Koblenz/Berlin

Ärzte wollen Widerspruchslösung

Der Fall von SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, der seiner Frau eine Niere spendete, hat auch viele Kollegen in der Politik berührt. Die Konsequenzen aus dem Fall spalten insbesondere die schwarz-gelbe Koalition in zwei Lager: Während sich der Obmann der Union im Gesundheitsausschuss, Rolf Koschorrek (CDU), für eine Widerspruchsregelung bei Organspenden ausspricht, sieht Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) dies skeptisch.

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Koblenz/Berlin – Der Fall von SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, der seiner Frau eine Niere spendete, hat auch viele Kollegen in der Politik berührt. Die Konsequenzen aus dem Fall spalten insbesondere die schwarz-gelbe Koalition in zwei Lager: Während sich der Obmann der Union im Gesundheitsausschuss, Rolf Koschorrek (CDU), für eine Widerspruchsregelung bei Organspenden ausspricht, sieht Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) dies skeptisch.

Die Mehrheit der Ärzte widerspricht dem Minister: Laut aktuellem Gesundheitsmonitor wünschen sich 72 Prozent der Mediziner eine Widerspruchsregelung bei Organspenden. Die Betroffenen müssten dann zu Lebzeiten ausdrücklich widersprechen, bevor ihnen im Falle eines Hirntodes Organe entnommen werden dürfen. Derzeit müssen sie oder ihre Angehörigen solch einem Vorgehen ausdrücklich zustimmen. Auf deutliche Ablehnung bei Ärzten stößt der Vorschlag, spendebereite Bürger durch einen besseren Listenplatz bei der Vergabe von Nieren & Co. zu belohnen. 63 Prozent wollen dies nicht.

Um die Spendenbereitschaft der Ärzte ist es allerdings alles andere als gut bestellt. Nur 51 Prozent haben einen Organspendeausweis, 35 Prozent haben sich darüber noch keine Gedanken gemacht, 14 Prozent lehnen einen solchen Ausweis sogar ab.

Noch dramatischer dürfte sein, dass 61 Prozent der Ärzte das Thema Organspende bei ihren Patienten nie selbst ansprechen. Nur 31 Prozent tun dies in bestimmten Fällen, 10 Prozent häufiger. Daran ändert auch wenig, dass 44 Prozent der Befragten hoffen, dass Steinmeiers Fall als positives Beispiel gilt. Für 33 Prozent sollten solche Lebendspenden – wie derzeit üblich – nur im Notfall möglich sein. 21 Prozent lehnen Lebendspenden sogar gänzlich als zu risikoreich und betrugsanfällig ab. Für Deutschlands Ärzte scheint der Fall Steinmeier also alles andere als ein Vorbild zu sein.

Christian Kunst