Rheinland-Pfalz

EffCheck macht Umwelt und Firma froh

Sparen auf Knopfdruck: Christian Klaiss, beim Autozulieferer Fischer in Katzenelnbogen für das Qualitätsmanagement zuständig, erklärt, wie man mit der Verringerung des Kompressordrucks sofort 2700 Euro jährlich Kosten vermeidet. Dies war ein schnelles Ergebnis des EffChecks, weitere größere Maßnahmen sollen im nächsten Jahr folgen.
Sparen auf Knopfdruck: Christian Klaiss, beim Autozulieferer Fischer in Katzenelnbogen für das Qualitätsmanagement zuständig, erklärt, wie man mit der Verringerung des Kompressordrucks sofort 2700 Euro jährlich Kosten vermeidet. Dies war ein schnelles Ergebnis des EffChecks, weitere größere Maßnahmen sollen im nächsten Jahr folgen. Foto: Norbert Schmiedel

Wer in Umweltschutz investiert, der verliert entweder an Gewinn, oder er muss die Preise erhöhen. Gegen diesen Irrglauben haben das rheinland-pfälzische Wirtschafts- und das Umweltministerium gemeinsam ein Projekt gesetzt: den EffCheck. Das einfache Prinzip: Kosten sparen durch Umweltschutz.

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Rheinland-Pfalz – Umweltschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Umweltschutz kostet viel Geld. Das waren und sind die Parolen, die vielen Unternehmern die Lust auf Investitionen in diesem Bereich verderben.

Denn das heißt im Umkehrschluss: Wer in Umweltschutz investiert, der verliert entweder an Gewinn, oder er muss die Preise erhöhen, was die Konkurrenzfähigkeit der Produkte mindert. Gegen diesen Irrglauben haben das rheinland-pfälzische Wirtschafts- und das Umweltministerium gemeinsam ein Projekt gesetzt: den EffCheck. Das einfache Prinzip: Kosten sparen durch Umweltschutz. Und da wird es für die Betriebe richtig interessant.

2006 wurde das Projekt aus der Taufe gehoben. Das Land wollte eine Plattform im Internet schaffen, auf der Unternehmen, Behörden und Verbände in Sachen Umweltschutz ihre Erfahrungen und Ideen austauschen können. Der Name des Projekts: Effizienznetz Rheinland-Pfalz, kurz EffNet.

Verschwendung auf der Spur

Angesiedelt ist das Projekt jetzt beim Wirtschaftsministerium, betreut wird es vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG). Der wichtigste Baustein in diesem umweltorientierten Sparprogramm ist der sogenannte EffCheck: Experten gehen gemeinsam mit Unternehmern auf die Suche nach Löchern im System. Wo werden Energie und Wasser verschwendet? Wo kann die Produktion effizienter und ressourcensparender organisiert werden? Wo kann man Kreisläufe in der Produktion schließen und damit auch überflüssige Abfälle oder Emissionen vermeiden? Dabei bedient sich das Landesamt freier Berater, die direkt mit den Unternehmen einen Vertrag abschließen. 70 Prozent der Honorarkosten für maximal neun Beratertage werden vom Land übernommen – bis zu einer Höhe von 4500 Euro. Größere Betriebe mit mehr als 1000 Mitarbeitern müssen den Berater selbst bezahlen.

Dafür bekommt man allerdings bares Geld zurück – in Form ganz konkreter und vor allem realistischer Sparvorschläge. Ein positives Beispiel ist die Rhein-Mosel-Werkstatt für behinderte Menschen in Koblenz, die sich ebenfalls dem EffCheck unterzogen hat. Das erste und sehr simple Ergebnis: Als Ursache für einen enorm angestiegenen Wasserverbrauch wurde ein Rohrleck identifiziert. Investition: 3900 Euro, Einsparung: 11 500 Euro im Jahr. Mit anderen Worten: In nur vier Monaten hatte sich das eingesetzte Geld bereits amortisiert. Auch mit wasserlosen Urinalen lässt sich in der gemeinnützigen GmbH richtig Geld sparen. Einer Investition von 11 800 Euro stehen mögliche Ersparnisse von 2750 Euro im Jahr gegenüber – in 4,2 Jahren also sind die neuen Klos bezahlt. Und: So ganz nebenbei hat das Thema Umweltschutz eine höhere Priorität bekommen. Der Umweltschutzbeauftragte des Betriebes bekommt jetzt mehr Zeit, um sich dieser Daueraufgabe zu widmen.

„Der EffCheck hilft, gute Ideen zu transportieren“, ist Robert Weicht überzeugt. Der zuständige Experte beim LUWG wirbt mit Leidenschaft für dieses Projekt, und er hat gute Argumente. Da ist die Spinnerei für Spezialgarne, die mit einem Projekt für die Abwärmenutzung in einem Jahr genauso viel Geld einspart, wie sie investiert hat: 8500 Euro. Da ist der Pumpenhersteller, der für 2000 Euro seinen Produktionsprozess optimierte und dafür jetzt 2650 Euro erspartes Geld kassieren kann. Oder der Betrieb, der mit einer Abfallfibel für 2000 Euro seine Müllsortierung verbesserte und auf diese Weise jährlich satte 6800 Euro Entsorgungskosten spart.

Ein weiteres regionales Beispiel für die nachhaltige Wirkung des EffChecks ist die Firma Fischer GmbH & Co. KG. Der Autozulieferer in Katzenelnbogen ließ sich 2008 unter die Lupe nehmen. Neben einer ersten spontanen Ersparnis von 2700 Euro durch die einfache Reduzierung des Kompressordrucks entwickelten die Berater zwei größere Maßnahmen, mit denen der mittelständische Galvanisierer weit mehr als 100 000 Euro im Jahr sparen könnte. Es geht um die Verwendung der Raumwärme für das Trocknen von Schlämmen und die Abwärmenutzung bei den Kompressoren, die den Gasverbrauch des Betriebs deutlich senken würde. Umgesetzt sind die Maßnahmen noch nicht, wie der Beauftragte fürs Qualitätsmanagement, Christian Klaiss, erklärt. Dies lag zum einen an der Finanzkrise 2008, die dem Autozulieferer unsichere Zeiten beschert hatte. Außerdem sind mit dem Projekt größere bauliche Veränderungen verbunden. Die allerdings sollen 2012 in Angriff genommen werden.

Mit dem Besuch der Berater hat sich aber auch insgesamt das Klima für den Umweltschutz verbessert. „Der EffCheck war eine Initialzündung“, sagt Klaiss und verweist auf Folgeprojekte, die sich vor allem um den geringeren Einsatz von Chemikalien drehen. Ersparnis: ebenfalls im höheren fünfstelligen Bereich. Unterm Strich hat sich also der EffCheck gleich mehrfach gelohnt. Solche Erfahrungen bestätigt Experte Weicht. „Es hilft Betrieben, Umweltmanagement einzuführen.“ Der EffCheck zieht oft Nachfolgeprojekte nach sich, die bei größeren Unternehmen Ersparnisse bis zu siebenstelligen Summen bringen können. Da müssten doch eigentlich die Augen aller Unternehmer leuchten, und das Telefon dürfte bei EffNet keine Minute stillstehen.

Tatsächlich könnte der Zulauf etwas größer sein. Bislang haben sich in den vier Jahren, die das Projekt bereits läuft, 38 Betriebe checken lassen, elf Projekte laufen noch und weitere zehn sind in der Akquise. Möglicherweise ist das Projekt bei vielen Firmen noch unbekannt – oder die Firmenchefs befürchten hohe Umweltkosten und geringe Effekte. Deswegen will das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht jetzt die Öffentlichkeitsarbeit verstärken. Und Weicht glaubt an den wachsenden Erfolg des Projekts: „Es spricht sich langsam herum.“

Keine Verpflichtung

Doch obwohl Fördergelder in die Beratung fließen, besteht für die gecheckten Betriebe keine Pflicht zum Handeln. Und: „Nicht jede Maßnahme wird sofort umgesetzt“, weiß Weicht. Manchmal dauert es Jahre, bis sich Betriebe zu hohen Investitionen durchringen – zumal in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Manchmal entpuppen sich aber auch angedachte Projekte wie Blockheizkraftwerke als unwirtschaftlich. Doch auch das gilt den Netzwerkern in Sachen Energieeffizienz als Erfolg. Denn selbst wenn langfristige Projekte am Ende verworfen werden, hat die detaillierte Prüfung durch die Umweltexperten einen Vorteil: Die Diskussion im Betrieb ist endlich beendet. Manfred Ruch