Auf der Suche nach dem Sommer

Foto: Jan-Philipp Strobel
Foto: Jan-Philipp Strobel

Wo steckt er bloß, der Sommer? Wir haben uns auf die Suche gemacht – mit Hilfe von Wetterexperten. Die sagen: Er kommt doch noch, der Sommer, zaghaft am Sonntag, mit voller Wucht dann ab Montag.

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Wo steckt er bloß, der Sommer? Wir haben uns auf die Suche gemacht – mit Hilfe von Wetterexperten. Die sagen: Er kommt doch noch, der Sommer, zaghaft am Sonntag, mit voller Wucht dann ab Montag. Noch strahlt das sehnsüchtig erwartete Hochdruckgebiet allerdings ausgiebig auf den Mittelmeerraum herab. Aber nicht mehr lange.

„Wenn der Sommer dann nicht kommt, kann man ihn vergessen“ , sagt der Wetterbauer Hans Boes.
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„Die Hitzenzentren sind derzeit in der Türkei, Spanien, Griechenland und Süditalien“, weiß Jürgen Schmidt, Diplom-Meteorologe vom Wetterkontor in Ingelheim. „Im Landesinneren gibt es dort Temperaturen bis an die 40 Grad.“ In Südfrankreich ist es nicht ganz so warm, hat aber immerhin Temperaturen um die 30 Grad. Das würde den Rheinland-Pfälzern ja schon genügen, um so etwas wie ein Sommer-Feeling zu haben.

Was hat das Hochdruckgebiet davon abgehalten, seine sanften Kreise über Deutschland zu ziehen? „Wir hatten ständig Kaltlufteinbrüche, die vom Raum Grönland, von Spitzbergen und dem Nordmeer nach Süden gingen“, weiß Jürgen Schmidt. Das hat dann immer wieder zu Tiefdruckentwicklungen über den britischen Inseln geführt. Regen in England – wie könnte es anders sein. „Dadurch hatten auch die Hochdruckgebiete bei uns keine Chance“, sagt Schmidt. Selbst wenn die Briten alle ihre Regenschirme aufgespannt hätten, wäre die Kaltluft nach Deutschland durchgedrungen.

Doch jetzt kommt Bewegung in die meteorologische Gemengelage – auch wenn es sich zunächst anders anhört: Bei Island entwickelt sich am Wochenende ein sehr starkes Tief und führt vom Atlantik wärmere Luft heran. Das Gute dabei: Die Kaltluft wird damit quasi abgeschnitten. Ende, Schluss, Aus mit dem Regen. „Damit ist der Weg frei für schöneres Wetter bei uns“, sagt Jürgen Schmidt, „zumindest für ein paar Tage.“

Ist das schon Grund zum sonnigen Optimismus? „In unserer Region beginnen die Sommertage immerhin schon am Sonntag“, weiß der Wetterexperte. „Dann ist es schon mal sonnig und trocken.“ Die Temperaturen steigen zwar mit angezogener Handbremse, aber immerhin: Der Grill kann ausgepackt werden bei knapp über 20 Grad an Rhein und Mosel.

Von Montag bis Mittwoch zeigt der Sommer, was in ihm steckt. Am Wochenanfang steigt das Thermometer auf 25 bis 26 Grad, am Dienstag auf 27 bis 28 Grad, und am Mittwoch wird mit etwas Glück die 30-Grad-Marke geknackt. Endlich! Aber was kommt dann? Tja, das ist noch unsicher. Da wagt der Fachmann noch keine richtige Prognose, sondern sagt vorsichtig: „Es könnte sein, dass es dann wieder wechselhafter wird. Aber das ist momentan noch nicht so sicher.“ Erst mal kommen jetzt vier trockene Tage. Immerhin. Man wird ja bescheiden in Anbetracht des bisherigen Schauerwetters. Oder erwarten wir einfach zu viel vom Sommer? „Wechselhafte Sommer sind eigentlich für uns typisch“, sagt Schmidt. „Wir liegen dicht am Atlantik und werden von diesem Wetter beeinflusst.“ Längere trockene und heiße Sommer sind deshalb die Ausnahme, nicht die Regel. „Aber solche lange Regenphasen wie jetzt sind genauso ungewöhnlich“, sagt Schmidt.

Was also ist zu empfehlen, damit die drei letzten rheinland-pfälzischen Schulferienwochen nicht komplett ins Wasser fallen? Gibt's irgendwo die Sommergarantie? „Nur am Mittelmeer oder auf den kanarischen Inseln“, sagt Jürgen Schmidt. Aber: Ab dem 23. Juli kommen die Hundstage und dauern einen ganzen Monat. „Das sind normalerweise die wärmsten Tage des Jahres.“ Es gibt also Hoffnung!

Die Hundstage haben allerdings weniger mit jaulenden Vierbeinern, sondern mehr mit dem Stern Sirius zu tun, der jetzt wieder sichtbar ist. Er ist neben der Sonne der hellste Himmelskörper und erscheint im Sternbild des Hundes. Daher die Hundstage. Aha.

Auf die vertraut auch Wetterbauern Hans Boes aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Wenn der Sommer dann nicht kommt, kann man ihn vergessen“, sagt er. „Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben.“ Er erinnert sich an 1956 (oder war es 1957?), da hat es Tag für Tag geregnet. Im Juni, im Juli, im August. „Das ging sogar bis in den Herbst so weiter“, weiß Boes. „Damals sagten die Leute, dass seien alles die Atomversuche der Russen schuld.“ Heute muss er über diese Erklärung schmunzeln. Vielmehr glaubt er daran, dass jedes Schaltjahr ein Kaltjahr ist – so wie 2012. „Das kommt nicht von ungefähr“, sagt Boes. „Auch das Streuobst macht alle vier Jahre Pause.“ Nach drei Topjahren folgt ein Ausreißerjahr – der Rhythmus der Natur. Aber, prophezeit Hans Boes, „wir werden noch nach Wasser Ausschau halten. Die Hitze steht vor der Tür.“ Na, dann lassen wir sie doch endlich herein! Birgit Pielen