Rheinland-Pfalz

Formel 1: Mythos Nürburgring lebt wieder auf

Große Freude am Nürburgring und in der Landespolitik: Den Sanierern Thomas B. Schmidt und Jens Lieser ist es gelungen, die Formel 1 in die Eifel zu holen. Bis zum späten Mittwochabend währte der Verhandlungspoker mit Bernie Ecclestone, dem Chefvermarkter der Königsklasse.

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Dann war klar, dass der Formel- 1-Matador mit dem Rennzirkus zum Ring kommt, ohne einen Cent Landesgeld einzustreichen. Beim bislang letzten Grand Prix hatte Rheinland-Pfalz noch rund 13 Millionen Euro zuschießen müssen. Ecclestone hatte knapp 20 Millionen Euro an Fahrerfeldgebühr kassiert. Nun wird er vermutlich auf dem bisherigen Weg gar kein Geld, dafür aber alle Einnahmen erhalten. Über das genaue Geschäftsmodell schweigen sich die Vertragspartner aus.

Das Formel-1-Rennen soll am 7. Juli steigen. Der Kartenvorverkauf kann zügig beginnen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zeigte sich hocherfreut über die Entscheidung. „Dass die Formel 1 erneut am Ring gastiert, ist ein klarer Beleg für die Attraktivität der Rennstrecke und beweist: Der Mythos Nürburgring lebt.“ Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) dankte den Sanierern ausdrücklich für den Durchbruch beim Ringen um die Königsklasse.

Der SPD-Landesvorsitzende, der als Kabinettsmitglied für den Eifelkurs zuständig ist, erklärte: „Herr Prof. Schmidt und Herr Lieser haben gezeigt, dass Geduld, Geschick und vor allem eine seriöse Verhandlungsführung zum Erfolg führen.“

Grüne fühlen sich bestätigt

Die Grünen, die sich stets vehement gegen die Subventionen für den Rennzirkus gewehrt haben, fühlen sich im Nachhinein bestätigt. Parlamentarischer Geschäftsführer Nils Wiechmann kommentierte zufrieden: „Die Einigung zeigt: Es ist möglich, auch ohne Landeszuschuss die Formel 1 an den Ring zu holen.“

Ecclestone scheint der Fortbestand der kriselnden Rennstrecke tatsächlich am Herzen zu liegen. „Gern habe ich mich für die Austragung der Formel 1 am Nürburgring eingesetzt, um diese Traditionsstrecke weiter zu erhalten.“ Veranstalter des Rennens wird die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH (NBG) sein. Deren Geschäftsführer Karl-Josef Schmidt hat den Vertrag mit Ecclestones Formula One Group ausgehandelt. Die jeweiligen Positionen wurden am Ende per E-Mail ausgetauscht.

CDU-Politiker Alexander Licht bilanzierte mit Blick auf die Sanierer: „Herr Lieser und Herr Schmidt haben all jenen eine Lektion erteilt, die meinten, der Staat sei der bessere Unternehmer.“ Die großen Verlierer bei dem Verhandlungspoker sind die früheren Pächter am Ring, Jörg Lindner und Kai Richter. Sie hatten in monatelangen Verhandlungen versucht, das Formel-1-Rennen für den Nürburgring zu sichern. Am Ende lehnte Ecclestone deren Angebot ab.

Die Sanierer hielten ebenfalls Kontakt mit dem Boss der Königsklasse – und erreichten schließlich einen Abschluss. Das wollen sich Lindner und Richter nicht bieten lassen, da sie aus dem – mit ihnen geschlossenen – Vergleichsvertrag einen Exklusivanspruch auf die Formel 1 ableiten. Dem widersprechen die Sanierer vehement. Der Fall könnte erneut die Gerichte beschäftigen. Die früheren Pächter wollen Schadensersatz in Millionenhöhe einklagen.

Offen ist weiterhin, ob das Rennen am Ring der „Große Preis von Deutschland“ oder der „Große Preis von Europa“ heißen wird. Im Hintergrund geht es um Namensrechte, viel Geld und um die Frage, wer sportlicher Ausrichter wird. Denn am „Großen Preis von Deutschland“ hat der Automobilclub von Deutschland (AvD) die Namensrechte. Sollte das Rennen unter diesem Etikett laufen, müsste der Veranstalter, die NBG, eine hohe Summe an ihn zahlen und den AvD als Ausrichter ins Boot holen. ADAC wäre kostengünstiger

Die Rechte für den „Großen Preis von Europa“ hingegen sind nicht fest vergeben. Eine sportliche Ausrichtung des ADAC wäre daher kostenneutral. In diesem Fall würde die Königsklasse am Nürburgring wohl unter „Großer Preis von Europa“ firmieren. Die Formel 1 am Ring kann diese offene Frage allerdings nicht mehr gefährden.