Nürnberg/Berlin

Die Biobranche macht sich locker: Neue Käufer mögen's unverkrampft

Energieriegel mit Dörrfleisch aus Bio-Rothirsch: Die Biobranche bemüht sich, den Wunsch nach Regionalität und einfachem Verzehr in ihren Produkten zusammenzuführen. Foto: dpa
Energieriegel mit Dörrfleisch aus Bio-Rothirsch: Die Biobranche bemüht sich, den Wunsch nach Regionalität und einfachem Verzehr in ihren Produkten zusammenzuführen. Foto: dpa

2348 Aussteller aus 76 Ländern machten die Biofach zur weltweiten Leitmesse für Biolebensmittel. Hinzu kamen 200 Hersteller von Naturkosmetik. Wer sich da einen Überblick verschaffen will, braucht Zeit, eine gute Kondition – und kommt besser mit leerem Magen. Wir haben die Trends der Messe aufgespürt, die am vergangenen Wochenende in Nürnberg zu Ende gegangen ist.

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Energieriegel mit Dörrfleisch aus Bio-Rothirsch: Die Biobranche bemüht sich, den Wunsch nach Regionalität und einfachem Verzehr in ihren Produkten zusammenzuführen.

dpa

Kosmetik „ohne Gedöns“ frei von Erdöl, Silikonen, Parabenen – und natürlich vegan – entwickelt sich zum Bestseller.

dpa

Originelle Spätzle sind heutzutage nicht mehr zwingend handgeschabt...

Nicole Mieding

sondern kommen neuerdings frisch gepresst aus der Tüte...

Nicole Mieding

Fertig! Guten Appetit.

Nicole Mieding

Auf der Messe gab es einiges zu sehen: Bohnenpasta.

Nicole Mieding

Chia-Samen.

Nicole Mieding

Detox-Pudding.

Nicole Mieding

Energydrink.

Nicole Mieding

Grünkohl-Chips.

Nicole Mieding

Hundeshampoo.

Nicole Mieding

Knabbersmoothie.

Nicole Mieding

Kürbisbier.

Nicole Mieding

Urwaldkaugummi.

Nicole Mieding

Nicole Mieding

Von der Messe Biofach berichtet unsere Redakteurin Nicole Mieding

1. Vegan ist das neue Bio. Vom Müsli über Hundeshampoo und Babyschnuller bis zum Gleitgel: Es gibt kaum ein Produkt, das nicht betont, vegan zu sein. Damit trägt der Biomarkt einem Megatrend Rechnung: Immer mehr Menschen entscheiden sich zugunsten des Tierwohls dafür, nicht nur bei der Nahrung, sondern auch in anderen Lebensbereichen auf tierische Produkte zu verzichten. Ein wachsendes veganes Sortiment erleichtert ihnen das ethisch korrekte Leben, sie müssen immer weniger Einschränkungen in Kauf nehmen.

2. Bitte mit ohne! „Frei von ...“ heißt der zweite große Trend. Weit vorn liegt da der (oft freiwillige) Verzicht auf Gluten oder Laktose, selbst wenn keine Allergie oder Unverträglichkeit besteht. Weitere Zutaten auf der Verbanntenliste: Zucker, Kohlenhydrate, tierisches Eiweiß. Für den Trend zum Weglassen haben Marktbeobachter bereits den Begriff „Lifestyle-Allergiker“ geprägt. Der Branche beschert er neue Perspektiven, so bieten Supermärkte laktosefreie Milch schon als Eigenmarke an. Automatisch bio sind derlei Produkte nicht – und vielfach auch keine naturbelassenen Lebensmittel mehr. Mitunter treibt der Trend bizarre Blüten. So gibt es eifreies Ei zum Selbstanrühren. Aus den Niederlanden kommt glutenfreies Bier, für das der Hersteller (natürlicherweise glutenfreien) Buchweizen aus China importiert, um auf der Flasche neben dem Bio- auch mit dem Fairtrade-Siegel zu werben.

3. Unverkrampft und alltagstauglich. Was für die Branche lange Zeit tabu war, ist jetzt Trend: Sie öffnet sich für verarbeitete, verzehrfertige Convenience-Produkte in Bioqualität. Denn auch für ihre Kundschaft zählt zunehmend, dass Produkte leicht zuzubereiten und schnell konsumierbar – kurz, alltagstauglich – sind. Dogmatiker sind auf dem Rückzug, die neue Klientel geht die Sache ganz unverkrampft an. Bio muss nicht zwingend anstrengend sein, sondern darf eben auch Spaß machen. Genuss rückt in den Vordergrund.

4. Natur trifft Technik. Der gesellschaftliche Wandel verlangt nach einem „Bio 3.0“: Die Branche muss sich erneuern, wenn sie mit dem globalen Wettbewerb und den gestiegenen Ansprüchen der Kunden Schritt halten will. Das heißt: Waren müssen heute nicht mehr handgestrickt sein, sondern dürfen auch auf Hightech setzen: Wissenschaft und technologischer Fortschritt ziehen in die vom Manufakturgedanken geprägte Biobranche ein. Das muss kein Widerspruch sein – solange die Ökobilanz stimmt.

5. Auch das Drumrum soll stimmen. Die Nachfrage nach Bio-Kunststoffen und recycelbaren Verpackungen ist enorm. Zuckerrohr, Eierschalen und Fischschuppen werden bereits zu neuen Wertstoffen recycelt. Die neuen nachhaltigen Verpackungen sind tiefkühl- und spülmaschinengeeignet. Derzeit sucht die Industrie eine Alternative zur PET-Flasche. Folien und Blisterpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen, frei von Erdöl und Weichmachern, gibt es schon.