Rheinland-Pfalz

Brustkrebs-Früherkennung ist vorbildlich

Es ist eine Binsenweisheit der Krebsforschung, doch nirgendwo wird sie so sehr beherzigt wie beim Brustkrebs: Je früher ein Tumor entdeckt wird, umso größer ist die Überlebenschance des Patienten.

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Rheinland-Pfalz. Es ist eine Binsenweisheit der Krebsforschung, doch nirgendwo wird sie so sehr beherzigt wie beim Brustkrebs: Je früher ein Tumor entdeckt wird, umso größer ist die Überlebenschance des Patienten.

Die Früherkennung beim Mammakarzinom setzt diese Erkenntnis geradezu mustergültig um. Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Mammografie mittlerweile ein derart anerkanntes Verfahren ist, dass die Krankenkassen sie seit 2005 alle zwei Jahre bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bezahlen müssen.

Das ab dem 30. Lebensjahr jährlich vom Gynäkologen bei Frauen praktizierte Abtasten der Brust ist der Mammografie deutlich unterlegen. Mit der Röntgenuntersuchung lassen sich selbst Zellanhäufungen diagnostizieren, die mit den Händen nicht als Knoten zu erfühlen sind. Da die Heilbarkeit in diesem Stadium der Tumore sehr hoch ist und die Sterblichkeitsrate gegen null geht, wird die Mammografie von vielen als wichtigstes Instrument in der Bekämpfung des Mammakarzinoms betrachtet.

Doch die Kritiker des Verfahrens sind deshalb nicht verstummt. Sie halten den psychischen Druck, dem Abertausende gesunde Frauen ausgesetzt werden, um bei einigen Brustkrebs zu entdecken, für zu groß. Doch Dr. Jochen Schenk, neben Dr. Toni Vomweg verantwortlicher Arzt beim Mammografie-Screening-Programm Mittelrhein, widerspricht: „Diesen Druck haben die Patienten bei jedem Arztbesuch. 2000 Frauen zu untersuchen, um ein Leben zu retten, halte ich für kein Problem. Wir müssen auch einen Fehlalarm auslösen dürfen.“

Und schließlich liegt die Entdeckungsrate laut Vomweg im nördlichen Rheinland-Pfalz über dem Bundesschnitt: Nur 3 Prozent der Frauen werden nach der ersten Mammografie zu einer erneuten Untersuchung eingeladen. Bei jeder vierten dieser Patientinnen wird dann tatsächlich Brustkrebs diagnostiziert. Insgesamt waren es seit dem Start des Programms in Rheinland-Pfalz vor vier Jahren 1000 Mammakarzinome.

Dieses Einladeverfahren ist bei der Früherkennung einmalig. Und es ist ein großer Erfolg, berichtet Schenk: „Viele Frauen sagen mir, dass sie niemals zur Mammografie gegangen wären, wenn sie die Einladung nicht bekommen hätten.“ Und seit 2010 laden die zertifizierten Screening-Praxen am Mittelrhein – zwei in Koblenz, zwei weitere in Mayen und Betzdorf – nicht nur ein, sie kommen auch zu den Frauen. Ein sogenanntes Mammobil, ein mobiler Screening-Bus, fährt zu den Frauen, die mehr als 20 Kilometer entfernt von einer zertifizierten Praxis wohnen.

Von unserem Redakteur Christian Kunst