Rheinland-Pfalz

Beziehung zu Medien: Mehr Hass als Liebe

„Wie konnte es so weit kommen?“, fragt man sich heute automatisch – den jungen Kohl im Fernsehen vor Augen, den alten Kohl im Kopf. Der ist ein junger dynamischer Politiker, der als Erster seiner Generation die Medien für seine Zwecke zu nutzen weiß: Homestory, Bilder mit Hund, Pfeife und Kindern. Sympathisch, locker, gewitzt. Doch wo auf dem langen gemeinsamen Weg durch die Politik ging all das verloren?

Lesezeit: 1 Minute
Anzeige

Rheinland-Pfalz – „Wie konnte es so weit kommen?“, fragt man sich heute automatisch – den jungen Kohl im Fernsehen vor Augen, den alten Kohl im Kopf. Der ist ein junger dynamischer Politiker, der als Erster seiner Generation die Medien für seine Zwecke zu nutzen weiß: Homestory, Bilder mit Hund, Pfeife und Kindern. Sympathisch, locker, gewitzt. Doch wo auf dem langen gemeinsamen Weg durch die Politik ging all das verloren?

In den ersten Jahren merkt man Kohl sogar noch die Freude an der verbalen Auseinandersetzung an. Natürlich ist er seinen Gesprächspartnern überlegen, aber er lässt es nur verschmitzt durchblitzen. Doch je mehr Macht auf Kohls Schultern drückt, desto tiefer wird die Kluft. Vor allem die Anfeindungen des „Spiegel“ und die „Birne“-Verhöhnung Anfang der 1980er setzen ihm zu.

In der ersten Hälfte seiner Regentschaft scheint das Fell noch dick genug, doch spätestens nach der Wiedervereinigung kippt die einstige Liaison endgültig ins Zerstörerische. Kalt und überheblich kanzelt er Journalisten ab, greift sie – wenn er kampflustig ist – in aller Öffentlichkeit persönlich an: „Sie sind ein erbärmlicher Journalist“ oder „Jetzt bleibe ich hier schon bei Ihnen stehen, und sie können keine richtige Frage stellen“. Kohl gegen alle. Die politische Kälte und Einsamkeit machen ihn unberechenbar.

Mit einer gewissen Distanz und Respekt vor der Lebensleistung werden die Medien nun vor dem Geburtstag wieder milder. Bei Kohl ist das indes fraglich.

Peter Lausmann