Frankfurt

25 Jahre DAX: Aufstieg mit Ausrutschern

Jubiläum: Schwergewichte der deutschen Wirtschaft überzeugten auf lange Sicht – Selbst 10 000 Punkte scheinen möglich
Jubiläum: Schwergewichte der deutschen Wirtschaft überzeugten auf lange Sicht – Selbst 10 000 Punkte scheinen möglich Foto: DPA

Seit 25 Jahren ist er das Spiegelbild für die Entwicklung der 30 wichtigsten deutschen Unternehmen – und irgendwie auch für die ganze deutsche Wirtschaft: der DAX. Es gab herbe Einbrüche und große Verlierer.

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Von Harald Schmidt, Jörn Bender und Lutz Alexander

Insgesamt aber zeigt sich der Leitindex als Erfolgsgeschichte, und derzeit scheint er trotz der jüngsten Dämpfer kaum zu stoppen: Seit Anfang vergangenen Jahres hat der Deutsche Aktienindex um knapp ein Drittel zugelegt. Anleger mit langem Atem verdienen in der Regel gut. „Der DAX ist auf alle Fälle eine Erfolgsstory. Seine Kurve verläuft von links unten nach rechts oben – selbst Einbrüche ändern nichts an der insgesamt deutlichen Aufwärtsbewegung“, schwärmt Fidel Helmer.

Die zwei Gesichter des DAX: Mal waren die Händler in Champagnerlaune, mal herrschte blankes Entsetzen.
Die zwei Gesichter des DAX: Mal waren die Händler in Champagnerlaune, mal herrschte blankes Entsetzen.
Foto: DPA

Der Leiter des Wertpapierhandels der Privatbank Hauck & Aufhäuser hat die Geschichte des DAX hautnah miterlebt: Seit 1970 arbeitet er am Finanzplatz Frankfurt. Die 30 Unternehmen im DAX gelten als Querschnitt der deutschen Wirtschaft.

Die zwei Gesichter des DAX: Mal waren die Händler in Champagnerlaune, mal herrschte blankes Entsetzen.
Die zwei Gesichter des DAX: Mal waren die Händler in Champagnerlaune, mal herrschte blankes Entsetzen.
Foto: DPA

„Der Index soll den Gesamtmarkt angemessen darstellen“, erklärt Konrad Sippel, Leiter Produktentwicklung von Stoxx, der Indextochter der Deutschen Börse. Anleger und Analysten, Banker und Börsenprofis schauen genau auf die Kurse. Längst ist der DAX eines der wichtigsten Börsenbarometer der Welt. Zum Finanzplatz Frankfurt gehört er wie Bulle und Bär, die Banken- Skyline oder das Euro-Zeichen vor der Europäischen Zentralbank.

Bis zu seiner Einführung hatte Durcheinander geherrscht: In Deutschland gebe es mehr Aktienindizes als Aktien, spotteten ausländische Beobachter in den 80er-Jahren. Es gab einen Index der „Börsen-Zeitung“, einen der Commerzbank, einen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Wir wollten ein nach außen wirkendes Symbol haben, vergleichbar dem Dow Jones“, sagte einst Rüdiger von Rosen, einer der Väter des DAX. Zunächst lief der neue Index unter dem Namen „DAI“.

Manfred Zaß, lange in führenden Positionen bei der Deutschen Börse, erinnert sich im Magazin der Dekabank: „Das klang zu japanisch. Ich habe vorgeschlagen, den Namen stärker am Gedanken ,exchange' (Börse) auszurichten. So entstand die Abkürzung DAX.“ Für Investoren war der DAXStart etwas Besonderes, blickt Helmer zurück: „Die 30 besten und größten deutschen Unternehmen waren hier aufgelistet, und die Zusammensetzung wurde regelmäßig aktualisiert.“

Bis heute gebe der Index Aktionären ein realistisches Bild über die Stärke der Unternehmen, findet Helmer. Denn er ist ein sogenannter Performance-Index, bei dem Börsenwert (Marktkapitalisierung) und Dividendenzahlungen an die Aktionäre sowie Kapitalveränderungen einfließen. Viele institutionelle Anleger richten sich bei ihren Entscheidungen nach dem Leitindex, erklärt Helmer: „Wer aus dem DAX rausfällt, verliert automatisch an Boden.“

Und wie geht es weiter mit dem Leitindex? Trotz Schuldenkrise und schwacher Konjunktur könnte er bis zum Jahresende wieder an sein Rekordniveau vom Mai heranrücken, glauben Experten. Zuletzt drückten zwar die Furcht vor dem Ende der Notenbank-Geldschwemme und die Sorgen um die Stabilität des chinesischen Finanzsystems auf die Stimmung der Anleger.

Der Optimismus könnte aber bald wieder zurückkehren. Selbst 10 000 Punkte seien „keine Utopie mehr, sondern durchaus vorstellbar“, sagt M.M.-Warburg- Stratege Carsten Klude. Dazu muss sich nach Einschätzung von LBBWChefvolkswirt Uwe Burkert aber vor allem das Wachstum wieder beschleunigen. „Zudem müssten die Gewinne der Unternehmen kräftig ansteigen.“ Und das wird wohl nur passieren, wenn es in der Staatsschuldenkrise in Europa nachhaltige Fortschritte gibt.