Briten raus, Schotten rein?

Die SchicksalsfrageDas wird spannend: Bleibt Großbritannien in der EU oder nicht? Heute stimmen die Briten darüber ab. Was hat die Menschen am Tag vor der Abstimmung bewegt?
Die SchicksalsfrageDas wird spannend: Bleibt Großbritannien in der EU oder nicht? Heute stimmen die Briten darüber ab. Was hat die Menschen am Tag vor der Abstimmung bewegt? Foto: Axel Bueckert -

Ein Brexit könnte zu einer Zerreißprobe für das Vereinigte Königreich werden. Denn in Schottland scheint es eine deutliche Mehrheit für einen Verbleib in der EU zu geben. Briten raus, Schotten rein – ginge das so einfach? Nein. Dazu müsste Schottland zunächst einmal die politischen Voraussetzungen schaffen. Derzeit gehören die Schotten zum Vereinigten Königreich, sie sind also nicht selbstständig. Um diese Autonomie herzustellen, wäre eine weitere Volksabstimmung nötig. Allerdings sprachen sich die Schotten 2014 mit 55 Prozent gegen eine Unabhängigkeit aus.

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Die Europäische Union kann nur eigenständige Staaten aufnehmen und auch nur mit autonomen Ländern Aufnahmeverhandlungen führen. Würde man in Edinburgh die Unabhängigkeit beschließen, müsste man zunächst die entsprechenden Strukturen aufbauen. Das beginnt bei der Währung, eine Zentralbank wird nötig sein, eine international anerkannte Regierung muss gewählt werden, und außerdem hat das Land nachzuweisen, dass es die Sammlung europäischer Rechtstexte akzeptiert.

Die Europäischen Verträge legen fest, dass die Beitrittsgesuche chronologisch abgearbeitet werden. Vereinfacht gesagt: Schottland müsste sich hinten anstellen. Zunächst sind Albanien, Montenegro, Mazedonien, Serbien und die Türkei dran. Brüsseler Experten rechnen mit einer Wartezeit, die nicht unter zehn Jahren liegen dürfte. dr