Europa will die „grüne Batterie“
Die Angst vor den Investitionskosten einer eigenen europäischen Produktion – sie werden auf bis zu 20 Milliarden Euro geschätzt – ist groß, zumal diese Summen bei der derzeit noch geringen Zahl an Elektrofahrzeugen kaum wieder erwirtschaftet werden können. Bis 2022, so sagen interne Studien der Automobilwirtschaft, werde der Bestand an E-Autos kaum mehr als zwei Prozent betragen. Das sieht die Brüsseler Kommission jedoch völlig anders. Bereits im Jahr 2025 seien 25 Milliarden Euro Umsatz mit Batterien zu erzielen.
Der deutsche Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig mahnte die Industrie: „Wir sind heute bei Autos führend, weil unsere Motorentechnologie die beste ist.“ Wer bei Antrieben und den wichtigsten Komponenten nicht mit der Entwicklung Schritt halte, verspiele seinen Vorsprung. Machnig: „Wir wären blind und naiv, wenn wir glauben, dass wir langfristig immer die besten Batterien bekommen würden.“
Die EU-Kommission will mit einer Finanzspritze um die 200 Millionen Euro aus ihrem Forschungsprogramm „Horizon 2020“ den 80 Unternehmen, die sich nun zu einer Allianz bereit erklärt haben, unter die Arme greifen. Weitere Gelder könnten zum einen aus dem Strukturfonds kommen. Die Europäische Investitionsbank (EIB) versprach, ebenfalls Kredite zur Verfügung zu stellen. „Wir brauchen einen großen Aufschlag“, hieß es in Brüssel. Die Rede ist von einer „Gigafactory“, ein Begriff, der offensichtlich vom E-Auto-Führer Tesla übernommen würde. Zum Vergleich: Dessen erste Gigafactory kostet bis zur Fertigstellung 5 Milliarden Dollar.
Die Kommission hat durchaus ehrgeizige Ziele: „Wir wollen grüne Batterien“, sagte ihr Vizepräsident Maros Sefcovic. „Schon bei der Planung sollen die nachhaltige Umgang mit Rohstoffen ebenso berücksichtigt werden wie die Wiederverwertung.“ Die interessierten Firmen wie BASF, Bosch, Continental, Daimler, Siemens, Renault oder Total blieben bisher dennoch skeptisch. Detlef Drewes