Brodenbach

Einmal Mittelalter und zurück – Wie uns eine Epoche fasziniert

Auf Ehrenburg ist alles Handarbeit, wenn Mechthild Salz zerstößt, Gottfried den Dudelsack pfeift und Hillegund das Waschwasser ausgießt – zumindest, wenn Mittelalter-Erlebnistag ist.
Auf Ehrenburg ist alles Handarbeit, wenn Mechthild Salz zerstößt, Gottfried den Dudelsack pfeift und Hillegund das Waschwasser ausgießt – zumindest, wenn Mittelalter-Erlebnistag ist. Foto: Dorothea Müth

„Geht die Hände säubern in den Stallungen, jedoch ohne euch hernach die Haare nach Getier abzusuchen!“, ruft Mechthild. Sie trägt an diesem Maivormittag ein wallendes Kleid aus grobem, rotem Stoff, verschiedene kleine Lederbeutel um die Taille, die Schultern wärmt ein grauer Filz mit langer Kapuze. Vor ihr liegen auf einem Holztisch frische Kräuter, Getreidekörner, Tonschüsseln und Wellhölzer bereit.

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Brodenbach. „Geht die Hände säubern in den Stallungen, jedoch ohne euch hernach die Haare nach Getier abzusuchen!“, ruft Mechthild. Sie trägt an diesem Maivormittag ein wallendes Kleid aus grobem, rotem Stoff, verschiedene kleine Lederbeutel um die Taille, die Schultern wärmt ein grauer Filz mit langer Kapuze.

Vor ihr liegen auf einem Holztisch frische Kräuter, Getreidekörner, Tonschüsseln und Wellhölzer bereit. Qualm zieht durch die Luft – der Ofen ist schon angeheizt: Denn hier im Hof der Ehrenburg (Kreis Mayen-Koblenz, in einem Seitental der Mosel) will Mechthild Fladenbrot backen.

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Eßling

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Das geht anders, als es ihre Lehrlinge kennen, die außerhalb der Burgmauern Grundschüler sind und wenig vom Mittelalter wissen. Nicht so Mechthild. Sie weiß, dass das Wasser nicht aus dem Hahn kommt – „Was soll das denn sein? Ein Tier in der Wand?“ – , sondern hier auf Ehrenburg vom Himmel fällt und in einer Zisterne gesammelt wird. Dass Salz eines der kostbarsten Güter ist – es stammt aus dem Süden – und es darum die Burgherrin in ihrer Truhe verwahrt. Einige Brocken, die noch im Mörser zerstoßen werden müssen, zieht Mechthild aus einem Beutel.

Ritter, Gaukler und Minnesänger boten allerlei Kurzweil.

Maria Kittel

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Ritter, Musikanten und fahrendes Volk: Mittelalterliches Treiben herrschte beim Burgfest auf Schloss Oberstein.

Hosser

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Hosser

In demjenigen ihrer Leben, das 2011 spielt, heißt die fröhliche, rothaarige Frau Meike von der Bey und wohnt in Emmelshausen im Hunsrück. Schon seit zehn Jahren arbeitet sie auf der Ehrenburg als Mittelalterakteurin. Dazu kam es mehr zufällig, als die Pädagogikstudentin an der Koblenzer Uni einen Aushang der Ehrenburgfreunde las, die Verstärkung suchten.

Doch das Flair der Burg und die Mittelalterbegeisterung von Geschäftsführer Harald Peinzke fielen bei Meike von der Bey auf fruchtbaren Boden: „Ich schwatze gern, mag lange Kleider, hatte schon immer ein Faible für alte Sprache und Gedichte“, sagt sie. In der Szene lernte sie wenig später auch ihren Mann kennen – auf dem Mittelaltermarkt in Freienfels (Hessen), der unter Kennern als schönster zu Beginn der Saison gilt. Beim Bogenschießen im Wald hat es gefunkt. Ihren drei Kindern haben sie auch Minnelieder beigebracht, erzählt von der Bey stolz.

Die Kinder, die heute auf der Ehrenburg eine „Zeitenreise“ machen, erleben dieses Abenteuer mittels verschiedener Schauplätze und Kulturtechniken des Hochmittelalters. Während 19 Viertklässler an zwei langen Tischen rhythmisch und zufrieden ihren Brotteig kneten, führt Gottfried eine andere Gruppe bei der Burg- erkundung ins höfische (gleich höfliche) Benehmen ein. Hernach spielt er Dudelsack, die muntere Schar um ihn übt Springtanz: alle sich an den Händen gefasst, linksherum, rechtsherum, vier vor nur die Damen, dann die Herren.

Im Zwinger zeigt Walter den Zeitreisenden, wie Bogenschießen geht: „Bis zu fünf Oculi verticali (Längsstriche), die in eine Wachstafel geritzt werden, kann sich verdienen, wer mit jedem Schuss das rote Strohrund trifft. Den meisten seiner Schüler gibt Walter vier – weil der Pfeil „ein Meterchen“ oder manchmal auch nur „um Fliegenschissbreite“ daneben ging. Auch Walter alias Michael Klucken, der aus einer Töpferfamilie stammt, war jahrelang in der Mittelalterszene aktiv: für den Marktveranstalter Kramer Zunft und Kurtzweyl.

„Manche fahren auf die Mittelalterzeltlager wie in den Urlaub“, erzählt Meike von der Bey und schiebt die Fladen, inzwischen mit Kräutern verziert, in den Ofen. „Bei manchen ist es aber auch eine Flucht vor dem Leben heute. Sie tingeln von Markt zu Markt, versacken schließlich in der Szene.“ Einige Mittelalterfans haben sogar das Wohnzimmer entsprechend eingerichtet: statt Schränken und Regalen steht dort eine Truhe, die alles fasst.

Die Emmelshausenerin selbst findet nicht alles toll am Mittelalter: „Sagen und Mythologie machen mich an“, gesteht sie; in Frisuren, Farbsysteme und Kochkunst hat sie sich eingelesen. „Aber gelebt haben will ich da nicht!“, sagt sie entschieden. Das Ständesystem, der enge christliche Glaube und die Medizintechniken hätten von der Bey missfallen. „Man ist nicht alt geworden.“

Auch die Fladen werden auf Ehrenburg nicht alt. Schon nach wenigen Minuten zieht Mechthild das Blech heraus. Farbe und Form haben die Teigteile kaum verändert. Grobes Weizenmehl und Kräutersalz: warm, nahrhaft, irgendwie gesund und naturnah sind sie auf der Zunge. Auch den Kindern schmeckt es.

Von unserer Reporterin Dorothea Müth