)
„Die meisten wollen im Alter so lange wie möglich in den eigenen Wänden wohnen.“
Sozialministerin Malu Dreyer
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Koblenz. Das Schlagwort heißt „Vernetzung“, wenn es darum geht, für ältere Menschen die Lebensformen der Zukunft zu gestalten.

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Koblenz. Das Schlagwort heißt „Vernetzung“, wenn es darum geht, für ältere Menschen die Lebensformen der Zukunft zu gestalten.

„Die meisten Menschen wollen im Alter – auch bei Pflege- und Hilfebedarf – so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen“, sagt Sozialministerin Malu Dreyer (SPD). Entsprechend bedeutend ist es, in einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz das passende Wohn- und Versorgungsumfeld sowie die notwendige Infrastruktur zu schaffen.

Zusammenspiel zwischen den Institutionen wird zur Herausforderung

„Die Versorgung muss insgesamt vernetzter werden“, sagt Frank Schulz-Nieswandt von der Universität Köln. „Jede Profession schottet sich gern ab“, erklärt der Sozial- und Alterswissenschaftler, der seit 2006 verschiedene Seniorenprojekte des Landes Rheinland-Pfalz begleitet.

Das klassische Beispiel ist die Krankenhausentlassung eines älteren Patienten. „Seit der Einführung der Krankenhauspauschale nimmt dieses Problem zu“, erklärt Schulz-Nieswandt. Die Übergabe der Betroffenen zwischen Hausarzt, Krankenhaus und Pflege ist oft zu ungenau geregelt, Patienten können nach der Entlassung in ein Versorgungsloch fallen. „Die große Frage ist, wie der Patient entlassen wird“, sagt Schulz-Nieswandt. Es ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, welche Herausforderungen der demografische Wandel mit sich bringt.

Bürgerschaftliches Engagement gewinnt an Bedeutung

Experten setzen für die Zukunft auf ein stärkeres bürgerschaftliches Engagement, beispielsweise für alternative Wohn- und Betreuungsformen. Während es im Gesundheitswesen etwa 100 000 Selbsthilfegruppen gibt, sind solche Engagements im Bereich der Versorgung älterer Menschen und alternativer Wohnformen noch zu wenig ausgebildet. Zwar gibt es bereits seit den 1980er-Jahren sogenannte Seniorengenossenschaften in Baden-Württemberg und seit einigen Jahren auch in Hessen. Diese meist auf Vereinsform basierenden Gemeinschaften sind in Rheinland-Pfalz bislang aber selten zu finden.

Für Schulz-Nieswandt steht fest, dass das bürgerschaftliche Engagement besser verzahnt werden muss, um künftige Herausforderungen meistern zu können. „2040 wird die Bevölkerung selbst bei stärkerer Zuwanderung vermutlich um 15 Millionen Menschen abgenommen haben“, sagt Schulz-Nieswandt. Es ist ein Zahlenspiel, das zum Handeln auffordert.

Volker Boch