Rheinland-Pfalz

Immer mehr Frühchen

Frühgeburt im Brutkasten
Ein Frühchen im Brutkasten: Immer öfter kommen in Deutschland Babys zu früh zur Welt. (Bild: dpa) Foto: DPA

Sie wiegen oft gerade mal ein halbes Kilo, haben ein hohes Sterberisiko und gehören zur größten Kinderpatientengruppe überhaupt: Rund 60 000 Frühgeborene erblicken jedes Jahr in Deutschland das Licht der Welt vor der 37. Schwangerschaftswoche – Tendenz steigend.

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Rheinland-Pfalz – Sie wiegen oft gerade mal ein halbes Kilo, haben ein hohes Sterberisiko und gehören zur größten Kinderpatientengruppe überhaupt: Rund 60 000 Frühgeborene erblicken jedes Jahr in Deutschland das Licht der Welt vor der 37. Schwangerschaftswoche – Tendenz steigend.

Waren es vor zehn Jahren noch 7 bis 8 Prozent, werden inzwischen laut Landesverband „Früh- und risikogeborene Kinder Rheinland-Pfalz“ bereits 9 bis 10 Prozent der Kinder als sogenannte Frühchen geboren. Allein in Rheinland-Pfalz sind es mittlerweile 3000 Säuglinge in jedem Jahr.

Die Ursachen sind mannigfaltig und reichen von mütterlichen Vorerkrankungen über Infektionen während der Schwangerschaft bis hin zu Risikofaktoren wie starkes Übergewicht oder Alkohol- und Zigarettenkonsum. Eine ganz wesentliche Ursache für die stetig ansteigende Zahl von Frühgeburten liegt im Trend unserer Zeit begründet: Bundesweit entscheiden sich immer mehr Frauen immer später für ein Kind.

Die Zahl der Frauen, die jenseits der 40 gebären, hat sich in den vergangenen 20 Jahren nahezu verdreifacht. Auch die Zahl der 35- bis 39-Jährigen, die Nachwuchs bekommen, steigt. Das hat Folgen: Diese sogenannten Spätgebärenden haben ein um das fast Zweifache erhöhte Frühgeburtsrisiko. Liegt die Rate bei den 25- bis 29-Jährigen noch bei rund 7,1 Prozent, so beträgt sie bei den 35- bis 39-Jährigen schon 8,9 und bei den über 40-Jährigen gar 11,2 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass die Möglichkeit, schwanger zu werden, nach dem 35. Lebensjahr sinkt und der erwünschte Eisprung häufig hormonell herbeigeführt wird – die Folgen dessen sind häufig Mehrlingsschwangerschaften, die fast immer in Frühgeburten münden.

Frühchen gibt es nicht nur immer mehr, sie werden auch immer kleiner. 1960 überlebte nur die Hälfte der Säuglinge mit einem Geburtsgewicht zwischen 1000 und 1500 Gramm, im Jahr 2000 lag ihre Überlebenschance bei 95 Prozent. Dennoch sind früh geborene Kinder immer Risikopatienten und entwickeln sich oft langsamer als ihre Altersgenossen. Frühzeitige Therapien helfen, etwaige Defizite auszugleichen, sind aber keine Garantie. Oft haben Frühchen einen lebenslangen Bedarf an zusätzlicher Unterstützung. Nach Angaben des Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind“ liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit von Frühchen, die ab der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, zurzeit bei etwa 60 Prozent und steigt mit zunehmender Reife des Säuglings.

Mit einem Geburtsgewicht von unter 500 Gramm sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit auf 20 bis 30 Prozent. Und obwohl die Frühgeburten nur einen kleinen Teil aller Geburten ausmachen, sind sie für etwa drei Viertel der Säuglingssterblichkeit verantwortlich. Sie lag statistisch im Jahr 2009 bei 3,5 Todesfällen auf 1000 Lebendgeburten. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit den zwölften Platz von 22.

Von unserer Mitarbeiterin Antoinette Malkewitz