Berlin

Experte: Ökopartei noch auf der Suche

Gero Neugebauer
Gero Neugebauer Foto: privat

Der Parteienforscher Gero Neugebauer von der Freien Universität Berlin sieht die Grünen in der Findungsphase. Hier das Interview:

Lesezeit: 1 Minute
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Wie machen sich die Grünen in der Opposition?

Gibt es die Grünen in der Opposition? Meine Wahrnehmung ist, dass sie oft eher als Unterstützer der Bundesregierung auftreten. In der Opposition können sie sich nicht mit den Linken zusammenfinden, außer einmal bei der Bildung eines Untersuchungsausschusses. Die Führung in Partei und Fraktion äußert sich auch widersprüchlich.

Wo zeigen die Grünen Profil?

Die einen Grünen zeigen Profil, indem sie Waffenlieferungen in den Irak fordern, die anderen entdecken das alte Thema Klimaschutz neu. Die Sommerpause kommt den Grünen eigentlich gerade zugute, weil keine besondere Aufmerksamkeit auf ihnen liegt und sie keine Beiträge für die Plenarsitzungen liefern müssen. Denn das fällt ihnen gerade merklich schwer.

Wie haben die Grünen ihr für sie enttäuschendes Ergebnis bei der Bundestagswahl aufgearbeitet?

Sie haben neues Personal an die Spitze gestellt, von dem sie jetzt feststellen müssen, dass es nicht die Fähigkeiten zu kommunizieren hat wie das alte Personal. Die Schatten des alten Personals sind noch da. Inhaltlich sind die Grünen noch völlig auf der Suche. Man kann beobachten, dass sie das Thema Klimaschutz stark in den Vordergrund zu stellen versuchen. Das soll die Partei wohl erst mal stabilisieren. Über die anderen Themen wird die Debatte in der Partei sicher noch andauern. Da ist völlig offen, in welche Richtung das geht.

Können die Grünen frühere FDP-Wähler für sich begeistern?

Die Grünen und die FDP haben einen unterschiedlichen Freiheitsbegriff. Die Grünen sind bemüht, mit ihrem Verständnis von politischem Liberalismus für bisherige FDP-Wähler im Bürgertum attraktiv zu werden.

Das Gespräch führte Rena Lehmann