Köln

Das Erfolgsmodell „Wer wird Millionär?“

Das Erfolgsformat mit Günther Jauch steht vor seiner 1000. Auflage.
Das Erfolgsformat mit Günther Jauch steht vor seiner 1000. Auflage. Foto: DPA

Ein Lausbub als Moderator, skurrile Kandidaten und die Chance auf die Million: „Wer wird Millionär?“ ist mit durschnittlich 6,7 Millionen Zuschauern in der vergangenen Staffel die erfolgreichste Quizshow im deutschen Fernsehen. Am Freitag (20.15 Uhr) flimmert bei RTL die 1000. Folge über die Bildschirme.

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Köln – Ein Lausbub als Moderator, skurrile Kandidaten und die Chance auf die Million: „Wer wird Millionär?“ ist mit durschnittlich 6,7 Millionen Zuschauern in der vergangenen Staffel die erfolgreichste Quizshow im deutschen Fernsehen. Am Freitag (20.15 Uhr) flimmert bei RTL die 1000. Folge über die Bildschirme.

Doch woher kommt der Erfolg, der bereits zwölf Jahre anhält? Eine Analyse.

„Wer wird Millionär?“ ist eines der wenigen verbliebenen Familienformate im deutschen Fernsehen. „Für viele Familien ist die Sendung ein fester Bestandteil des Fernsehabends, ähnlich wie die Lindenstraße“, erklärt Medienwirtschaftler Professor Eckhard Wendling von der Hochschule der Medien in Stuttgart.

Anders als vergleichbare Quizshows hat sich „Wer wird Millionär?“ nach 1000 Folgen als Marke etabliert und ist aus dem Leben vieler Zuschauer nicht mehr wegzudenken. „Das ist wie bei jemandem, der seit jeher Coca Cola trinkt und schwört, dass Pepsi anders schmeckt“, erläutert Wendling, der aus Zell an der Mosel stammt. Hinzu kommt die symbolische Bedeutung der Million, die anderen Quizshows fehlt. „Sie ist ein Zeichen dafür, dass sich nach dem Gewinn das Leben ändert, dass man machen kann, was man will, und keine Geldsorgen mehr hat.“

Menschlichkeit macht Erfolg aus

Der größte Erfolgsfaktor ist jedoch die Menschlichkeit der Sendung. Die Zuschauer identifizieren sich mit den Kandidaten auf dem heißen Stuhl, und es kommt zu einem Kräftemessen: Wer weiß mehr? Der Kandidat oder der Zuschauer?

Hinzu kommt der Strippenzieher der Sendung, Moderator Günther Jauch. „Das Besondere an ihm ist seine Durchschnittlichkeit. Er ist durchschnittlich eloquent, sieht durchschnittlich aus und ist durchschnittlich intelligent. So wird er zu einem Teil der Familie“, sagt Wendling.

Harald Schmidt würde nicht passen

Beispielsweise würde das Format mit Harald Schmidt (54) nicht funktionieren, denn er wirkt gebildeter als der durchschnittliche Zuschauer und ist normalerweise eloquenter.

Doch wie eng hängt der Erfolg der Sendung mit Günther Jauch zusammen? „Gar nicht“, erläutert Wendling. „Wer wird Millionär?“ wäre zu Beginn auch mit einem anderen Moderator erfolgreich gewesen, aber inzwischen denken die Zuschauer bei der Sendung direkt an den 55-Jährigen.

Die Zuschauer lieben es, wenn er einen Kandidaten foppt oder einem anderen den richtigen Weg weist. Sie versuchen, aus seinen Gesten abzulesen, ob der Kandidat richtig oder falsch liegt – alles Teil des Spiels, kein Puzzlestück darf dabei fehlen. „Niemand kann Jauchs Gesten deuten, dazu ist er zu sehr Profi“, erklärt Wendling.

Die Zuschauer schalten jedoch nicht wegen Günther Jauch ein. Einer Umfrage der Fernsehzeitschrift „Hörzu“ zufolge schauen 86 Prozent der Menschen „Wer wird Millionär?“, weil wir etwas dazulernen wollen. „Das ist eine typisch deutsche Antwort. Wir sagen nicht, dass wir uns bei der Sendung entspannen wollen, sie wollen natürlich etwas dazulernen“, meint Wendling, dass die Antwort nicht repräsentativ ist, weil viele diese Meinung nur vorschieben.

Kein Ende in Sicht

Nach 1000 Folgen „Wer wird Millionär?“ ist bislang noch kein Ende der Show in Sicht. Vielleicht läuft sie ähnlich wie die „Lindenstraße“ ewig weiter. Den deutschen Sprachgebrauch hat die Sendung bereits geprägt. Wie selbstverständlich benutzt man im Alltag die Begriffe Telefonjoker, Publikumsjoker und 50:50-Joker, die sogar in den neuen Auflagen des Dudens zu finden sind.

Von unserem Reporter Christian Weihrauch