Berlin/Koblenz

Bauernpräsident fordert Risiko-Rücklage

Neben der Ehec-Krise hat auch die lang anhaltende Trockenheit im Frühjahr vielen Bauern zu schaffen gemacht. „Wir werden sicherlich bei Getreide und Raps weniger als im Vorjahr ernten“, prognostiziert Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV).

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Berlin/Koblenz. Neben der Ehec-Krise hat auch die lang anhaltende Trockenheit im Frühjahr vielen Bauern zu schaffen gemacht. „Wir werden sicherlich bei Getreide und Raps weniger als im Vorjahr ernten“, prognostiziert Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV).

Auch der erste Grünlandschnitt fiel mager aus. Dass es jetzt warm geworden ist und endlich Regen fiel, hat aber Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln und dem Grünland gutgetan. Sonnleitner zeigt sich von daher gelassen: „Wir Bauern arbeiten nun mal in und mit der Natur. Da ist selten ein Jahr wie das vorherige.“

Der DBV-Präsident fordert deshalb aber eine steuerliche Reform zugunsten der Landwirte: Sie sollen in guten Jahren eine Risikorücklage bilden können, die in schlechten Jahren verwendet wird. „Das würde die unternehmerische Eigenverantwortung stärken“, betont Sonnleitner. Bisher ist der Vorschlag aber am Widerstand des Bundesfinanzministers gescheitert. „Wir werden unsere Forderung in dieser Woche hier auf dem Deutschen Bauerntag in Koblenz gerade auch vor dem Hintergrund der Ernte 2011, des Ehec-Ausbruchs oder der Dioxin-Krise laut und deutlich erneuern.“

Die Trockenheit könnte steigende Getreidepreise zur Folge haben, vor allem dann, wenn es auch in anderen Ländern schlechte Ernten geben sollte. Sonnleitner sagt aber: „In den vergangenen Jahren war es immer umgekehrt, Dauertiefstpreise bei Discountern allenthalben.“ Und ob für den Verbraucher Brot und Brötchen teurer werden, hängt nicht allein vom Getreidepreis, sondern von vielen Faktoren ab. Beim Verkaufspreis spielen etwa die Energie- und Personalkostensteigerungen eine weitaus größere Rolle, betont der Bauernpräsident. Steigende Getreidepreise treffen über die Futterkosten allerdings die Tierhalter massiv. Vor allem bei den Schweine- und Ferkelhaltern ist es deshalb derzeit nach Einschätzung des Verbands eng.

Vom Deutschen Bauerntag erhofft sich Sonnleitner vor allem ein Signal: Die Landwirtschaft ist eine Zukunftsbranche und hilft dabei, große Probleme dieser Welt zu lösen – ob es um die Ernährung, den Klimaschutz, die Energieversorgung oder die Erhaltung von Biodiversität und intakter Umwelt geht. Auch der Bedarf an Fach- und Führungskräften nimmt deshalb in den kommenden Jahren rapide zu, sagt Sonnleitner voraus.

Fünf Millionen Menschen seien in Deutschland derzeit in Land-, Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie dem Handel beschäftigt, zwölf Prozent aller Erwerbstätigen. „Da liegen wir auf Augenhöhe mit der Automobilwirtschaft.“

Ein Landwirt sei dabei mehr als bloßer Unternehmer: Er wirtschaftet nachhaltig und denkt in Generationen. Sonnleitner: „Mit mehr bäuerlicher Verlässlichkeit auch in der Finanzwelt wäre sicherlich die jüngste Finanz- und Haushaltskrise nicht entstanden.“ hil